Justifiers - Sabotage - Koch, B: Justifiers - Sabotage
Glück.
Oder an den einen einzigen Gott der Church of Stars? Solche Leute betraten das Starluck höchstens, um die verlorenen Seelen in diesem Sündenpfuhl zu bekehren.
Oder an eine faire Chance im Leben für jedermann? Daran glaubte niemand, der den Kindergarten verlassen und nur ein wenig vom Leben gesehen hatte. Nun, eigentlich musste man nicht einmal den Kindergarten verlassen, um zu erkennen, wem von Anfang an in den Allerwertesten gekrochen wurde und wer aufgrund seiner Herkunft, seines Aussehens und der Kleidung, die er trug, die Dresche bezog.
Nein, im Starluck herrschte der Glaube an das Glück, und dies wurde in harter Währung gemessen. Wie dicht gedrängte Schreine erhoben sich die blinkenden Spielautomaten mit der antiquierten Mechanik an den Wänden, im freien Raum standen Tische für Roulette, Würfel- und Kartenspiele. Elektronische und virtuelle Glücksspiele gab es hier nicht, die Gefahr durch Hacker war einfach zu groß. Außerdem konnte kein Monitor und keine Projektion des Universums das Gefühl ersetzen, die eigenen Karten oder Würfel selbst in der Hand zu halten. Im Starluck glaubte man an das Glück, und es war leichter, an etwas zu glauben, das man wirklich sehen, spüren, schmecken oder hören konnte.
Mit trockenem Mund starrte Aleksej auf das Blatt in seiner Hand. Es fiel ihm schwer, nicht unruhig mit den Füßen zu scharren, aber er durfte sich nicht verraten. Hier am Tisch wurde um richtig hohe Summen gespielt, viel höher, als er es je getan hatte. Weil er diese Summen nie besessen hatte. Doch er hatte den ganzen Tag über Glück gehabt, an jedem Tisch und in jedem Spiel, und nun saß er hier, mit seinem blauen Iro und dem ansonsten vollkommen kahl rasierten, tätowierten Kopf, dem man dennoch die Schimpansengene ansah, den dreizehn silbernen Ringen im rechten Ohr, der abgetragenen Kunstlederhose und seinem einzigen guten Hemd, in dem noch der Schweiß von gestern steckte. Er saß hier mit Leuten, die an keinem anderen Ort der Welt freiwillig den Tisch mit ihm teilen würden, doch im Starluck waren die üblichen gesellschaftlichen Konventionen ausgehebelt, hier galt nur der Erfolg im Spiel.
Aleksej war ein guter Spieler, und seit seine Justifiers-Einheit im Starluck angekommen war, um für wenige Tage das Überleben der letzten Mission zu feiern, kam zu seinen Fähigkeiten noch unverschämtes Glück hinzu. Stundenlang hatte er es genossen und gespielt wie im Rausch, doch nun ging es nicht mehr nur um das Spiel und den Rausch. Nun ging es um alles.
Er brauchte noch einen letzten Buben, dann könnte er sich freispielen. Noch einen letzten Buben, dann würde er die Einsätze langsam hochschaukeln, bis auch der letzte Chip gesetzt war, und den reichen Säcken alles Geld aus der Tasche ziehen. An dem Tisch war mehr Geld im Umlauf, als er benötigte, um sich endgültig von seinem Konzern Romanow freizukaufen. Er musste nur dafür sorgen, dass es auch gesetzt wurde. Wenn er den Buben bekam.
Falls er ihn bekam.
Es musste einfach klappen!
Für die anderen war es nur ein Spiel, doch für ihn die Chance, sein verdammtes Leben zurückzubekommen. Nein, zurückbekommen war nicht richtig. Es ging darum, erstmals selbst darüber verfügen zu können, denn seit seinem vierten Lebensjahr gehörte er Romanow, sogar rückwirkend bis zur Geburt. Er spielte darum, kein Konsklave mehr zu sein. Keine verdammten Aufträge im Nirgendwo mehr, kein Herumgeschubse durch Krawattenträger und Sesselfurzer, keine herablassenden Blicke von blutjungen Sekretärinnen in kurzen Kostümchen, die sich für was Besseres hielten, nur weil sie jemanden im mittleren Management vögelten. Es ging darum, frei zu sein, obwohl er ein Fell trug und nie als vollwertiger Mensch gelten würde.
Er war lediglich der Bastard eines Schimpansenbeta und einer Frau, von der Aleksej nur wusste, dass sie geweint hatte, als sie ihn abgeben musste. Ansonsten hatte man ihm gesagt, dass sie betrunken gewesen war, als sie mit seinem Vater einen Quickie auf einer Toilette hingelegt hatte. Wahr oder nicht, er war ein Bastard, dessen Arsch Romanow gehörte, weil auch der seines Vaters dem Mega-Konzern gehört hatte. Die Leibeigenschaft war im 31. Jahrhundert nur für reine Menschen abgeschafft.
Er starrte auf die drei Karten in seiner Hand, drei Buben, Pik, Karo und Herz, und wartete auf die beiden Tauschkarten. Sie spielten die historische Straight-Tauri-Variante aus dem 23. Jahrhundert, bei der man mit dem klassischen Blatt, aber nur bis
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