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Kaiser des Mars

Kaiser des Mars

Titel: Kaiser des Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lin Carter
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Verstehen, das fast gottgleich schien.
    Ihre Brust hob und senkte sich beim Atmen. Die grünen Lampen ihrer Augen nahmen uns in sich auf, lasen den nackten Schmerz und den Schrecken in Bolgovs Augen …
    Und sie – sprachen! Nicht mit Stimmen, nicht mit Worten, sondern durch das Medium des Gedankens. Sie projizierten eine Nachricht in unser eigenes Bewußtsein, jene uralten Geister:
    Wer seid ihr neun, die ihr an unserem geheimen Ort vor uns steht und unseren Schlummer mit Leidenschaften, Zwietracht und Gewalt stört?
    Wie seltsam – wie fremdartig! – einen fremden Gedanken in seinem eigenen Geist hallen zu hören!
    Der Ton der geistigen Botschaft war ein klares, süßes Singen wie von eisigen Winden, die durch scharfe, nadelspitze Gipfel aus gefrorenem Kristall wehen. Unmenschlich kalt und süß sang die Stimme in unseren Gehirnen – die Stimme der Zeitlosen!
    Aber die strahlenden Augen aus grünen Flammen wurden weich – und ihr Mitgefühl wärmte die kalte, wilde Musik ihrer Gedanken.
    Ihr seid alle Brüder! Warum also bedroht ihr einander, verletzt ihr einander? Sind unsere Lehren auf taube Ohren gefallen? Könnte es sein, daß die Kinder dieser Zeit uns vergessen und sich von unseren Lehren abgewandt haben? Wird das Gesetz, das wir euch gelehrt haben, als wir vor langer Zeit zu euch kamen, nicht mehr von den Kindern dieses Zeitalters befolgt?
    Ich öffnete den Mund, um etwas zu sagen – aber wie erklärt man gottgleichen, leidenschaftslosen Geschöpfen hundert Millionen Jahre menschlicher Geschichte? Wie beschreibt man Haß, Grausamkeit, Ungerechtigkeit, Habgier und – das Böse – unsterblichen Geistern, die die finsteren Leidenschaften der Menschen nie geteilt haben?
    Aber ich brauchte es nicht einmal zu versuchen.
    Ihre Augen wanderten von einem zum anderen, stellten die Unterschiede fest, sahen, daß Erdenmenschen und Marsianer vor ihrem uralten Grab in der Höhle der Wunder standen.
    Hier ist etwas Fremdes … Wir haben lange geschlafen, vielleicht zu lange … was ist der Welt widerfahren, während wir uns nur auf eine Weile zum Schlummern zurückzogen, auf daß wir uns erneuern konnten?
    Kalte Finger betasteten die Peripherie meines Geistes; Fäden aus fremden Gedanken bohrten sich in mein Gedächtnis. Ich sah, wie Ilsa zusammenzuckte und sich verstört an den Kopf griff, als auch sie die sanfte Invasion verspürte.
    Welche Dinge sind geschehen, während wir schliefen? Eroberung, Sklaverei, Rebellion, Krieg … Wißt ihr denn nicht, daß ihr Brüder seid, Kinder der Erde und Kinder des Mars?
    Ihre scharfen Gesichtszüge wurden streng, als sie unsere Gedanken durchsuchten, von der Unterjochung des Mars durch die Erde erfuhren, von der Ausbeutung der Schwesterwelt durch die Schwester. Die Wärme verblaßte in jenen großen, grünen Augen, als sie die Geschichte meines Kampfes lasen, den Mars von seinen Unterdrückern zu befreien.
    Wir haben lange geschlafen, wie es scheint … Millionen von Jahren sind verstrichen, so wie ihr Kinder die Zeit rechnet … Es erfüllt uns mit Sorge, daß ihr gegeneinander Krieg geführt habt … Als diese Welt jung war und von Leben wimmelte, kamen wir von unserer eigenen Welt hierher, der Welt, die für immer zerstört war … Und wir wählten ein kleines Tier mit weiten, staunenden Augen und führten es den Weg zum Gedanken, damit es uns Gefährte unserer Einsamkeit sei … uns und jenen anderen unserer Rasse, die nach innen flohen, näher zur Sonne, zu der grünen Welt mit den großen, blauen Meeren …
    Dr. Keresny stöhnte, und seine Augen weiteten sich vor Erstaunen.
    »Aster!« rief er aus. »Der verlorene fünfte Planet, von dem manche glauben, daß er einmal zwischen den Bahnen des Mars und des Jupiter existierte, und dessen Trümmer die Asteroidenzone bilden – ist das die zerstörte Heimatwelt, von der ihr sprecht? Ich kann meine Gedanken nicht auf euch projizieren, aber vielleicht …«
    Das ist nicht nötig; sprich laut, und wir können deine Worte fühlen … Ja, wir lesen die Daten in deinem Gedächtnisgitter … Der fünfte Planet war unsere verlorene goldene Heimat … Unter uns gab es jene, die in ihrer Dummheit versuchten, mit kosmischen Kräften zu spielen, die groß genug waren, das Gleichgewicht der Kräfte zu stören, die die Welten auf ihren Wegen um die Muttersonne tragen … Und diese Kräfte entzogen sich dem Griff derer, die sie manipulieren wollten, und unsere goldene Welt wurde in Stücke gerissen … Wir drei überlebten und zwei

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