Julius Lawhead 2 - Flammenmond
verwundert und schmiegte sich enger an Brandon.
»Da ist nur jemand spät auf dem Heimweg. In den Hügeln gibt es überall kleine Hütten und Trailer.«
Ein zweiter Wagen näherte sich von der Gegenseite. Die starken Scheinwerfer blendeten.
Brandon blieb stehen, zog Christina von der Piste hinunter und beschattete seine empfindlichen Augen. Dann spürte er auf einmal die Nähe anderer Unsterblicher. Das kalte magische Gefühl kam von beiden Fahrzeugen.
Die Geländewagen steuerten nun direkt auf sie zu.
»Oh mein Gott!« Christina hatte die anderen Vampire auch bemerkt. Brandon legte schützend seinen Arm um ihre Schulter und lächelte aufmunternd. »Hey, sie wollen uns sicher nur kontrollieren. Wir haben ein Recht, hier zu sein, sie dürfen uns nichts tun. Und die Zeiten, in denen jeder Babyvampir abgemurkst wurde, sind vorbei. Entspann dich.«
»Hast du die Papiere auch wirklich dabei? Bran, was machen sie, wenn …«
Er brachte sie mit einem Kuss zum Schweigen und zog triumphierend das Dokument aus seiner Hosentasche. »In ein paar Minuten sind die sicher wieder weg. Dann darfst du dir aussuchen, was wir den Rest der Nacht machen.«
Erleichtert fühlte er Christinas Furcht schwinden. Sie erwiderte sein Lächeln zaghaft. »Ich wüsste da was.«
»Was denn?«
»Wir haben unser schönes Hotelzimmer noch gar nicht eingeweiht.«
Brandon drückte sie zur Antwort fest an sich und musste sich zusammenreißen, um den Fremden mit gebührender Höflichkeit entgegenzutreten.
Die Wagen bremsten abrupt und hüllten sie in Staub. Die Luft schmeckte plötzlich mineralisch.
»Cowboys«, kommentierte Brandon das Manöver abfällig und rührte sich nicht vom Fleck. Hinter ihm und Christina gähnte die Schlucht des Colorado River, und tief unten in der Nachtschwärze rauschte der Fluss. Die Fahrzeuge blockierten den Fluchtweg.
In den Autos saßen zwei Unsterbliche. Brandon konnte sie gegen das grelle Scheinwerferlicht nicht erkennen, doch er fühlte Alter und Anzahl. Einer war sehr stark, ein Meister.
Mit ruhiger Bewegung hob Brandon die Reisegenehmigung mit dem Ratssiegel hoch und hielt die Seite mit dem Zeichen ins Licht. »Christina Reyes und Brandon Flying Crow, Haus Lawhead, Clan Leonhardt aus Los Angeles. Wir haben Reise- und Jagderlaubnis in Arizona.«
Sie warteten vergeblich auf Antwort. Brandon hielt weiterhin mit der Rechten das Dokument von sich gestreckt, den linken Arm um Christinas Schulter.
»Bitte überprüfen Sie unsere Dokumente, Meister. Wir haben Recht und Gesetz geachtet.« Brandon wurde langsam unsicher. Wie lange sollte er noch in die grellen Lichter starren und die Dokumente vorhalten, wenn sie offensichtlich niemand prüfen wollte?
»Was wollen sie von uns?«, rief er gegen die lärmenden Motoren an.
Ein Mann stieg aus. Sein Gesicht sah merkwürdig aus. Wie das einer Wachsfigur, die Hitze ausgesetzt worden war. Zerflossen, irgendwie schemenhaft und doch körperlich. Es war ein Vampir mit alten Brandwunden.
Der Fremde begann höhnisch zu lachen.
Es klang erschreckend vertraut und ballte Brandons Eingeweide zu einem schmerzenden Klumpen zusammen. Das war nicht … das konnte nicht sein!
»Kommt mein entlaufener Köter also doch endlich nach Hause geschlichen!«
»Nein! Du bist tot!«, schrie Brandon.
»Das hast du dir wohl gewünscht!«
»Das kann nicht sein, das kann nicht sein«, wiederholte Brandon leise und seine Stimme verkümmerte zu einem Flüstern.
Er nahm Christina kaum noch wahr, die sich mit aller Kraft an ihn klammerte. Sie verstand nicht, was in ihn gefahren war. »Bran, wer ist das? Wir haben doch kein Unrecht getan, oder?«
Brandon konnte ihr nicht antworten. Er war wie gelähmt. Es gab nur ein Wesen, dessen bloßer Anblick diesen Terror hervorrief: sein alter Meister und Schöpfer – Nathaniel Coe. Der totgeglaubte Inbegriff seiner Alpträume. »Du ahnst gar nicht, wie sehr ich mich gefreut habe, als mich der Rat von deinem Kommen informiert hat«, sagte Coe und trat nun vollends ins Licht.
Brandon schrie bei seinem Anblick, als habe er in glühende Kohlen gefasst. Er kam zu sich. »Chris, lauf weg!« Er stieß sie fort und rief seine Magie herauf, obwohl ihm klar war, dass er gegen Coe chancenlos war.
Vielleicht konnte er ihn zumindest so lange aufhalten, bis Christina außer Gefahr war. Doch die dachte gar nicht daran, ihn im Stich zu lassen. »Du wagst es!«, brüllte Coe, als Brandon sich ihm mit dem Mut der Verzweiflung entgegen warf.
Brandon schaffte zwei
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