JULIA SOMMERLIEBE Band 20
ihr erster Freund mit ihr Schluss gemacht hatte, hatte er sie getröstet. Judd wusste einfach alles über sie.
Bis auf eine Kleinigkeit: Als er Pier Point verlassen hatte, war sie todtraurig zurückgeblieben. Es war alles andere als leicht für sie gewesen. Abby hatte sich zurückgewiesen gefühlt von dem Menschen, den sie am meisten auf der Welt liebte.
Was, wenn sie durch ihre Affäre süchtig nach Judd wurde?
Was, wenn sie die gleiche schlimme Erfahrung, ihn zu verlieren, noch einmal durchmachen musste?
„Schatzi, durch dich sieht das Kleid richtig toll aus. Ich wette, dem Traumprinzen fallen die Augen aus dem Kopf, wenn er dich so sieht.“
„Jetzt hör schon auf.“
Abby vermied es, Tara ins Gesicht zu sehen. Sie wollte nicht, dass diese ihr ansah, wie aufgeregt sie tatsächlich war. Insgeheim hoffte sie natürlich, dass es Judd die Sprache verschlagen würde, wenn er sie in diesem Kleid sah.
Tara kicherte. „Alles klar, ich bin ja schon still. Und denk dran: Brust raus, Bauch rein. Den Kopf noch etwas gerader und die Schultern mehr zurück. Super. Los geht’s! Gib dein Bestes.“
Abby wandte sich vom Spiegel ab und streckte Tara die Zunge heraus. „Genau das habe ich auch vor. Ich werde diesen Auftrag so schnell wie möglich über die Bühne bringen, und danach werde ich Dich triezen. Du darfst dich schon auf die restliche Woche freuen. Also dann, lasst uns anfangen!“
„Süße, um nichts in der Welt möchte ich das verpassen.“ Tara hielt Abby ihren Arm hin und deutete ihr an, sich unterzuhaken. „Ich sehe schon die Schlagzeilen vor mir: Abby Weiss, die begnadete Modestylistin, hat endlich auch ihr Talent als Fotomodell entdeckt. Damit begeisterte sie nicht zuletzt Judd Calloway, den attraktivsten Fotografen aller Zeiten, der sich auf der Stelle in sie verliebte.“
„Bitte Tara, hör auf!“
Abby konnte es nicht erwarten, Judds Reaktion zu sehen. Zum einen war sie gespannt, wie ihm ihr Aussehen gefiel, zum anderen wollte sie endlich wissen, wie er sich nach ihrem Gespräch am Strand verhalten würde. Würde er sie wieder necken und aufziehen, so wie üblich? Oder würde er ein wenig verkrampft und unsicher wirken angesichts ihrer geplanten Affäre?
Geplante Affäre, wie das schon klang! Abby schoss die Schamesröte ins Gesicht, als sie sich vorstellte, was sie und Judd alles miteinander anstellen könnten. Der Gedanke, dass sein leidenschaftlicher Kuss nur ein Vorgeschmack auf das war, was sie im Bett erwarten durfte, machte sie mehr als nur nervös.
„Sieht so aus, als würde unsere schüchterne Braut bereits von den Flitterwochen träumen.“ Tara lachte.
„Komm endlich.“ Abby verfluchte sich innerlich für ihre Träumereien, die bei ihr wahrscheinlich einen ziemlich dämlichen Gesichtsausdruck hervorgerufen hatten.
Judd lief am Strand auf und ab wie ein Tiger in seinem Käfig. Die Anspannung war nahezu unerträglich. Wie mochte sich Abby ihm gegenüber verhalten? Er konnte kaum glauben, dass das aufwühlende Gespräch und ihre Abmachung tatsächlich stattgefunden hatten.
Als er und Abby danach wieder am Hotel angekommen waren, hatte sie blass und nervös gewirkt. Es hatte ihn einige Willenskraft gekostet, sie nicht in seine schützenden Arme zu schließen, um sie zu beruhigen. Ein irgendwie falsch und verkrampft wirkendes Lächeln hatte auf ihrem Gesicht gelegen. Judd hatte diesen Ausdruck schon manchmal bei Abby gesehen: vor wichtigen Prüfungen, vor dem Korbball-Endspiel und am Abend der Abschlussfeier.
Damals, als er sie zum ersten Mal geküsst hatte.
In dieser Nacht hatte er sich einige Fehler erlaubt. Mehr noch: Er hatte sich wie der letzte Idiot benommen. Obwohl Abby einfach traumhaft ausgesehen hatte, war ihm nichts Besseres eingefallen, als Witze über sie zu machen. Und er hatte ihr absolut unmissverständlich klargemacht, dass er an ihr als Frau nicht interessiert war.
Wenn sie damals nur gewusst hätte, was in ihm vorging …
Die Erinnerungen verwirrten ihn. Heute waren sie sich wieder so nahe gekommen wie damals, und schon wieder spielte Judd mit dem Gedanken, sich aus dem Staub zu machen. Was war nur los mit ihm?
„Beruhig dich, Junge. Du siehst aus, als stündest du kurz vor einem Herzinfarkt.“ Tom leerte seine Limonade mit hastigen Schlucken. Dann prostete er Judd mit der leeren Flasche zu.
„Keine Sorge, mir geht es gut“, log Judd. Zu gerne hätte er jetzt einen doppelten Whiskey getrunken, um seine Nerven zu beruhigen. Normalerweise besetzte er den
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