ZITRONENLIMONADE (German Edition)
Kapitel Eins
Der
Tag, an welchem mein bisheriges Leben endete, war ein Donnerstag. Nicht etwa
Freitag, der Dreizehnte, was sehr viel passender gewesen wäre. Dies nur
nebenbei bemerkt. Und ich hatte beim Erwachen glücklicherweise nicht die
leiseste Ahnung davon, welche Herausforderungen auf mich warteten.
Ich
steckte in einem seltsamen Zustand fest, sah nur Dunkelheit um mich herum, taumelte
in einem Meer von Schwärze umher und versuchte verzweifelt, an die Oberfläche
und ans Licht zu kommen. Ich fühlte mich wie etwas, das die Katze angeschleppt
hatte…In meinem Kopf drehte sich alles, außerdem hatte ich das Gefühl, da säßen
tausend Spechte drin und hämmerten begeistert von innen auf mein Hirn ein.
Vermutlich nur ein blöder Alptraum. Ich musste
lediglich die Augen aufmachen, um dem Schmerz zu entkommen. Leichter gesagt als
getan! Auf meinen Augenlidern schienen Bleigewichte zu liegen.
Ich
selber lag ebenfalls, auf dem Rücken, außerdem spürte ich nur die Hälfte meiner
Glieder, genauer genommen lediglich die linke Körperseite. Es fühlte sich an,
als ob ich genau in der Mitte längs durchgeschnitten worden wäre und die rechte
Seite entfernt wurde. Aber das konnte nur an diesem dämlichen Traum liegen, in
dem ich immer noch gefangen war. Los jetzt Mädel, mach´ die Augen auf, spornte
ich mich innerlich an. Wie ein Echo hörte ich weit entfernt eine tiefe unbekannte
Männerstimme, die mich beim Namen rief:
"Frau
Salten, können Sie mich hören? Christina, bitte machen Sie die Augen auf!"
Obwohl ich mich immer noch fühlte wie etwa
tausend Meter unter der Meeresoberfläche treibend, konnte ich die Worte
deutlich verstehen. Wer war der Typ? Was machte der in meinem Schlafzimmer? Hatte ich
zu viel getrunken und im Rausch einen Wildfremden abgeschleppt? Aber warum
siezte der mich dann?
Meinem
elenden Zustand nach zu urteilen, musste ich dicht an einer Alkoholvergiftung
dran sein. Stopp, fiel mir ein, du trinkst doch außer einem gelegentlichen Glas
Sekt oder Wein nichts. Von mehr wurde mir nur schwindelig und ich hundemüde;
bis zur Volltrunkenheit würde ich es nie schaffen, weil ich vorher
eingeschlafen wäre.
Außerdem war ich zu solide für
One-Night-Stands. Es hätte mich in Singlezeiten schon ab und an gereizt, aber
leider hatte ich - wenn es denn ernst wurde - zu viele Skrupel gehabt. "Kind, so was tut man nicht!" hörte
ich meine lebenserfahrene aber leider vor drei Jahren verstorbene Oma im Geiste
sagen. "Du wärst zu leichte Beute. Ein Mann will jagen und erobern."
Da
war was dran, ich kannte keine Freundin von mir, bei der sich aus einem
One-Night-Stand eine ernste Beziehung entwickelt hatte…Theoretisch wäre zwar
durchaus möglich, dass wir Mädels im
Zeitalter der Emanzipation uns selbst als Jägerinnen betrachteten! Aber mal
ehrlich, irgendwie stellte ich es mir fürs Selbstbewusstsein nicht gerade
erhebend vor, wenn die scharfe Eroberung von gestern Abend sich entweder gleich
nach dem Vergnügen oder am nächsten Morgen eilends auf Nimmerwiedersehen aus
dem Staub machte! Der übliche Code für die schmerzlose Verabschiedung lautete
dann: " Ich ruf´ dich an!" Und zack, weg war das Objekt der Begierde….
.Aber
wie schon gesagt, war nicht mein Ding, kannte ich auch - großes Ehrenwort - nur aus Erfahrungsberichten von Freundinnen.
Außerdem lebte ich in einer festen Beziehung!
Jedenfalls
konnte ich den Typen, der mich gerade abwechselnd beim Vor- und Nachnamen rief,
rein akustisch nicht identifizieren. Meine Lider flatterten unruhig, aber noch
war ich nicht in der Lage, sie zu öffnen. Ich war total fertig und wollte nur
meine Ruhe haben, wollte schlafen, schlafen, schlafen, erneut in dieser
Schwärze versinken.
Aber ein Teil von mir drängte mich, zu
reagieren .
Unendlich
mühsam zwang ich meine Augen, sich zumindest einen Spalt zu öffnen. Helligkeit
blendete mich. Ich befand mich weder in meinem Bett noch in meiner Wohnung. Die Wände in diesem Raum waren in einem verwaschenen Grünton
gestrichen…rotzgrün, um genau zu sein. Hätte ich niemals für einen Wohn- oder
Schlafraum verwendet.
Zuerst nur verschwommen, aber dann
etwas deutlicher sah ich mehrere weißgekleidete Gestalten im Halbkreis um mich
herum stehen. Ich registrierte, dass ich flach ausgestreckt - auf einem schmäleren Bett als meinem eigenen – lag, und total erschöpft und müde war, etwa so, als ob
ich einen Marathon gelaufen wäre. Neben mir vernahm ich in
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