Kabbala-Box (2 Romane in einem Band)
Quellekatalog. Was hast du zu bieten?
19:46
Mond*schein: Glaubst du wirklich, dass ich eine Szeneschwester bin, die bei Quelle einkauft?
19:46
Kabbal-a: Du hast die Frage nicht beantwortet.
19:47
Mond*schein: Muss ich auch nicht.
19:48
Kabbal-a: Nein, musst du nicht.
19:48
Mond*schein: Ich werde aussteigen, du bist mir zu freaky!
19:49
Kabbal-a: Und du so langsam!
19:49
Mond*schein: Ein jeder Mensch verdient eine zweite Chance.
19:49
Kabbal-a: Es werden keine Chancen vergeben, entweder Ja oder Nein.
19:49
Mond*schein: Doch’n Freak, ich wusste es! Du erinnerst mich an eine Figur aus dem Roman Trocken! von Augusten Burroughs.
19:49
Kabbal-a: War doch nur Spaß! Bis Irgendwann. Aber beim nächsten Mal schwuchtle mich nicht so voll. Im Übrigen hab ich das Buch gelesen, ich fand es nicht so toll, besonders die Passagen über das N azi-Deutschland.
19:50
Mond*schein: War mir klar, dass du so denkst. Du bist genauso wie die anderen, ein sexgeiler Schwuler, der sich hinter seiner Maskerade, die einen Menschen darstellen soll, ve rbirgt.
19:51
Kabbal-a: Ich lebe nach dem Eigenzitat: „Männer kommen und gehen, aber der eigene Schwanz bleibt stehen.“ Niemals sollte sich eine Platitude als wahrer erweisen. Denk nicht zuviel nach! Es schadet deiner Schö nheit.
Es ist spät geworden, ich sehe auf die Uhr und betrachte das Bild meines neuen Chatpartners: süß, verrucht und furchtbar geil. In Gedanken stelle ich mir vor, wie ich ihn berühre, ihn ganz zärtlich an mich heranziehe, um ihm dann seine Hose aufzumachen. Als Kind der Keep-Off-Gesellschaft, was soviel heißt wie: halt dich fern von mir, so lange du noch kannst!, verliert man schnell das Interesse an jeglichem Spielzeug. Aber die Gründe für mein aufkeimendes Desinteresse sind die Müdigkeit und sein mir entgegengebrachtes, schlechtes Benehmen; ich bin allemal ein Hauptgewinn. Meine Trümpfe sind mein Äußeres, mein langer Schwanz und mein trainierter Körper, sie helfen mir leicht zur Beute zu gelangen, zum Schuss zu kommen, meine Sexsüchte zu befriedigen. Im Internet ist es leicht sich Befriedigung zu holen. Seine Süchte zu befriedigen. Hauptsächlich geht es darum schnell befriedigt zu werden, um danach mit Freunden noch auf ein paar Bier zu gehen, sich einen Film anzusehen oder sich gleich wieder – wie ein Panther – auf die Lauer zu legen; dort draußen wartet sicher schon das nächste Opfer. Ein neuer Fuckbuddy ist immer gut, den alten hat man schon benutzt. Ein Partner ist lästig, anhänglich … weil er von Dauer ist. Und ich weiß, dass ich noch vor kurzem anders über eine Beziehung, Paarprobleme, Kuscheln zu zweit oder im Bett liegen und schlummern, gedacht habe. Ich war voll der Hoffnung, war … (ich überlege angestrengt und dann fällt mir das Wort wieder ein) voll verliebt . Ein geiles Gefühl. Monatelang war ich in dieser Verliebtheitsphase, keine Ahnung ob das so heißt, aber es hat sich so umwerfend angefühlt. – Bäume hätte ich zu jeder Tages- und Nachtzeit ausreißen können. Und immer wieder wurde ich enttäuscht, von der einen großen Liebe, und je mehr sie mich enttäuscht hat, desto mehr hab ich meinen Spatz, meinen Arzt (ich spreche und denke seinen Namen nicht mehr) geliebt. Eigenartig. Ich dachte damals noch, ich wäre der Grund für dieses Nicht-geliebt-werden (was für ein egoistischer Gedanke). Heute weiß ich, dass sich einfach beide lieben müssen (schon mal ein guter Anfang), um eine Beziehung entstehen zu lassen. Liebt nur einer von beiden, entstehen solche Auswüchse wie eine Offene Beziehung, eine On-Off-Beziehung oder ein One-Night-Stand. – Das Internet begünstigt Menschen, wie ich es geworden bin; Gefühle sind nutzlos. Der Mensch wird zur Ware, genauso habe ich es gelernt!
Es ist angenehmer anonym zu leben, zu lieben. Schwule leben oft anonym, wie Vampire. Ein Vampir lebt und liebt nur unter seinesgleichen, nur denen, die ebenso die Beißmale am Hals tr agen, offenbart er sein wahres Gesicht; in der Welt draußen, wo er sein wahres Ich nicht preisgibt, zeigt er sich versteckt – anonym! Bis er wieder zuschlägt. Niemand darf erfahren, dass er menschliches Blut braucht, um zu überleben. Schwule Männer brauchen – wie jeder Mann, nur vielleicht etwas ausgeprägter – die Nähe, die Zuversicht und den Sex eines anderen Mannes, und wenn sie den haben, den Typen ausgesaugt haben, gehen sie. Zurück bleibt ein Mann, der noch immer
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