Jungs zum Anbeißen
aber das liegt wahrscheinlich nur daran, dass er keins hat.
»Nein, Sunny«, erklärt er entschieden.
»Wie? Was soll das heißen, nein?«
»Ich werde nicht erlauben, dass du meinetwegen ein Vampir bleibst.«
»Aber ...« Will er denn nicht mit mir zusammen sein? Oder war das alles nur vorgetäuscht? Ich spüre, wie es mir das Herz entzweireißt. »Aber ich liebe dich«, sage ich und habe beinahe Angst, es noch einmal zuzugeben.
Er lächelt sanft und beugt sich vor, um mich auf die Stirn zu küssen. »Ich liebe dich auch«, flüstert er. »Und deshalb kann ich nicht zulassen, dass du ein verfluchtes Geschöpf der Nacht bleibst. Ich möchte, dass du das Geschenk des Lebens hast, das ich nie gehabt habe.«
»Aber ich dachte, du hättest gesagt, dass du gern ein
Vampir bist.«
»Es hat seine Vorzüge«, antwortet er mit einem Achselzucken.
»Aber gleichzeitig kann es ein sehr einsames Leben sein.
Und für immer ist eine lange Zeit, um zu leben.« Er zieht mich fest an sich. »Ich möchte nicht, dass du so leidest, wie ich es getan habe. Ich möchte, dass du du bist. Das menschliche Du, das ich liebe.«
»Aber dann, aber dann . . .« Irgendwie kann ich keinen vollständigen Satz bilden. Das läuft nicht so, wie ich es geplant hatte. Überhaupt nicht. Nicht dass ich es wirklich geplant hätte, aber wenn ich es getan hätte, wäre dies bestimmt nicht mein Wunschszenario. In meiner geplanten Version wäre er außer sich vor Freude gewesen, dass ich ein Vampir bleiben wollte. Wir würden die Phiole mit dem Blut zerschmettern, uns in seinen Zirkel zurückziehen und bis in alle Ewigkeit eins sein,
Das ist es! Das ist es, was ich tun muss.
Ich ziehe die Phiole aus meiner Handtasche, und bevor mir Zeit für Zweifel bleibt, lasse ich sie auf den Boden krachen. Dann zertrete ich sie mit dem Fuß. Blut und Glas spritzen durch die Nacht und besudeln meine einst so zauberhaften Stilettos.
Ich schlucke. So. Es ist geschehen. Vorbei. Finito. Jetzt gibt es kein Zurück mehr.
Ich bin ein Teenagervampir.
»Warum hast du das getan?«, ruft Magnus mit entsetzter Miene.
»Weil ich ein Vampir sein will«, antworte ich halsstarrig.
Oh Gott, was habe ich getan? Was ist nur in mich gefahren?
Panik steigt in mir auf.
»Aber das stimmt nicht«, beharrt Magnus, was mir die Sache nicht leichter macht. Warum können wir nicht einfach glücklich sein? Warum kann er nicht die Arme um mich schlingen und sagen, er habe gehofft, dass ich genau das tun würde? Dass ich ihn zum glücklichsten Vampir auf Erden gemacht hätte und er es nicht erwarten könne, die Ewigkeit mit mir zu verbringen. Oder dass er irgendetwas anderes tun würde, als mich mit einem ungläubigen Ausdruck auf dem Gesicht anzustarren und Dinge zu sagen wie »Aber du hasst es, ein Vampir zu sein«.
»Ich habe meine Meinung geändert«, sage ich entschieden.
Es ist nicht nötig, ihm meine Zweifel und Ängste zu zeigen und zu verraten, dass ich hier praktisch ausflippe. »Ich habe mich während der letzten Tage an diese ganze Vampirgeschichte gewöhnt und festgestellt, dass es mir Spaß macht. Und ich denke, es wäre eine zauberhafte Möglichkeit, die Ewigkeit zu verbringen.«
»Das sagst du nur, weil du glaubst, es sei das, was ich horen will«, erwidert Magnus mit einem tiefen Seufzer. »Aber das ist im Grunde nicht dein Ernst. Sunny, ich kenne dich zu gut.«
Himmel. Das läuft nicht so, wie ich es gehofft hatte.
Überhaupt nicht. Wo sind all die zärtlichen Umarmungen?
Die Idee, mich in den Zirkel zu fahren und mein neues Nichtleben zu feiern?
»Nun, passiert ist passiert«, sage ich und versuche mich an einem lässigen Achselzucken. »Jetzt gibt es kein Zurück mehr.« Ich blicke auf die Gralsschweinerei auf dem Pflaster hinab. Wenn ich auf die Knie ginge und lecken würde . . .
Nein, das ist lächerlich. Es ist futsch. Geschichte. Erledigt.
Ich bin ein Vampir und das schockt mich ungemein.
»Möchtest du hineingehen?«, fragt Magnus abrupt.
»Vielleicht tanzen oder so etwas?«
Tanzen? Ich starre ihn ungläubig an. Wie kann er zu einem solchen Zeitpunkt an Tanzen denken? Ich habe soeben meine ganze Menschlichkeit geopfert und er kann nur daran denken, sich zu amüsieren?
Ich schüttele den Kopf, zu niedergeschmettert, um sprechen zu können. »Nein, mir geht es gut«, sage ich, obwohl das überhaupt nicht stimmt. Mir geht es gar nicht gut, wenn du die Wahrheit wissen willst.
»Okay«, antwortet er. »Hast du was dagegen, wenn ich es tue? Ich muss mal...
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