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Jupiter

Jupiter

Titel: Jupiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bova Ben
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seinen Nachfolger. Die große Flotte Zheng Hes wurde zerstört.«
    »Und für China begann der Niedergang.«
    »Ganz recht. Das Land brauchte mehr als fünfhundert Jahre, um sich zu erholen. Noch heute ist China nicht so reich oder so mächtig wie es sein könnte.«
    »Dann war es ein Glück für die Europäer.«
    »Ja, ein großes Glück für sie«, knurrte Wo.
    Grant versuchte die Stimmung aufzuhellen. »Aber heute sind wir über alles das hinaus. Asiaten und Europäer und Afrikaner – wir alle arbeiten zusammen.«
    »Tun wir das?«
    »Tun wir das nicht?«
    »Wenn es nach Ihren Glaubenseiferern ginge, würde diese Station geschlossen und genauso zerstört wie Zheng Hes Flotte zerstört wurde.«
    »Es sind nicht meine Glaubenseiferer«, erwiderte Grant so entschieden wie es ihm möglich war.
    »Ich fühle mich dem Geist des Zheng He sehr eng verwandt«, sagte Wo und schloss die Augen. »Sein Geist berührt den meinen.«
    Grant sagte nichts.
    »In gewisser Weise bin auch ich ein Eunuch. Meine Männlichkeit wurde bei dem Unfall zerstört.«
    »Das… das wusste ich nicht«, murmelte Grant.
    »Also sitze ich hier, schwach und hilflos, während andere in den unbekannten Ozean segeln.«
    »Sie sind nicht hilflos.«
    »Viele machen Krebs für den Unfall verantwortlich, aber in Wahrheit war es mein Fehler. Ich geriet in Panik.«
    »Das habe ich nie gehört«, sagte Grant.
    »Krebs ist zu loyal, um es zu enthüllen. Sie nahm die Schuld auf sich, damit ich als Direktor bleiben konnte.«
    »Was geschah?«
    Wo winkte müde ab. »Was macht das schon? Nun sitze ich hier und warte auf Nachricht von ihnen.«
    »Inzwischen sollten sie im Ozean sein«, meinte Grant.
    »Ja. Und während wir uns abmühen und forschen, sind die Konfuzianer, die Bürokraten, die daheim an der Macht sind, unterwegs hierher, uns zu zerstören. Sie fürchten, was wir hier tun. Sie verabscheuen uns.«
    »Sie können uns nicht aufhalten. Wir tun, was wir uns vorgenommen haben.«
    »Ich sollte mit den anderen dort unten sein.«
    Grant sah in das müde, niedergeschlagene Gesicht des Direktors. Falten von Müdigkeit und Sorge und Selbstzweifeln waren in seine Züge eingegraben.
    »Wenn Sie nicht wären, Dr. Wo«, sagte er, »würden die anderen nicht dort draußen sein, und es würde keine Erforschung des Ozeans geben. Keiner von uns würde hier sein.«
    Und als er es sagte, wurde ihm klar, dass er selbst wahrscheinlich zu Hause sein würde, wenn nicht Dr. Wos monomanische Entschlossenheit wäre, intelligentes Leben im weiten Jupiterozean zu finden.
    Zum ersten Mal aber wurde Grant bewusst, dass er lieber hier war
    – selbst als niedriger Student –, als irgendwo sonst. Wos Leidenschaft hatte ihn angesteckt.
6. LEVIATHAN
    Geschwächt von seinem Kampf gegen die Reißer und in dieser öden Meeresregion vom langsamen Hungertod bedroht, ließ Leviathan sich von den mächtigen Strömungen, die dem immerwährenden Sturm entsprangen, weiter von dem tobenden Wirbel aufgewühlten Wassers und seinen bedrohlichen Blitzschlägen davontragen.
    Seine verwundeten Gliederteile sandten brennende Schmerzsignale. Leviathan brauchte Nahrung, viel Nahrung, um das aufgerissene Fleisch zu heilen, das von den Zähnen der Reißer zerfetzt worden war. Doch hier gab es keine Nahrung zu finden.
    Wenigstens gab es in diesem leeren Teil des Ozeans keine Reißer. Leviathan bezweifelte, dass seine Flagellenmitglieder die Kraft aufbringen würden, gegen sie zu kämpfen.
    Nahrung. Leviathan musste Nahrung finden. Was bedeutete, dass er den immensen Sturm umkreisen und zu der Seite zurückkehren musste, wo die nährstoffhaltigen Strömungen hineinflossen.
    Statt mit eigener Kraft durch den Ozean zu schwimmen, ließ Leviathan sich von den kreisenden Strömungen mittragen und überlegte, ob es weiter oben Nahrung geben mochte. Es war gefährlich, zu hoch in den kalten oberen Abgrund zu steigen, aber Leviathan wusste, dass es den Tod bedeutete, in dieser Tiefe zu bleiben, wo überhaupt keine Nahrung vorhanden war.
    Langsam und vorsichtig dehnte Leviathan seine Auftriebsglieder aus. Der Erschöpfung nahe, stieg der gigantische Meeresbewohner höher. Er spürte, dass der Augenblick nahe war, wenn seine Gliederteile sich in der letzten verzweifelten Hoffnung, durch Fortpflanzung zu überleben, instinktiv voneinander lösen und mit ihrer individuellen Knospung beginnen würden.
    Die alten Instinkte, das wusste Leviathan, würden jetzt nicht helfen. Die Mitglieder würden sich trennen und mit der

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