Kabbala-Box (2 Romane in einem Band)
trottet mit seiner Freundin Maria, die schwanger von ihm ist, durch die Weltgeschichte auf der Suche nach Erlösung. Marias beste Freundin ist – na wer schon – Cora, die Ehefrau des Arztes (uhhh, big Mama is in da House), somit war eine Freundschaft zwischen Maria und mir nicht geduldet. Fuck you Maria! Ich wünsche, dein blütenweißer Arsch würde mit Hämorrhoiden bis in alle Ewigkeit verziert werden, dazu Dehnungsstreifen satt, zwanzig Kilo mehr auf den Hüften und dein Haar soll mit den Wurzeln ausfallen. Möge das Baby dich sprengen!
Da fällt mir spontan ein Witz ein: Warum haben reiche Ärzte immer so viele Kinder? Weil La croix noch keine Kondom-Linie entworfen hat. Und es wird noch viel Wasser den Bach herunterrinnen bis Lacroix eine Kondom-Linie entwirft.
P eter ist der jüngste Sohn, von Beruf Sohn und Student zugleich – zwei Jobs auf einmal sind für reiche und verwöhnte Snobisten nicht gerade leicht zu bewältigen. Mehr fällt mir über ihn in diesem Augenblick nicht ein, außer, dass sein Vater und ich immer Sex in seinem Bett hatten, wenn er auf Urlaub oder gerade nicht in der Stadt war. „Aus, aus, aus“, rufe ich laut.
I ch laufe weiter, sehe den klaren Himmel über mir, sehe wie das Grau langsam immer grauer wird. Graz ist noch ruhig, noch ganz verschlafen. Ich fühle mich verlorener als alle Fundsachen dieser Welt zusammen. Und endlich macht sich mein Körper bemerkbar: ein Ziehen in meinen Beinen; irgendetwas in mir lebt.
Ich kehre um.
Aber ich nehme nicht dieselbe Strecke zurück zu meiner Wohnung, denn dann würde ich am Haus des schwulen Familienoberhaupts vorbeilaufen, und wieder an eine Episode aus unserem gemeinsamen Leidensarchiv denken müssen, und das möchte ich nicht. So nehme ich einen mühsamen Umweg.
Und plötzlich gerate ich in Rage (ich kann meine Emotionen nicht kontrollieren), die Wut lässt sich nicht kompensieren. Ich weine. Der Druck wird nicht weniger und die Aggression kann ich nicht kan alisieren. Durch die Wut hindurch wühlt sich ein apokalyptisches Bild vom Arzt; ich sehe sein lachendes Gesicht mitten aus einem Spiegelscherbenhaufen, den ich zerschlagen habe, diabolisch grinsen. Ich sehe ihn vor mir, ich sehe ihn 1000-Mal. Sein Lachen, wie er mich auslacht und ich laufe weiter. Ich laufe den Schillerplatz entlang bis hin zum Wittekweg, wo sein Ex-Freund wohnt, mit dem er mich während unserer Beziehung immer wieder betrogen hat, mit diesem arbeitslosen Katzenzüchter. Der arbeitslose Katzenzüchter, der Mann mit kleinem Schwanz und Hirn, hätte eine Gehirnvergrößerungspumpe bitter nötig. Und plötzlich stehe ich vor dessen Wohnhaus am Wittekweg. Ich stehe vor der Tür, rechts daneben all die Namen, die in diesem Haus wohnen. Es ist kurz vor 06:45 Uhr morgens und ich drücke den Klingelknopf, laut schrillt die Glocke, und ich lasse es läuten. Ich bin schnell, da ich super gut in Form bin, der Ex, der arbeitslose Katzenzüchter, ist schon über vierzig und nicht mehr gut in Form. Ich drücke den Klingelknopf noch immer und es kommt mir vor, dass der Ton schriller geworden ist. Drücken, drücken, drücken. Den scheiß Klingelknopf ficke ich in sein scheiß Loch zurück. Fest, fester, noch fester. Ich drücke noch immer den Knopf hinein, bis ich glaube, dass die Feder im Innersten des Schaltkastens zerspringt und plötzlich geht ein Licht an. Ich lasse vom Klingelknopf los, spucke auf ihn und wische mit meinem T-Shirt, das verschwitzt ist, über die Armaturen. „Keine Fingerabdrücke hinterlassen“, hatte ich von Angela Lansbury gelernt. (Anm. d. Verfassers: Angela Lansbury verkörpert in der Serie Mord ist ihr Hobby die Schriftstellerin Jessica Beatrice Fletcher. Sie könnte als die amerikanische Antwort auf Miss Marple gehandhabt werden.) Dann laufe ich wie vom Teufel gejagt durch die Straßen und Gassen von Graz. Das ausgeströmte Adrenalin gibt mir den richtigen Kick. Mein Herz rast vor Wut, vor Angst erwischt zu werden, vor Trauer, vor Panik. Nach wenigen Metern fühle ich mich wieder sicher und drossle die Laufgeschwindigkeit. Tränen überrollen mich. Ich weine. Nachhause. Es regt sich in den tiefen Schichten meines Stammhirns ein diffuses Gefühl von Schuld und schließlich schaffe ich es, eine Anwandlung von Verantwortungsbewusstsein zu entwickeln, die bis an die Oberfläche dringt. Dort übernimmt sie die Kontrolle über mein Nervensystem und dirigiert nun meine Beine. Ich laufe die letzten Meter schneller nachhause, bis mir
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