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Kahlschlag (German Edition)

Kahlschlag (German Edition)

Titel: Kahlschlag (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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Arbeit fragen. Da gibt’s noch mehr, die Leute einstellen.«
    »Es ist wirklich eine Schande. Erst stirbt ihm der Sohn, und dann schmeißt ihn auch noch die Frau raus. Dabei ist er eigentlich ein netter Kerl. Er hat mir ne größere Summe geliehen, die ich noch nicht zurückgezahlt hab ...«
    »Und auch nicht vorhast zurückzuzahlen«, warf Don ein.
    »Das weißt du doch gar nicht«, widersprach Bill.
    »Mir hast du den Dollar auch noch nicht zurückgezahlt, den du mir schuldest.«
    »Den kriegst du schon noch. Aber das sag ich dir, wenn’s nach seiner Alten gegangen wär, weiß ich nicht, ob ich das Geld gekriegt hätte. Sie wollte nicht, dass er es mir leiht. Meinte, ich wär nicht vertrauenswürdig.«
    »Stimmt ja auch. Aber meinen Dollar will ich zurück, so viel steht fest.«
    »Das hat sie gesagt, als ich dabei stand. Nicht vertrauenswürdig. Eins sag ich dir: Jetzt, wo diese Sunset ihren Mann umgebracht hat, der noch dazu Constable war, da sollten wir dem Ganzen schnell ein Ende setzen, sonst bilden sich die Frauen hier im Camp und in der Gegend noch ein, sie könnten mit ihren Männern umspringen, wie’s ihnen gerade passt. Egal, ob’s um Geld geht oder um ihre feuchte heiße Muschi.«
    »Sunset«, sagte Hillbilly. »Heißt die so?«
    »Wegen ihrem langen roten Haar«, entgegnete Don. »Bevor Pete sie so verprügelt hat, sah sie wirklich spitze aus. Jetzt sieht sie aus wie damals Drei-Finger-Jack.«
    »Wer?«
    »Ein Mann, den Pete mal verdroschen hat«, antwortete Bill. »Ist dran gestorben. Er hieß so, weil er nur drei Finger hatte.«
    Ach nee, dachte Hillbilly.
    »Und diesmal hat Pete ins Gras gebissen«, ergänzte Don. »Mir tut’s nicht leid um ihn. Man schlägt keine Frau. Außer es ist ne Hure. Mir hat mal ne Hure ein paar Dollar geklaut, und sobald ich die in die Finger gekriegt hab, hab ich sie ordentlich vermöbelt, das kannst du mir glauben. Hinterher sah sie im Gesicht aus wie ein gescheckter Hund.«
    »Wo kann man denn hier unterkommen?«, fragte Hillbilly. Er hatte sich das Camp angeschaut. Die Häuser schienen alle bewohnt zu sein, außerdem standen sie so nah beieinander, dass ein Mann, wenn er seine Nachbarin vögeln wollte, nur den Schwanz aus seinem Fenster zu hängen brauchte und sie den Hintern aus ihrem.
    »In der Nähe gibt’s eigentlich nichts. Aber du kannst im Camp-Laden ein Zelt mieten und es zwischen den Kiefern weiter unten an der Straße aufschlagen. Die werden noch nicht so bald abgeholzt, die sind noch zu klein.«
    »Danke nochmals«, sagte Hillbilly und wandte sich Richtung Mühlenhaus. Kurz bevor er dort ankam, fiel ihm auf, dass es ihn zwar interessiert hätte, er aber zu fragen vergessen hatte, weswegen dieser Pete eigentlich Drei-Finger-Jack verprügelt hatte. Außerdem dachte er über die Rothaarige nach, die er am Fluss getroffen hatte und von der er jetzt wusste, dass sie ebenjenen Pete erschossen hatte. Schon seltsam, dass sie und er beide zur gleichen Zeit zum Mörder geworden waren.
     
    Nachdem Hillbilly gegangen war, hatte Sunset sich wieder hingelegt. Eigentlich hatte sie sich nur einen Moment ausruhen wollen, und so war sie überrascht, dass sie wahrhaftig eingeschlafen war. Sie wurde davon wach, dass ihr jemand über die Wange strich. Einen Moment lang dachte sie, es sei Pete, der gerade eine seiner seltenen zärtlichen Anwandlungen hatte, aber dann fiel ihr wieder ein, dass er es nicht sein konnte.
    Es war Karen. »Tut mir leid, was ich zu dir gesagt habe, Mama.«
    Sunset setzte sich auf. Die Hand hatte sie immer noch in der Tasche des Kleids, hielt den Revolver fest umklammert. Es fiel ihr schwer, ihn loszulassen. Im Schlaf hatte sie den Finger vom Abzug genommen, aber die Faust um den Griff geballt, als wäre die Waffe ein Knüppel. Inzwischen war ihre Hand so verkrampft, dass Sunset ziemlich lange brauchte, bis sie die Finger wieder durchstrecken konnte.
    »Ich habe die Prügel einfach nicht mehr ertragen, Karen. Und es war nicht das erste Mal, dass er mich geschlagen hat. Du hast nur nichts davon gewusst. Er hat immer darauf geachtet, dass man nichts gesehen hat. Außer beim letzten Mal. Er war ein guter Vater, aber ein liebevoller Ehemann war er nicht.«
    »Aber warum hat er dich geschlagen, Mama? Was hast du ihm denn getan?«
    »Was ich ihm getan habe? Wenn ich ihm was getan hätte, oder wenn ich völlig durchgedreht wäre und ihn zuerst geschlagen hätte und er dann auch durchgedreht wäre, dann hätte ich das verstanden und ihm verziehen. Oder

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