Julia-Weihnachten Band 23
vielleicht nimmt deine Karriere einen zu hohen Stellenwert in deinem Leben ein. Eine Ehe erfordert Kompromisse.“
Ehe? Hatte Connie etwa von seinem Heiratsantrag erzählt und sich über die formlose Art beklagt? Hatte sie ihn abgewiesen, weil er nicht mit einem riesigen Blumenstrauß vor ihr niedergekniet war? Oder gab eseinen anderen Grund?
Diese und tausend weitere Fragen schossen Greg durch den Kopf. Mittlerweile wusste er, dass Connie bei dem Duett für ihn persönlich gesungen hatte. Wenn er ganz ehrlich war, spürte er ihre Liebe nicht erst, seit Gerald ihn darauf hingewiesen hatte. Erst durch ihre tiefen Gefühle war der Song so bewegend, der Auftritt so magisch geworden.
Er hatte es nur nicht glauben wollen. Schließlich waren ihr die Worte nie über die Lippen gekommen, nicht einmal im Taumel der Ekstase während jener Liebesnacht.
Greg fragte sich, was sie Granny erzählt haben mochte. Wie war das Thema Heirat zur Sprache gekommen? Oder hatte Connie es gar nicht erwähnt? Das war durchaus möglich.
Granny betätigte sich gern als Ehestifterin und war nicht ganz unbeteiligt daran, dass Jared und Matt geheiratet hatten. Vielleicht hoffte sie nur, dass Connie sich nach einer Heirat sehnte.
Greg atmete tief durch. Wie Connie auch zu ihm stehen mochte, er verspürte eine grenzenlose innere Leere. Beinahe so, als hätte er seine Familie verloren. „Wo kann ich sie finden?“
„Sie ist zu ihrer Mutter gefahren. Aber trödle nicht, mein Sohn. Sie will sich gleich nach Weihnachten mit unbekanntem Ziel absetzen.“
Er beabsichtigte keineswegs, Zeit zu verlieren. Denn er wünschte sich nichts sehnlicher, als seine Familie nach Hause zu holen.
Dinah Rawlings und ihre älteste Tochter lebten in den Woodlands, einem exklusiven Vorort von Houston, der in einem Waldgebiet lag.
Connie hatte sich von Earl nach Brighton Valley bringen lassen und war mit dem Bus bis in die Innenstadt von Houston gefahren. Dort nahm sie ein Taxi nach Aviary Point, einer bewachten Wohnanlage aus luxuriösen Einzelhäusern, die geschmackvoll mit Lichterketten und Weihnachtsdekor verziert waren.
Am Tor zeigte sie dem Wächter ihren Ausweis und wurde in die Anlage eingelassen. Einen Moment später stand sie vor der Haustür, mit der Babytragetasche in einer Hand und ihrem Koffer in der anderen. Sie stellte das Gepäck ab, um zu klingeln.
Sie hätte ihren Schlüssel benutzen können, aber nach ihrer langen Abwesenheit hielt sie es für unangebracht, unangekündigt einzudringen.
Elaine Harrison, Dinahs persönliche Assistentin, öffnete die Tür und empfing Connie mit einem Lächeln. „Kommen Sie herein. Ihre Mutter erwartet Sie. Sie ist im Wohnzimmer und packt die letzten Geschenke ein.“ Sie bückte sich nach dem Koffer und bemerkte dabei das Baby, das sie mit großen braunen Augen hellwach anblickte. „Was für ein süßer Fratz! Babysitten Sie?“
Connie machte sich nicht die Mühe zu antworten. „Kann ich gleich zu meiner Mutter gehen?“
Im selben Moment schwebte Dinah in das Foyer. Sie war von Kopf bis Fuß gestylt wie üblich. „Oh. Gut, dass du hier bist. Ich bin froh, dass du es zu Weihnachten …“ Ihre Stimme verebbte, sobald ihr Blick auf Amanda fiel. „Was ist das für ein Baby?“
„Meins.“
„Deins?!“
Elaine räusperte sich. „Ich denke, ich lasse Sie beide lieber allein. Ich habe ohnehin im Büro zu tun.“
„Das ist eine gute Idee. Danke.“
Nachdem Elaine gegangen war, erklärte Connie: „Ich habe in der Vergangenheit viele Fehler gemacht, und das tut mir leid. Aber dieses Baby zählt nicht dazu. Amanda ist mein größtes Glück. Entweder akzeptierst du uns beide so, wie wir sind, oder du lässt es bleiben.“
„Wer sagt denn, dass ich dich nicht akzeptiere?“ Dinah trat näher. „Du bist meine Tochter, und dieses Baby ist mein Enkelkind. Es ist nur so, dass ich vielleicht etwas Zeit brauche, um mich daran zu gewöhnen. Ich wusste ja nicht mal, dass du schwanger warst.“
„Das wusste niemand“, entgegnete Connie und machte sich auf einen Vortrag über die Wichtigkeit von Einschaltquoten gefasst. „Nicht mal ihr Vater. Der weiß bis heute nichts davon.“
„Das verstehe ich nicht. Warum hast du es mir verschwiegen?“
„Das ist eine lange Geschichte. Sagen wir nur, dass ich dir nicht peinlich sein wollte.“
„Ich wünschte, ich könnte mich für die Rücksichtnahme bedanken, aber ich …“ Dinah, die für gewöhnlich äußerst beherrscht war, wirkte aufgewühlt. „Ich bin so
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