Kämpfer der Lichtwelt
gebrochen, das Feuer in ihren Herzen erloschen.
Etliche von ihnen würden die Waffen strecken, umkehren und sich in alle Winde zerstreuen. Aber selbst jene, die mit ins Hochmoor von Dhuannin zogen, würden nun nicht mehr mit ganzer Kraft kämpfen können.
Was für ein grausamer Winkelzug der Caer: Ohne auch nur die Waffen erhoben zu haben, hatten sie bereits den ersten Teilsieg über die Streiter der Lichtwelt errungen. Und jeden Augenblick musste die Sonne aufgehen.
Es war der Tag der Wintersonnenwende im 38. Jahr Arwyns.
*
Reilhan
Bevor er zu ihrem Oberhaupt geworden war, waren die Moormenschen Ausgestoßene gewesen, die von den Menschen außerhalb des Moores verachtet und gejagt wurden, Verdammte, die mit dem Tod auf du und du lebten. Man sagte ihnen nach, dass sie von jenen abstammten, die das Moor zu sich herabgeholt hatte. Der Aberglaube, dass sie Kinder jener seien, die nicht sterben und nicht leben konnten, weil sie von den Moorgeistern beherrscht wurden, war in den angrenzenden Ländern weit verbreitet.
Erst Reilhan war es gelungen, den Bauern, Hirten und Jägern die Angst vor den Moormenschen zu nehmen. Er war es gewesen, der die Landmenschen den Wert des Torfs zum Heizen und Bauen erkennen ließ, so dass sie im Austausch dafür Korn, Fleisch und Felle gaben und seit kurzem auch Waffen. So kamen die Moormenschen zu einigem Wohlstand und Ansehen.
Doch dann wurde Reilhan von einer giftigen Schlange gebissen und musste sterben. Seine sterblichen Überreste wurden in einem feierlichen Trauerzug aus dem Moor getragen und in fester Erde beigesetzt. Die Grabbeigaben, die man ihm auf den letzten Weg mitgab, wären eines Königs würdig gewesen.
Am tiefsten trauerte wohl Reilhans Lieblingsfrau Orla um den weisen Kämpfer. Sie wollte sich mit seinem Dahinscheiden nicht abfinden. Also schlich sie bei Nacht und Nebel zu seiner Grabstätte und stahl den Leichnam. Sie trug Reilhan ins Moor zurück und setzte ihn dort bei, denn sie glaubte fest daran, dass das Moor seine Toten nach Jahr und Tag unversehrt freilasse. Und von den Grabbeigaben überließ sie dem Geliebten nur die kostbaren Waffen, auf dass er sich gegen all jene wehren könne, die einst gegen seine Wiederkehr sein mochten.
Orla lebte längst nicht mehr, ihr Körper war vor vielen Menschenaltern zu Staub verfallen. Reilhans Körper jedoch ruhte noch im Moor und war fast so gut erhalten wie am Tage seines Todes. Niemand gedachte mehr seiner, denn die Legenden von seiner Rückkehr ins Reich der Lebenden waren schon lange vergessen...
*
Der Tag der Entscheidung dämmerte.
Drudin hatte die Nacht auf dem Schwarzstein liegend verbracht. Seine gemurmelten Befehle hatten stong-nil-lumen deutlicher durchdrungen als ein Ruf aus tausend Kehlen. Die zwölf Priester des Obersten Rates hatten sie gehört und waren ihnen nachgekommen. Jetzt erhob sich Drudin von dem schwarzen Opferstein, der inmitten der hufeisenförmig angeordneten fünf Dreisteine stand.
Seine Priester waren tief in sich gekehrt, in magischer Besinnlichkeit versunken. Doch so abwesend sie schienen, waren sie doch emsig am Werk. Ihre schwarz verhüllten Hände fuhren über die Runen auf den Langsteinen, und wo sie welche berührten, da schmolz das Eis und gab diese bedeutungsvollen Runen frei.
Es waren die Runen des Verwandelns und Umkehrens. Runen, die in bestimmter Anordnung die Kraft hatten, aus dem die Schwärze verdrängenden Licht ein alles verzehrendes Feuer zu machen.
Es waren Runen, die wie schwarze Risse aus den vereisten Steinsäulen brannten, dunkle, alles Licht aufsaugende Löcher von verschlungener Form. Und indem die Priester diese Runen vom Eis befreiten, setzten sie ihre geheimen Kräfte frei. Und mit jeder enteisten Rune wurden diese Kräfte stärker und stärker. Die Priester waren so in ihre Tätigkeit versunken, dass sie es gar nicht merkten, wenn ihre Füße den Boden verließen und sie emporschwebten zu Runenzeichen, die anders nicht für sie erreichbar gewesen waren. Sie brauchten sich nur zu strecken, und schon glitten sie hinauf zu den entlegensten Zeichen. Und wo ihre Finger das Eis berührten, da schmolz es und gab Symbole aus Schwärze frei. Die Runen des Umkehrens und Verwandelns waren imstande, die Ordnung der Welt und des Himmels zu stören. Sie verkehrten die Kräfte, die die Welt in der Waage hielten. Und sie waren imstande, Tore in fremdartige Bereiche aufzustoßen, die durch die Mächte des Lichtes verschlossen und versiegelt waren.
Wenn diese Tore erst
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