Kabbala-Box (2 Romane in einem Band)
stärker die Tränen kommen. Mein Leben gleicht einer Katastrophe.
Zuhause angekommen. Ich bin gerade am Vergessen meiner morgendlichen Aktion, lediglich mein T-Shirt, das eine verdreckte Stelle, fingerkuppengroß, aufweist, erinnert an meine Tat. Das T-Shirt geht zur Wäsche, ich unter die Dusche. Danach ein wenig Hausarbeit. Mein oranger, r evolverförmiger Föhn liegt auf meinem großen Rattan-Wäschekorb und tickt beim Abkühlen. Schnell putze ich das Bad, das Wohnzimmer wird aufgeräumt und für die Arbeit wird vorgekocht. Es gibt Gemüse: Brokkoli (ganze 2 Stangen) dazu gedünstete Karotten und Karfiol von gestern. Mittlerweile ist es 07:35 (der Föhn tickt noch immer) und ich lese genüsslich ein Buch mit dem Titel Die Kannibalen von Candyland von Carton Mellick dem Dritten.
Und ich lege die CD In Utero von Nirvana in den CD-Player hinein. – Ungewollte Stille in meinem Herzen.
K a-pitel *2
09:00-18:00 Arbeiten. Erfolgreich sein. Das Beste geben. Das heißt: In einem Secondhand-Shop in der Schörgelgasse am Dietrichsteinplatz stehen und warten bis der Tag vergeht. Mit einer ha ndelsakademischen Matura plus einem WIFI-Diplom im Verkauf und einem erfolgreich abgebrochenen Studium in wirtschaftlicher Scheißerei hat man – wenn man nicht die richtigen Leute kennt (sprich Vitamin B) – keine allzu großen Chancen auf einen gemütlichen Arbeitsplatz in einer Bank oder in einem gemütlichen Büro einer Bank.
Nach der Arbeit entleere ich meinen Postkasten, der schon fast übergeht. Nachlässig war ich in den letzten Tagen. Es ist aber auch ein Paket von meinem besten Freund, dem Samuel, dabei. Ich öffne es, es ist eine CD von einer Glücksforscherin dabei, wie ich sie nenne, und ich lege die CD in mein Regal. Irgendwann werde ich schon Zeit dafür finden.
Mit meiner Gitarre dichte ich ein paar Songs. Es sind Liebessongs, die meist ziemlich traurig enden, wie meine Gedichte und ich spüre dieses Verlassenwerden doppelt so stark. Vielleicht sollte ich das Schreiben und musizieren aufgeben.
18:29 Ein kurzes Telefonat mit meiner Schwester. Sie bedankt sich für das Geburtstag sgeschenk, das ich ihr geschickt habe. Sie lacht, sie weint. Geburtstage sind doch etwas Wunderschönes. Deshalb feiert man sie auch. Ich genehmige mir einen selbst gemachten Fitness-Cocktail mit reichlich Magnesium und Vitamin C und würge das Getränk, das nach fahlen Eiern schmeckt, in einem Zug hinunter. Kurz glaube ich, dass es wieder zurück an die Oberfläche will, aber ich schlucke nochmals und es bleibt unten.
18:30 Duschen
18:45 Richtig auskacken.
18:54 Kultivieren
19:02 Einparfümieren
19:03 15-Minuten Ruhe, einatmen, ausatmen, Aroma-Fenchel-Therapie.
19:18 Ich bestelle mir ein Taxi.
19:19 SMS schreiben, dass ich unterwegs bin.
19:35 In der Wohnung meines nächsten Fickabenteuers.
Wir begrüßen uns. Die beiden Typen, die ich auf den Fotos im Internetprofil schon begutachtet habe, sehen gut aus, einer besser als der andere. Einer ist Arzt (wie vorhersehbar) und der andere Lehrer (wie dramatisch). Einer lacht plötzlich und sagt: „Hey, wir kennen uns?“ – „Ich glaube nicht!“, ist meine schnelle Antwort. Fuck4you bleibt beharrlich: „Doch, wir sahen uns einmal, du und dein Freund …“, stotternd hält er inne, ich breche die Pause und sage: „Wir sind nicht mehr zusammen.“
„…“
„Was geht sonst so ab?“, frage ich die beiden Obertunten. Ich ziehe mir mein Sweatshirt aus, das ich vom Arzt zu Silvester geschenkt bekommen habe und lasse mich auf die Couch fallen. Ich frage mich, ob wir es auf der Couch treiben werden. Nur nicht an den Arzt denken. Nicht jetzt. Ablenkung ist bitter nötig! Der Ältere von beiden, wahrscheinlich der, der aktiv im Bett ist, öffnet eine Flasche Champagner, schenkt mir ein, dann seinem Freund. In diesem Augenblick weiß ich, dass ich ihm gefalle. Sein Freund reagiert darauf und fängt plötzlich zu sprechen an, irgendwas, er labert irgendwas und starrt mir auf den Schritt. Meine Blicke schweifen durch die Wohnung, gediegener Stil, ruhiges Ambiente, alles hat seinen Platz. Ich trinke das Glas leer und schäle mir mein T-Shirt vom Körper. Beide sehen mich etwas erstaunt an, ich frage: „Ficken?“
„Typisch die jungen Buben von heute“, sagt der wahrscheinlich Passive von beiden, sein Nic kname Boyloch, es stimmt höchstens das Loch, aber nicht das Boy und der andere schwafelt, dass früher bei einem Dreier-Fick-Date noch geredet wurde.
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