JULIA SOMMERLIEBE Band 20
hatte ihm gefehlt.
Judd grinste, als er Abby dabei beobachtete, wie sie verwirrt und tollpatschig in ihrer riesigen Tasche nach den passenden Kleidungsstücken suchte. Als sie ihn bemerkte, grinste sie zurück. Dann fiel ihr wohl ein, dass sie etwas vergessen hatte, und lief zurück in Richtung Hotel. Judd sah ihr nach und bewunderte wieder einmal ihre schlanken Beine und ihren aufregenden Gang.
In der letzten Nacht hatte er gar nicht geschlafen. Es war schon früher Morgen gewesen, als er zurück in sein Zimmer gekommen war. Und an Schlaf war einfach nicht zu denken gewesen. Immer wieder waren Bilder von Abby in seinem Kopf herumgespukt. Er hatte ihr verführerisches Lächeln vor sich gesehen, die Laute gehört, die sie während des Liebesspiels von sich gegeben hatte. Und er hatte ihre weiche Haut gespürt.
Er hatte sich so unbeschreiblich gut gefühlt. Doch dann, ganz plötzlich, hatte er Gewissensbisse bekommen. Er war nicht ehrlich zu Abby gewesen. Schließlich hatte er ihr verschwiegen, dass er plante, nach Sydney zurückzugehen. Würde sie ihm das verzeihen, wenn sie dahinterkäme?
Er wechselte das Objektiv an seiner Kamera. Würde Abby überhaupt anders reagieren, wenn er ihr jetzt die Wahrheit sagte? Oder würde sie ihm in jedem Fall die Hölle heiß machen?
Er hätte ihr seine Rückkehr vorher gestehen müssen – bevor sie ihre Liebesaffäre begonnen hatten. Doch irgendwie hatte er keinen vernünftigen Gedanken mehr fassen können, nachdem seine Begierde erst einmal die Macht übernommen und ihm das Denken unmöglich gemacht hatte.
Judd hatte Abby so sehr begehrt, dass ihm alles andere egal gewesen war. Und jetzt, wo sie diese fantastische Nacht miteinander verbracht hatten, wollte er nur noch mehr von ihr. Den ganzen Tag schon konnte er sich kaum auf die Arbeit konzentrieren. Kein Wunder, bei dem knappen Röckchen, das Abby heute trug. Und das trägerlose Oberteil brachte ihre Brüste so schön zur Geltung, dass Judd ständig daran denken musste, wie sie sich angefühlt hatten, wie sie geschmeckt hatten …
Noch nie hatte ihn eine Frau dermaßen verrückt gemacht wie Abby. Judd hatte in seinem Leben schon einige Liebesbeziehungen gehabt, aber niemals war es so intensiv gewesen wie mit ihr.
Mit einem Mal wurde ihm bewusst, dass er die ganze Sache nicht mehr auf die leichte Schulter nehmen konnte, wenn er erst einmal wieder in Sydney war und sich nicht länger in irgendeiner abgelegenen Wüstenregion verstecken konnte. Wenn Abby und er sozusagen Nachbarn würden.
„Deine gute Laune ist ja grauenhaft.“ Tom hievte ein paar der schweren Kamerataschen auf seine breiten Schultern und streckte seine Hand nach einer weiteren aus.
„Nicht schlecht“, zog Judd ihn auf. Grinsend reichte er seinem Assistenten noch eine Tasche hinüber.
„Ich mochte dich irgendwie lieber, als du noch mürrisch und nur von deiner Arbeit besessen warst.“
„Wieso das denn?“
„Weil ich dann damit angeben konnte, was für ein tolles und lustiges Kerlchen ich bin. Und weil du neidisch auf mich warst. Dich mit diesem Honigkuchenpferdgrinsen zu sehen, macht echt keinen Spaß.“
Judd warf sich lachend die letzte Tasche über die Schulter. Er fragte sich, wann er tatsächlich das letzte Mal so zufrieden gewesen war. Tom hatte recht. Meistens war er nur auf seine Arbeit konzentriert gewesen. Kein Wunder, dass er heute das Lächeln auf seinem Gesicht einfach nicht ausschalten konnte. Glücklich war gar kein Ausdruck für das, was er fühlte. Abby ließ ihn nicht nur vor Glück strahlen, sie erfüllte sein tiefstes Inneres mit solcher Lebensfreude, dass er die ganze Welt hätte umarmen können.
„Was kann ich dafür, dass ich ein Frauenschwarm bin?“
Tom gähnte übertrieben. „Als ob nicht ich immer derjenige gewesen bin, der dir bei deinen Frauengeschichten geholfen hat.“
„Geholfen? Du mir?“ Judd lachte und erinnerte sich an die paar Male, als Tom ihm angeblich geholfen hatte. „Lass mich überlegen … Meinst du das eine Mal in Venezuela, als mich der Stammesfürst durch den Dschungel gejagt hat? Oder sprichst du vielleicht von der Sache in Hinterindien, wo man mich fast an den Galgen gehängt hätte, weil ich den Ruf einer jungen Frau beschädigt haben soll? Du bist wahrlich ein guter Freund. Verzeih mir also, dass ich mich dir gegenüber nicht dankbarer gezeigt habe.“
Tom grinste. „Also gut. Ab und zu war ich dir tatsächlich keine große Hilfe. Aber schau dich jetzt an. Für mich sieht es so aus,
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