Käfersterben
erstaunt.
Britta warf sich ins Gras und krächzte vor Lachen wie eine Saatkrähe. Katinka stellte ihr Glas ab. Sie ging zu der fremden Besucherin hinüber.
»Entschuldigen Sie die Störung, Frau Palfy«, sagte die Dame und betastete nervös ihre Perlenkette. »Aber ich wollte Ihnen wenigstens einen kurzen Besuch abstatten. Mein Name ist Petra Stein.«
Epilog
»Sie sind jetzt richtig reich«, sagte Hardo. Er saß auf einem der Holzböcke in Danis Atelier, den Rücken an die Sägemaschine gelehnt, und trank sein letztes Bier. Katinka hockte neben Tom auf der Werkbank. Sie war zu Kaffee übergegangen. Die anderen hatten sich längst schlafen gelegt. Die Nacht leuchtete trotz der späten Stunde immer noch unnatürlich hell, wie Silber. Und bald würde die Sonne wieder aufgehen.
»Die Skulpturen sind einiges wert«, sagte Tom. »Und die Wohnung in Wien …«
»Die werde ich verkaufen«, verkündete Katinka. »Vielleicht möchte meine Schwester sie haben.«
»Spinnst du?«, fragte Tom entrüstet. »Die könnte unser Alterssitz werden.«
»Nichts da. Meine Lizenz gilt nur in Deutschland.«
Hardo lachte.
»Sie denken wirklich immer nur ans Arbeiten. Was wollte Petra Stein denn von Ihnen?«
Katinka überlegte. Sie wusste noch nicht, ob sie verraten sollte, was sie mit Gwendolyn alias Petra Stein ausbaldowert hatte. Sie war lediglich fest entschlossen, einen Teil des Geldes, das Dani ihr hinterlassen hatte, in die Förderung junger Künstler zu investieren. Ihr Vater musste ihr helfen, alles zu organisieren. Aber zuerst würde sie die Ereignisse überschlafen und sich später bei Dr. Rosenstock über die Details informieren.
»Gwendolyn wollte mir ihre Version der Geschichte erzählen«, sagte Katinka schließlich.
»War die interessant?«
»Sie kennen sie doch schon, oder nicht?«
Hardo lächelte. Ich rolle meinen Schlafsack aus«, sagte er. »Übrigens, das mit dem Loch im Jahr … das galt Livio, nehme ich an?«
Er nickte ihnen kurz zu und ging.
»Was denn für ein Loch?«, fragte Tom.
»In Danis Schlafzimmer hing hinter dem Keilrahmen eines Gauguindrucks ein Zettel. Es ist ein Loch im Jahr stand darauf. Wir haben uns gefragt, was das zu bedeuten hat. Hardo meint wohl, Dani habe den Tod ihres Bruders so umschrieben. Aber ich glaube eigentlich …« Sie verstummte und dachte nach.
»Was glaubst du«, fragte Tom ungeduldig. Katinkas Pausen dauerten ihm zu lange.
»Ich glaube, sie meinte die schwarzen Löcher, die die Lebensenergie absaugen wie ein Vakuum. Du weißt schon – diese Ereignisse, die einen aus dem Leben kippen, in ein anderes, in dem man sich zuerst gar nicht auskennt. In dem wir Fremde sind und funktionieren müssen, obwohl wir die Regeln nicht kennen. Verstehst du?«
Während sie Tom das alles auseinander setzte, dachte sie an die Festplatte, die sie Booz gestohlen hatte, und fragte sich zum hundertsten Mal, warum Booz diese Geschichte der Polizei gegenüber nicht erwähnt hatte.
Tom sah Katinka an, dann zog er sie an sich und küsste sie.
»Ja. Ich verstehe. Aber ab und zu kriegen wir eine Chance, und dann strecken wir den Kopf wieder raus aus dem Loch.«
Katinka schmiegte sich an ihn.
»Da gibt’s noch was, was du unbedingt sehen musst«, sagte sie verträumt. Sie dachte an die Katinka aus Speckstein. Tom allerdings war damit beschäftigt, ihr den Hals anzuknabbern, und für den Moment nicht abkömmlich.
E n d e
Nachwort
Viele haben mich bei der Fortsetzung der Katinka-Palfy-
Serie unterstützt. Hauptkommissar Werner Vogel hat mir wie immer wertvolle Tipps zur Polizeiarbeit gegeben. Kyung Mi Lee verdanke ich einen Einblick in Bildhauertechniken, aber auch in Denken und Fühlen von Künstlern. Dr. Bernd Dietz hat meine Fragen zur Anatomie des menschlichen Körpers beantwortet und über Stichverletzungen aus der Sicht eines Chirurgen referiert. Fehler, Ungenauigkeiten und Freiheiten liegen selbstverständlich in meiner Verantwortung.
Ich möchte noch hinzufügen, dass ich mir für den Juni 2004, in dem ›Käfersterben‹ spielt, mein eigenes Wetter gemacht habe. Auch musste ich den regionalen Zuständigkeitsbereich der Kripo Bamberg etwas erweitern – es diente dem Plot. Die Beleuchtung der Basilika Vierzehnheiligen habe ich meinem eigenen Stundenplan untergeordnet. Fußballfans sollen nicht traurig sein, dass die seinerzeitige Europameisterschaft nicht entsprechend gewürdigt wird. Ich gestehe außerdem, die Bezeichnung Chefchef von Hans-Josef Pöhlmann
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