Julia Sommerliebe Band 22
Sie kennenzulernen“, sprach Romano de Sciorto nun Caroline an und sah sie aus seinen dunklen, unergründlichen Augen an. „Ich freue mich schon auf unsere Zusammenarbeit, Signorina Hastings.“
Diese Stimme. Caroline kannte diese Stimme. Der letzte Hauch eines Zweifels wich einer unerträglichen Gewissheit. Diese Stimme würde sie überall wiedererkennen.
Er war es wirklich. Das dunkle Haar war nun trocken, die Locken waren gezähmt. Er hatte das schwarze Poloshirt und die Jeansbermudas durch einen teuren Anzug und ein blütenreines Hemd ersetzt. Und doch war es derselbe Mann. Ihr Retter des vergangenen Abends und ihr vorübergehender Arbeitgeber waren ein und dieselbe Person.
Ein unbehagliches Schweigen entstand, und Caroline wünschte sich nichts sehnlicher, als auf der Stelle im Erdboden versinken zu können. Stattdessen wurde ihr abwechselnd heiß und kalt.
„Caroline, Liebes, geht es dir nicht gut?“ Ihre Mutter klang besorgt, doch Caroline wandte den Blick nicht von de Sciorto.
„ Sie? “, brachte sie mühsam hervor. „ Sie sind Romano de Sciorto?“
Spöttisch ruhte sein Blick auf ihr. „In der Tat. Der bin ich. Und wir sind einander schon einmal begegnet, nicht wahr?“ Amüsiert blitzte es in seinen Augen auf. „Vor nicht allzu langer Zeit, unter … etwas dramatischeren Umständen, wenn ich mich recht entsinne.“
Caroline hatte mit ihren Freunden Penny und Devlin ein paar Tage Urlaub in Sizilien gemacht. Nachdem sie in den vergangenen Monaten hart gearbeitet und sich kaum Freizeit gegönnt hatte, war dies der erste Urlaub. Penny und Devlin kannte sie schon lange, doch hatte sich ihr Kontakt in den letzten beiden Jahren auf E-Mails und ein gelegentliches Telefonat beschränkt.
Devlins Eltern besaßen in Sizilien ein uriges kleines Ferienhaus direkt an der Küste. Bei ihrem Besuch hatte er auch die Jacht seiner Eltern ausleihen dürfen, damit sie segeln konnten. Devlin und Penny besaßen beide einen Segelschein.
Caroline, eher ängstlich veranlagt, war gern mitgesegelt, hatte sich aber lieber im Hintergrund gehalten. Ihr gemeinsamer Segeltörn nach Malta hatte sich als ideale Gelegenheit ergeben, Caroline bei ihrem neuen Arbeitsplatz abzusetzen.
Als sie sich in der Dämmerung Valletta genähert hatten, war Caroline unter Deck gewesen und hatte sich nach dem erholsamen, müßig verbrachten Sonnentag umgezogen. Gerade hatte sie ihr Bikinioberteil abgelegt, als Devlin sie rief.
„Caroline, Penny, die Lichter von Valletta! Kommt schnell! Lasst euch diesen Anblick nicht entgehen!“
Hastig hatte Caroline das Bikinioberteil wieder verknotet und war an Deck gekommen, um die beleuchtete Festung in der Ferne zu bewundern. Sich Malta vom Wasser aus zu nähern war ein sehenswürdiges Erlebnis. Die zahlreichen Fackeln der Festung spiegelten sich auf der Wasseroberfläche wider und verliehen dem Ganzen etwas Mystisches. Die Festung, die Felsen und die Schiffe in dem alten Hafen wirkten wie aus einer alten, längst verschwundenen Zeit.
Wie gebannt hatte Caroline ihrem Zielhafen entgegengesehen. „Das ist wunderschön.“
„Ja, nicht wahr?“ Penny beschirmte die Augen mit einer Hand.
Sie standen kaum eine Minute auf Deck, als die fremde Motorjacht sie um ein Haar rammte.
Devlin schrie auf. Im selben Moment verlor Caroline das Gleichgewicht und fiel ins Wasser. Ihre Jeans sogen sich voll Wasser, und das offensichtlich zu locker gebundene Bikinioberteil machte sich selbstständig. Einen Augenblick brauchte sie, um die Orientierung wiederzufinden, und strampelte einfach nur panisch, bis sie schließlich an die Wasseroberfläche gelangte.
Im nächsten Moment lag sie in starken Männerarmen und wurde auf die fremde Motorjacht gezogen.
Nachdem der Fremde ihr einen Vortrag darüber gehalten hatte, dass Oben-ohne-Baden hier verboten sei, hatte er ihr ein viel zu großes Leinenjackett gereicht, mit dem sie ihre Blöße bedecken konnte.
Die Wangen vor Scham gerötet, hatte Caroline den Blick gesenkt. Sie hielt ihm vor, zu schnell mit seinem Motorboot gefahren zu sein. „Das ist verantwortungslos. Es hätte ein Unglück geschehen können!“
„Und Sie hätten eine Sicherheitsleine benutzen sollen, wie es eigentlich Vorschrift ist, dann wäre überhaupt nichts passiert.“
Nach einer hitzigen Diskussion hatte er plötzlich laut aufgelacht. „Unglaublich! Ich habe eine Meerjungfrau aufgefischt, die Gift und Galle spuckt“, hatte er grinsend bemerkt.
Das lange blonde Haar klebte nass an ihrem Kopf
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