Justifiers - Sabotage - Koch, B: Justifiers - Sabotage
und sich der Arzt gleich um ihn kümmerte.
Aleksej erwiderte das Lächeln des Ausbilders, als sie sich gegenüberstanden. Es tat gut zu gewinnen, er hatte nicht gewusst, wie gut.
»Wenn du so etwas noch einmal versuchst, dann kämpfst du nur noch gegen Größere«, raunte ihm Bogdanow zu. Er hatte also verstanden.
»Ich werde immer kämpfen, wenn Sie es sagen«, versicherte Aleksej. »Mit vollem Einsatz.«
»Gut.«
Fortan wurde er stets gegen etwa gleichwertige Gegner in die Arena geschickt, und er hielt sich an sein Versprechen. Wenn er gewann, dann häufig über seine Ausdauer, er konnte mehr einstecken als die meisten. Er hatte keine Angst davor, zu Boden zu gehen, er stand einfach wieder auf – wieder und wieder, bis er seinen Gegner zermürbt hatte. Und wenn er verlor, lieferte er wenigstens einen Kampf, nach dem seine Gegner selten wie Sieger aussahen.
So sehr er sich auch in diese Duelle warf, so zäh er sich zeigte, ihm fehlte die wilde Begeisterung anderer Romanow -Kinder für den Kampf; er fieberte nicht schon zwei Tage vorher auf die Arena hin. Viel stärker interessierte er sich für Motoren und Fluggeräte aller Art, vom historischen Heißluftballon bis zum modernsten Raumschiff mit Sprungantrieb.
Er wollte fliegen.
Raumschiffe aus Papier und unterschiedlichen Folien lagen in seinem Zimmer herum, eine Raumstation aus diversen Plastikresten hing an der Decke über seinem Bett, und im Simulator jagte er sämtliche Rekorde, wenn auch nicht immer mit Erfolg. Dennoch hatte die Heimleiterin ein Einsehen, und er bekam Flugunterricht. Von seinem elften Geburtstag an wusste er, dass er eines Tages Pilot werden würde.
Der Pilot einer Justifiereinheit, und so wurde er in den folgenden Jahren auf genau diese Erfordernisse hin ausgebildet. Er bekam ein breites Grundwissen verpasst, lernte den Umgang mit verschiedenen Waffen und diversen Geräten aus dem Bergbau, lernte, wie man neue Planeten kategorisiert und analysiert, mit fremden Lebensformen umgeht, einen Raumanzug benutzt, wie man sich in Schwerelosigkeit bewegt oder bei den ungewöhnlichen Bodenverhältnissen eines Gasplaneten. Er lernte mit modernster Technologie umzugehen und unter widrigsten Bedingungen zu überleben.
Andere wurden zu Aufklärern, Feldärzten, Kontaktspezialisten, Wissenschaftlern oder Sicherheitsexperten ausgebildet. Doch für welche Aufgabe sie auch ausersehen waren, einmal die Woche musste jeder in die Arena, um über all die moderne Wissenschaft nicht das tierische Erbe zu vergessen oder die Wurzel der modernen Zivilisation, die in den frühen Hochkulturen lag, von denen laut Bogdanow die römische die faszinierendste war und die, welche einem universellen Ideal am nächsten kam.
Und so tränkte Aleksej den Sand weiter mit seinem Blut, schlug sich mit jenen, die seine Kameraden waren, lernte zu siegen und einzustecken. Und auch wenn Bogdanow von dem einen oder anderem hinter vorgehaltener Hand belächelt wurde, so war der fanatische Antikenfan derjenige, der Aleksej von Anfang an beigebracht hatte, was es bedeutete, ein Justifier zu sein. Es kursierten zahlreiche Geschichten über heldenhafte Kämpfe gegen eine feindliche Übermacht oder solche über unerwartete Funde auf unwirtlichen Planeten am kalten Ende des Universums, und das gehörte alles dazu – doch im Kern ging es darum, von Anfang an todgeweiht zu sein, jeden Tag zu wissen, dass es der letzte sein könnte.
In der letzten Nacht, bevor er das Heim endgültig verließ, um ins All aufzubrechen, schlenderte Aleksej noch einmal in die Arena, kniete sich in den warmen Sand und grub seine Hände hinein, als könnte er dort irgendetwas finden. Doch Blut und Tränen waren alle längst versickert, und etwas anderes gab es hier nicht.
Lange verharrte er, dann erhob er sich und wandte sich dem Ausgang zu. Dort drehte er sich noch einmal um und sagte in die Stille hinein: »Morituri te salutant.«
Teil 1
Spiele
Zuerst hatten wir kein Glück,
und dann kam auch noch Pech dazu.
Jürgen Wegmann
1
7. November 3041 (Erdzeit)
System: Shiva
Planet: Bismarckmond Dolphin
Ort: Starluck
Nur die wenigsten Besucher des Starluck hatten tatsächlich Glück, doch fast alle glaubten daran, dass gerade sie zu diesen wenigsten gehörten und den Jackpot knacken würden. An was sollte man auch sonst glauben?
Etwa an Jahrtausende alte Götter aus einer Zeit, bevor die Menschen genug Hirn gehabt hatten, um die Schrift zu erfinden? Wer auch immer das tat, hier betete er zu ihnen um
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