JULIA SOMMERLIEBE Band 20
als hättest du bei Abby Erfolg gehabt, du Glückspilz.“
Da hatte Tom allerdings nicht Unrecht.
Judd konnte nur noch an Abby denken. Er fragte sich, wann er sie wohl das nächste Mal allein treffen könnte …
Tom schnaubte. „Du hast so einen dümmlich-zufriedenen Gesichtsausdruck, du müsstest dich mal im Spiegel sehen. Ich glaube, die tropische Hitze hat bei dir eine Sicherung durchbrennen lassen. Andererseits steh ich auf deiner Seite: Abby ist wirklich ein Sahneschnittchen.“
„Ganz genau.“
Judd lief neben Tom her zur nächsten Kulisse. In Gedanken war er aber schon weiter. Bei Abby. Nach Feierabend. Und er überlegte, was sie beide wohl miteinander anstellen würden.
„Kannst du dir denn vorstellen, die Sache mit der Hochzeit eines Tages Realität werden zu lassen?“
Für einen Moment setzte Judds Herzschlag aus. Dann begriff er die Frage. Nun, heiraten war wirklich überhaupt nicht sein Ding. Abby wäre wahrscheinlich begeistert von einer großen Hochzeit, ganz in Weiß und mit Blumenkindern und allem Drum und Dran. Jetzt, wo sie ihre bloße Freundschaft hinter sich gelassen hatten, stieg in Judd die Angst auf, dass Abby vielleicht mehr von ihm erwartete, als er zu geben bereit war.
„Geh mir bitte nicht auf den Wecker. Und sei nicht so neugierig. Das geht dich überhaupt nichts an.“
Tom grinste vor sich hin und trollte sich dann.
Was sollten diese lächerlichen Fragen? Egal, Judd musste ja nicht darauf antworten. Außerdem hatte er jetzt Besseres zu tun. Zunächst musste er Abby finden und sie von seiner Abendplanung überzeugen.
Fröhlich nickend nahm Abby den Mangosaft an, den Judd ihr entgegenstreckte. Sie prostete ihm zu, lehnte sich zurück und legte die Füße auf einen der bereitstehenden Bambushocker.
„Bist du sicher, dass ich dir nicht den Rücken eincremen soll?“
Misstrauisch zog Abby eine Augenbraue hoch und warf Judd ihren „im-Leben-nicht“ – Blick zu. „Lass uns einfach nur ein bisschen in der Sonne liegen und ausspannen, einverstanden?“
Judd grinste und zuckte die Achseln. „Schon gut. Es war einen Versuch wert.“
Nachdem Abby ihr Haar im Nacken zusammengebunden hatte, verharrte sie in dieser Haltung. Diese typisch weibliche Verführungsgeste sollte dazu dienen, Judd auf den kommenden Abend einzustimmen. Sie genoss es, mit ihm zu flirten, nun, da es ihr endlich erlaubt war.
Noch nie hatte sie sich als Frau so gut, so begehrt und so selbstbewusst gefühlt. Seit jeher hatte sie Judd gerne geneckt, aber nun bekam das Schäkern eine ganz neue Bedeutung.
„Du hast wohl zu viel Zeit mit Tieren verbracht.“
„Wie meinen?“
„Du hast nichts als Schweinereien im Kopf.“
Judd schüttelte lachend den Kopf über Abbys lahmen Witz. Dann stieß er mit seinem Glas an ihres. „Auf uns, meine Süße.“
Abby schlug übertrieben devot die Augenlider nieder. „Auf uns? Und ich dachte, du wolltest mich nur für eine Nacht.“
Langsam lehnte Judd sich vor und strich mit dem Zeigefinger ganz sachte ihren Unterarm entlang.
„Wie wäre es mit einer zweiten? Wir haben alle Zeit der Welt.“
Abby spürte eine Gänsehaut. Verbotene Bilder tauchten vor ihrem geistigen Auge auf. Ohne sich dessen bewusst zu sein, drückte sie das kalte Saftglas an ihre erhitzte Wange. „Das ist eine hübsche Idee.“
„ Hübsch?“
Abby stellte das beschlagene Glas vor sich auf den Tisch. Unwillkürlich verschränkte sie die Arme vor der Brust, ließ sie aber sogleich wieder sinken, nachdem sie Judds Blicke bemerkte. Er hatte so fasziniert auf ihr Dekolleté gestarrt, als sähe er es zum ersten Mal.
„Gut.“ Abby nickte und spielte dabei mit dem Bikiniverschluss in ihrem Nacken. Betont kühl fuhr sie fort: „Deine Idee ist nicht schlecht. Aber heute Abend haben wir schon etwas anderes vor. Und vielleicht sollten wir uns zuerst darum kümmern.“
Judd hatte keine Ahnung, wovon Abby sprach. „Okay, okay.“ Er hob beschwichtigend die Hände. „Was hast du vor?“
Über die Enttäuschung, die in Judds Gesicht geschrieben stand, musste Abby lachen. „Das weiß ich noch nicht so genau. Aber auf alle Fälle müssen wir uns ein Dankeschön für Tom und Tara einfallen lassen. Die beiden haben so toll bei unseren Hochzeitsaufnahmen mitgearbeitet. Sie haben sich freiwillig den ganzen Nachmittag um die Ohren geschlagen. Dafür sind wir ihnen etwas schuldig.“
„Du hast recht. Sie haben ihr Bestes gegeben, und die Fotos sind wirklich klasse geworden.“
Abby strich nachdenklich
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