Kabal: Gesamtausgabe der Order of Burning Blood Trilogie Band I bis III (German Edition)
Kassandras Leben nicht mehr vor sich leugnen konnte.
Wo bist du? Wo kann ich dich finden?
Er versuchte seine gesamte Willenskraft darauf zu konzentrieren, dass sie seine Gedanken hörte, doch er wusste gleichzeitig, dass ihm dies nicht gelingen würde. Sie überflogen die Tempelstraße, auf der immer mehr verendete Tiere und jetzt auch Menschen sichtbar wurden. Staub lag über allem und Brandgeruch lag in der Luft. Das ganze Tal ähnelte mehr der Unterwelt, als den Ort, den Thanasis während seines langen Lebens für unveränderbar gehalten hatte.
Fassungslosigkeit angesichts der ungeheuerlichen Zerstörungen ergriff Besitz von der Gruppe.
Endlich sahen sie einen Trupp von Soldaten in Richtung des Tempels eilen, als ihre Aufmerksamkeit durch die plötzlich aufgeregten Kraindrachen gefordert wurde. Sie schrien auf, Klagelaute ausstoßend, die mehr als jedes Wort sagen konnten. Als Thanasis seinen Blick zum Berg Idrak lenkte, dachte er zunächst, der Schatten der Rauchwolken hätte den Tempel eingehüllt. Fassungslos starrte er auf den schwarzen Fleck der Finsternis, der seine Stelle eingenommen hatte. Sein Verstand weigerte sich, die Fakten anzuerkennen, die seine Augen ihm boten.
Idrak ist vernichtet ... fort. Das kann nicht wahr sein! Kann einfach nicht ... der Berg, er ist weg!
Sie überflogen den Krater schweigend. Thanasis Augen trübten sich und er schüttelte fortwährend den Kopf. Mehmood musste mehrmals zu ihm herüberschreien, bis er sich in der Lage sah, seinen Blick von der Zerstörung abzuwenden.
»Die Soldaten! Wir müssen sie befragen!«
Thanasis nickte lethargisch. Die Kraindrachen schossen bereits zurück ins Tal und fanden bald den Trupp. Es handelte sich um rund zwanzig Tempelwächter, die erschöpft und größtenteils auch verletzt waren. Viele hatten Brandwunden und Verbände, ihre Rüstungen waren angeschmort und zerschlagen.
Thanasis eilte auf sie zu. Ein Hauptmann mit leerem Blick trat ihm gegenüber. Der Mann wirkte wie eine Statue. Jegliches Gefühl war aus ihm gewichen. Erst als er den Minotaur erkannte, leuchteten seine Augen auf.
»Mein Herr Thanasis! Auch Ihr habt überlebt!«
Thanasis Herz krampfte sich zusammen.
»Meine Frau?«
»Lebt!«
Thanasis wandte sich ab und schloss die Augen, Tränen der Erleichterung liefen seine Wangen herab. Er wischte sich mit einer ungelenken Bewegung über das Gesicht und tat so, als würde er die Zerstörung begutachten.
»Was, im Namen Sarinacas, ist hier geschehen?«
»Ein MA-Reaktor wurde von einem Eindringling sabotiert und explodierte. Unsere Hohepriesterin ...«
Thanasis drehte sich langsam um. Er sah dem Mann in die Augen.
»Sprich endlich!«, grollte er.
Der Soldat nahm Haltung an.
»Der Gott der Sidaji erschien kurz vor der Explosion. Wir nahmen zunächst an, er wäre dafür verantwortlich. Doch er hat vielen das Leben gerettet, die seine Unschuld bezeugen können. Er hat den verbrannten Leib der Hohepriesterin, die sich bei der Explosion tief in Idrak befunden haben muss, aus dem Krater geborgen. Sie befinden sich bei der Flammengrube. Eure Frau, der Herr von Garak Pan, die Herrin der Dunklen Flamme und viele mehr. Mikar hat die Überlebenden teleportiert und auf die Tempel in Iidrash verteilt, damit die Heiler sich um sie kümmern können. Wir haben den Auftrag, nach weiteren Überlebenden zu suchen. Aber wir haben keine große Hoffnung ... so viele. Ist es das Ende der Welt?«
Thanasis starrte den Mann an. Er dachte an die zerstörte Welt, die er Stunden zuvor noch besucht hatte. Idrak unterschied sich nicht mehr von dem toten Ödland, das er dort gesehen hatte. Er behielt seine Gedanken für sich.
»Noch nicht. Noch können wir kämpfen! Kopf hoch! Irgendwo liegt jemand und wartet auf deine helfende Hand! Fahrt mit eurer Suche fort! Ihr alle, los!«
Der Trupp setzte sich wieder in Bewegung.
Julana schwieg fassungslos und Mehmood sah den verletzten Kämpfern hinterher. »Die Hohepriesterin ist nicht mehr?«
»Das hat er nicht gesagt! Wir müssen sofort zum Kloster!«
Sie eilten in die Sättel und die Kraindrachen warfen sich in die Luft. Mit kräftigen Schlägen flogen sie die Steilhänge der umliegenden Bergrücken hinauf und waren bald über dem Hochplateau, auf dem die Flammengrube und das Kloster lagen. Sie sahen die Laternen und erleuchteten Fenster des kleinen Städtchens Kustak, das ein altes Weingut beherbergte, und erreichten die Terrassen des Klosters. Es lag weit über dem Tal, nur über einen bronzenen
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