Kabal: Gesamtausgabe der Order of Burning Blood Trilogie Band I bis III (German Edition)
Haut schimmerte im Schein der Klinge. Sie fragte sich erneut, was mit Cendrines Haar geschehen war. Sie hatte nie Haupthaar gehabt, seit Seraphia sie kannte und weiße Zeichen bedeckten ihren Kopf und Teile ihres Körpers. Sie trug ihre schimmernde Rüstung, deren knapper Zuschnitt von der magischen Wirkung zeugte, die dem Metall innewohnte. Einfaches Rüstzeug musste den Leib bedecken, um so Schutz vor Verletzungen zu bieten, doch die besten Panzerungen schützten ihren Träger mit weit mehr als der Dicke ihres Materials. Cendrines Rüstung gehörte zu dieser Klasse besonderer Artefakte.
Die Äbtissin war muskulös für eine Frau, aber dennoch sehr weiblich gerundet. Seraphia verbeugte sich ihrem Stand entsprechend vor ihr, doch Cendrine schloss sie einfach in ihre Arme. Sie berührte dabei aus Versehen ganz leicht die Sengende Klinge, aber ihr Pentacut-Geschmeide schützte sie vor der zerstörerischen Kraft dieser mächtigen Waffe, bevor sie sich verbrannte.
»Sera, mein Engel. Du bist noch schöner geworden.«
Cendrine strich eine Strähne aus Seraphias Gesicht. Sie wirkte müde und abgekämpft.
»Es wird Zeit, dass du einen Mann findest, bevor ich so etwas nur noch aus Höflichkeit sagen kann.«
»Das würdest du nie tun. Ich meine, nicht dass du jemals unhöflich sein könntest und das Kompliment war natürlich gerade sehr höflich von dir ... Ach, verdammt, du weißt, wie ich das meine«, stammelte Seraphia und rieb sich die Schläfen.
Cendrine sah sie durchdringend an. »Du bringst schlechte Nachrichten aus den Sümpfen. Lass uns gemeinsam zu Charna gehen.«
Sie lächelte warm, als sie sich bei Seraphia unterhakte.
Mit Stahl gerüstete Wächter verneigten sich und senkten ihre Hellebarden, als sie den von Säulen flankierten Eingang zum Inneren Idraks passierten. Auf dem Weg plauderte Cendrine über die Fortschritte der Adeptinnen und das Wetter auf der anderen Seite Iidrashs. Die wichtigen Dinge mussten jedoch warten, bis sie das Sanctum betraten, denn hier waren noch zu viele Fremde unterwegs.
Seraphia hörte kaum zu und nickte gelegentlich, wenn es angemessen schien, doch die Äbtissin war selbst nicht ganz bei der Sache und sprang von einem Thema zum nächsten.
Sie verspürte eine wachsende Angst davor, stotternd vor der Hohepriesterin zu stehen. Es wäre ihr lieber gewesen, sie hätte ihre Zimmer aufsuchen können, denn nach der anstrengenden Reise fühlte sie sich schmutzig und zerzaust. Die Muskeln in ihren Beinen schmerzten bei jedem Schritt vom langen Ritt auf Koorms Rücken. Doch sie musste zunächst die Nachrichten überbringen, dann konnte sie sich ausruhen.
Sie folgten dem von Öllampen und Fackeln erleuchteten Gang, an dessen Flanken in regelmäßigen Abständen beleuchtete Durchgänge lagen, die in andere Flure und offene Räume führten. Eine Vielzahl von Reisenden und Tempeldienern eilte vorüber oder stand plaudernd im Weg. Alle machten Platz und verneigten sich höflich, wenn sie die Äbtissin sahen. Männer, manchmal auch Frauen, lächelten Seraphia wohlwollend an.
Cendrine war selbst eine begehrenswerte Frau, doch ihre herbe Schönheit, ihr muskulöser Körper und ihre Respekt gebietende Rolle als Erbin der Sengenden Klinge hielten die Menschen auf Abstand. Für eine Priesterin wie Seraphia hingegen war es nicht ungewöhnlich, normale Beziehungen zu pflegen. Sie wusste, dass die Äbtissin ihr vorhin mehr gesagt hatte, als dass sie einen Mann finden sollte. Eigentlich wollte sie sagen: Seraphia, lebe dein Leben, bevor deine Stellung es unmöglich macht! Genieße deine Jugend und Freiheit! Cendrine war allerdings zu höflich, um direkter zu werden. Und Seraphia fühlte sich noch nicht bereit dazu, den Rat zu befolgen. Der Tempel war ihr Leben und sie wollte es nicht teilen müssen.
Ein kräftiger Mann, dessen Initiation seinen Körper in einen Kentauren verwandelt hatte, klapperte auf seinen Hufen vorüber. Er hielt die Hand einer hübschen Adeptin, die die blaue Robe des ersten Lehrjahrs trug. Beide wirkten glücklich und Cendrine entging Seraphias aufmerksamer Blick nicht.
»Hast du mal mit einem Kentauren ...?«, fragte die Äbtissin beiläufig.
Seraphia wurde rot. »Nein.«
Cendrine lachte laut und neigte gedankenverloren den Kopf. Sie seufzte und lächelte sehnsüchtig. Seraphia schüttelte den Kopf. Männer in Kentaurenleibern waren so gewöhnlich wie alle anderen magisch begabten Mannsbilder in ihren vielfältigen Formen. Natürlich pflegten auch sie
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