Kabbala-Box (2 Romane in einem Band)
Junge. Das kann nur bergab gehen.
Ich genieße meinen zur R uhe gekommenen Körper, das Nicht-Gestöhne. Nur lärmende Autos dröhnen und hupen an mir vorbei, diese Art von Lärm ist in diesem Augenblick beruhigender als alles andere. Ich gehe die Wickenburggasse entlang, bis ich am Geidorfplatz ankomme, dort läuft noch ein Spätfilm, er nennt sich I love you Phillip Morris. Ich gehe rein und sehe mir den Film an, zum zweiten Mal in diesem Jahr.
Kurz nach 23:00 ist der Film zu Ende. Ich gehe weiter zu Fuß nachhause. Als ich die Tür zu meinem Wohnblock öffne, sehe ich einen gut aussehenden Mann vor meiner Tür stehen, er ist in eine schwarzen Lederjacke gehüllt und läutet energisch an meiner Türglocke. Schnell richtet sich mein Schwanz wieder auf und geht in Fickstellung. Ich begrüße die schwarze Lederjacke, die sich als der Sohn meiner Nachbarin vorstellt. Frau Bischof heißt die Gute. Ich kann mich nicht an sie erinnern, schon gar nicht eine Nachbarin mit dem Namen Bischof zu haben. Hätte man mir gesagt, die Wohnung stünde leer, hätte ich es auch geglaubt.
Also: „Schönen guten Abend“, sagt die Lederjacke, Anfang dreißig, zu mir. Ich nicke, lehne meinen Arm am Tü rstock an und versuche ihm so meinen Bizeps zu zeigen. Doch der Mann ist nicht wirklich an meinen Armmuskeln interessiert (wahrscheinlich doch nicht schwul) und hält mir einen Hund vor die Nase. „Was soll ich mit dem Hund?“, frage ich ihn etwas empört.
„Es ist so. Ich kann den Hund nicht mit ins Krankenhaus nehmen, Sie wissen doch wie schnell Hunde in einer fremden Umgebung leiden und Sie würden mir einen großen Gefallen tun, wenn Sie den Hund für ein paar Tage bei sich aufnehmen würden. Es wären nur ein paar Tage, dann kommt meine Mutter wieder aus dem Krankenhaus zurück.“
„Ein paar Tage also?“, sage ich und beginne zu lächeln. Der Hund macht „Wuff.“ Jetzt bemerkt der gut aussehende Typ, der mir sein Du-Wort anbietet, dass ich dafür eine Gegenleistung verlange und diese Gegenleistung ist eindeutig in Naturalien abzuzahlen. „Nein, Geld will ich keines“, sage ich und wahrscheinlich hat er um diese Uhrzeit schon bei jeder Haustür im ganzen Wohnblock geläutet und jeder war so intelligent nicht aufzumachen, aber ich muss ja gerade von einem Fickdate nachhause kommen. „Mann, du machst mir damit einen großen Gefallen, bitte“, sagt die gut aussehende, schwarze Lederjacke namens … ähm (das gibt es doch nicht, ich hab den Namen vergessen) zu mir und ich kann seinen stahlblauen Augen nicht widerstehen.
Er hält mir den Hund, einen Mops, vor meine N ase hin. Der Mops sieht mich von der Seite mit nur einem Auge an, er stinkt, sabbert und sieht hässlich aus. „Ich kann den Hund nicht aufnehmen, ich …“, mir fallen bei diesen wunderschönen Augen, die die Lederjacke hat, keine passenden Argumente ein, als die, dass ich nicht oft zuhause bin und dass ich noch nie auf einen Hund aufgepasst habe.
„Nicht so wild, er ist gut trainiert, hält einen ganzen Tag aus, vorausgesetzt du gibst ihm seine Durchfalltabletten regelmäßig.“
Ich versuche weitere Ausreden zu erfinden, aber der gut aussehende Manuel – na, geht doch – meint, es würde sich höchstens um ein paar Tage handeln. Ich willige ein (!), ich nicke (!) und wenige Sekunden später habe ich das sabbernde Etwas in meiner Wohnung. Mit ihm eine Ration an Hundefutter, Tabletten gegen seinen Durchfall, Fressnapf mit der Aufschrift Alles für den Lord und eine Kollektion Hundeleinen. An seinem Halsband ist ein kleines, buntes Glöckchen angebracht, das ich sogleich entferne. Ich hasse kleine, bunte Glöckchen.
Das Erste, was der Mops tut: Er frisst das kleine, bunte Glöckchen. – Es hat ihm wohl auch nicht gefallen! Das Zweite: er rülpst. Klaus, der Hundesitter.
Um 23:32 sehe ich das kleine, zerknautschte Ding in meiner Wohnung hin- und herlaufen, und mit ihm bimmeln leise Glockentöne. „Das geht gar nicht“, sage ich dem kleinen, haarigen Mon ster mit dem 7,1kg schweren Sympathiefaktor und er tut es mir gleich und setzt sich auf die Couch. Er und ich besetzen jeweils ein Couchende, er schnupft, niest und röchelt, und ich rauche, furze und weine.
23:44 Ich werde müde, und bin froh, wenn ich spüre, dass mein Körper schlafen will. Ich lege mich ins Bett und er in seine Ecke mit Decke auf der Couch, wo er sich zur Nachtruhe bettet; ich bin mir sicher, er wird keinen Augenblick auf dem Deckchen bleiben. Mit diesem Geda nken und
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