Julia Sommerliebe Band 23
der beste Urlaub aller Zeiten, du wirst schon sehen!“
Abigail war sich da nicht so sicher, aber Rachel hatte irgendwie recht: Am Strand zu faulenzen und zu lesen oder Ausflüge zu Sehenswürdigkeiten zu unternehmen war vielleicht genau das, was sie jetzt brauchte. Sie sollte sich darauf freuen.
„Ich kümmere mich um alles, mach dir keine Sorgen“, fuhr Rachel begeistert fort. „Und danach kaufen wir dir einen Bikini, bei dem sämtlichen Männern die Luft wegbleibt.“
Stöhnend ließ Abigail den Kopf auf die verschränkten Arme sinken. Warum hatte sie sich bloß von Rachel dazu überreden lassen? Bei dem Gedanken, sich in der Öffentlichkeit so gut wie nackt zu zeigen und womöglich auch noch zu bewegen, bereute sie ihre Entscheidung schon jetzt.
Vier Wochen später war Abigail reisefertig.
Gepackt hatte sie bereits drei Tage zuvor, aber jetzt wünschte sie, sie hätte sich erst in letzter Minute dazu durchgerungen. Dann wäre sie jetzt vielleicht nicht ganz so nervös. Sie lief vor lauter Aufregung ununterbrochen im Zimmer auf und ab.
Immer wieder hätte sie im letzten Monat fast doch noch gekniffen, aber Rachel hatte es ihr jedes Mal erfolgreich ausgeredet. Und heute war es endgültig zu spät, um einen Rückzieher zu machen.
Sie hatte zwei Wochen Urlaub genommen, ihr Zeitungsabonnement abbestellt und sämtliche Lebensmittel aufgegessen, die verderben konnten.
In den beiden riesigen Koffern und der Tasche befand sich alles, was man für eine Reise nach Florida mit der besten Freundin brauchte – dazu gehörte auch ein erschreckend knapper Bikini, den sie in einem leichtsinnigen Moment und wegen eines von Rachels begeisterten Überredungsanfällen gekauft hatte.
Allein bei der Vorstellung, ihn außerhalb des Hotelzimmers und ohne einen Bademantel darüber zu tragen, brach ihr der Schweiß aus.
Am Strand lesen, am Strand lesen … Mehr würde sie nicht tun. Niemand würde sie in den beiden goldglitzernden Stofffetzen sehen.
Als das Telefon läutete, riss Abigail den Blick von ihrem Gepäck los und begab sich auf die fieberhafte Suche nach ihrem Handy. Nach gefühlten zwei Stunden hob sie ab. „Hallo?“
„Abby“, meldete sich Rachel am anderen Ende der Leitung. „Ich weiß gar nicht, wie und wo ich anfangen soll. Bitte hass mich jetzt nicht.“
In ihr regte sich ein ungutes Gefühl. „Warum sollte ich dich hassen?“, fragte sie leise. „Was hast du denn getan?“
„Es geht nicht darum, was ich getan habe, sondern darum, was ich nicht tun werde.“ Sie seufzte schwer. „Ich kann morgen nicht fliegen.“
„ Was?!? Was soll das heißen, du kannst morgen nicht fliegen? Die Reise war deine Idee!“ Ihre Stimme klang viel zu schrill, und Abigail umklammerte den Hörer, bis ihre Finger schmerzten.
„Ich weiß, ich weiß! Und es tut mir auch wahnsinnig leid. Aber im Büro ist wegen des Bryant-Falls die Hölle los, und ich kann unmöglich in Urlaub fahren, bevor die ersten Wogen sich geglättet haben.“
Rachel klang zutiefst betrübt und meinte die Entschuldigung bestimmt ernst. Sie arbeitete in einem Anwaltsbüro. Da kamen oft Aufträge rein, die plötzlich und unerwartet die volle Aufmerksamkeit und Zeit aller Mitarbeiter beanspruchten.
Doch Abigail hatte dafür jetzt wenig Verständnis. Sie konnte nur daran denken, dass sie eine Menge Geld ausgegeben, Urlaub genommen und sich seelisch auf eine Reise vorbereitet hatte, die jetzt nicht mehr stattfinden würde.
„Aber ich möchte, dass du trotzdem fliegst“, fuhr ihre Freundin fort. „In ein paar Tagen kehrt in der Kanzlei wieder Ruhe ein, und dann komme ich nach.“
Abigails Augen wurden groß, und sie schüttelte heftig den Kopf, als könnte Rachel es sehen. „Nein, nein, nein! Ich musste mich schon zwingen, mit dir zu fliegen, da fliege ich auf keinen Fall ohne dich.“
„Doch, das tust du“, beharrte Rachel, und ihre Stimme wurde immer schärfer. „Ich lasse nicht zu, dass dieses Fiasko in meiner Arbeit deinen Urlaub ruiniert. Oder auch meinen. Der wird höchstens verkürzt. Mehr lassen wir uns nicht gefallen! Du fliegst nach Florida, checkst im Hotel ein und amüsierst dich schon mal allein. Sobald ich kann, komme ich nach, dann haben wir beide unseren Spaß, das schwöre ich.“
„Rachel …“
„Abby“, unterbrach Rachel sie und klang plötzlich ganz wie die Staatsanwältin, die sie war. „Alles ist gebucht. Du musst fliegen. Etwas anderes kommt gar nicht infrage.“
Abigail betrachtete zweifelnd ihr Gepäck und
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