Justin Mallory 01 - Jäger des verlorenen Einhorns
Manhattan keine zwei Dutzend Jungfrauen mehr übrig sein. Suche sie einfach nacheinander auf, bis du die mit dem Einhorn gefunden hast.«
»Ich wünschte, es wäre so einfach«, sagte Murgelström niedergeschlagen.
»Warum ist es das nicht?«
»Vielleicht findet man in deinem Manhattan nur zwei Dutzend Jungfrauen, aber in meinem sind es Tausende - und mir bleiben weniger als zehn Stunden.«
»Warte mal eine Minute!«, verlangte Mallory und runzelte erneut die Stirn. »Was soll das mit ›deinem und meinem‹ heißen? Lebst du nun in Manhattan oder nicht?«
Murgelström nickte. »Das sagte ich dir ja schon.«
»Wovon redest du dann?«
»Ich lebe in dem Manhattan, das du nur aus dem Augenwinkel kennst«, erklärte der Elf. »Mitunter erhascht einer von euch einen flüchtigen Eindruck davon, aber wenn er dann ganz hinsieht, ist es verschwunden.«
Mallory lächelte und schnippte mit den Fingern. »Einfach so?«
»Eine Tarnfarbe«, erläuterte Murgelström.
»Und wo genau liegt dieses Manhattan, von dem du sprichst? Beim zweiten Stern rechts abbiegen und geradeaus bis zum Morgen - oder vielleicht hinter dem Regenbogen?«
»Es ist genau hier, überall um dich herum«, entgegnete der Elf. »Es ist weniger ein anderes Manhattan als ein Teil deines eigenen Manhattans, den du nie siehst.«
»Kannst du es sehen?«
Murgelström nickte. »Man muss nur wissen, wie man hinsieht.«
»Wie sieht man denn hin?«, fragte Mallory, unwillkürlich von der Neugier gepackt.
Murgelström deutete auf das Geld. »Nimm den Auftrag an, und ich zeige es dir.«
»Keine Chance«, wehrte Mallory ab. »Aber ich bin dir dankbar, mein kleiner grüner Freund. Sobald ich wieder aufwache, schreibe ich dieses ganze Gespräch nieder und schicke es einem dieser Sexmagazine zur Analyse. Ich denke, sie zahlen einem fünfzig Mücken, wenn sie den Leserbrief drucken.«
Der Elf ließ geschlagen den Kopf hängen. »Ist das dein letztes Wort?«, fragte er.
»Ist es.«
Murgelström richtete sich zu seiner vollen, wenn auch begrenzten Größe auf. »Dann muss ich mich darauf vorbereiten, dem Tod zu begegnen. Es tut mir leid, dass ich dich belästigt habe, John Justin Mallory.«
»War mir ganz und gar nicht lästig«, sagte Mallory.
»Du glaubst immer noch gar nichts davon, oder?«
»Nicht ein Wort.«
Der Elf seufzte und ging zur Tür. Er öffnete sie, trat auf den Flur hinaus und wich dann gleich wieder ins Büro zurück.
»Erwartest du Besuch?«, fragte er.
»Rosa Elefanten?«, fragte Mallory.
Murgelström schüttelte den Kopf. »Zwei sehr große, fies aussehende Männer mit Wölbungen unter den Armen. Einer von ihnen hat eine Narbe auf der linken Wange.«
»Scheiße!«, brummte Mallory, rannte schwankend zum Lichtschalter und tauchte das Zimmer in Dunkelheit. »Sie sollten eigentlich unten warten!« Er lief zum Schreibtisch zurück und kniete sich dahinter.
»Vielleicht sind sie es leid geworden, weiter zu warten«, überlegte der Elf.
»Aber sie suchen gar nicht mich!«, beklagte sich Mallory. »Nick Fallico ist es, hinter dem sie her sind!«
»Sie sehen ganz schön entschlossen aus«, fand Murgelström. »Ich denke, sie nehmen jeden, den sie kriegen können.«
»Na ja«, sagte Mallory und sehnte sich nach wenigstens einem weiteren Schluck, »es sieht danach aus, als wärst du nicht der Einzige, der kein reifes Alter mehr erlebt.«
»Wirst du sie umbringen?«, fragte Murgelström.
»Ich habe nicht von ihnen gesprochen.«
»Wirst du sie nicht erschießen?«
»Womit?«, wollte Mallory wissen. »Natürlich mit deiner Pistole.«
»Ich habe keine Pistole.«
»Ein Detektiv ohne Pistole?«, fragte der Elf. »Davon habe ich ja noch nie gehört!«
»Ich habe nie eine gebraucht«, wandte Mallory ein.
»Nie?«
»Bis jetzt«, verbesserte er sich.
»Denkst du wirklich, dass sie dich umbringen?«, fragte Murgelström.
»Nur wenn sie sich mitreißen lassen. Wahrscheinlich brechen sie mir nur die Finger und sorgen dafür, dass ich ein paar Jahre lang nicht mehr ohne Krücken gehen kann.« Zwei massige Gestalten wurden durch das trübe Glas der Bürotür sichtbar. »Ich habe einen Vorschlag für dich, John Justin«, sagte Murgelström. »Warum überrascht mich das nicht?«, fragte Mallory mit einer Spur Ironie.
»Wenn ich sie verschwinden lasse, ohne dass du verletzt wirst, hilfst du mir dann, das Einhorn zu finden?«
»Wenn du sie verschwinden lassen kannst, brauchst du meine Hilfe nicht«, erklärte Mallory voller Überzeugung.
»Haben
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