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Kaiser des Mars

Kaiser des Mars

Titel: Kaiser des Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lin Carter
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Sistrums, die eine verborgene Kraft sichtbar gemacht hatte.
    In der Linse aus wolkiger Jade wurde es hell. Die milchige Substanz verschwamm – wurde klar – wurde zu einem strahlenden Spiegel. Und jetzt sahen wir die Oberfläche des Planeten. Es war ein perfektes Bild, in allen Einzelheiten genau: die Nacht hatte sich über die Oberfläche des Mars weit über uns gesenkt. An der schwarzen Himmelskuppel brannten die Sterne.
    In ihrem schwachen Licht sahen wir die uralten Ruinen des heiligen Ilionis – den halb eingestürzten Tempel – die Monddrachenkrieger, die vor ihm lagerten – und darüber zwei eiförmige Gebilde aus glänzendem Metall, die sich auf ihren Landedüsen heruntersenkten. Fontänen unerträglich hellen Feuers erleuchteten die Nacht wie Zwillingsblitze – die Krieger sprangen erschreckt auf, rissen Schwerter und Speere an sich, Blasrohre, schwache, unwirksame Dinge gegen die Wut von Laserbatterien.
    Seht, Kinder, die Justiz der Zeitlosen!
    Wieder klang das Sistrum.
    Wieder umgab uns die Musik der Kristalle.
    Wieder flammten Kreise von Licht aus der Crux ansata – fiel einer nach dem anderen in den Jadespiegel – verblaßten und waren verschwunden! Und wir blickten in den Zauberspiegel und sahen ein Wunder!
    Vor langer Zeit einmal sah ich einen Film, in dem eine Maschine Stück um Stück auseinandergefallen war. Es war irgendein technischer Trick, das weiß ich. Aber jetzt sah ich ebendieses Wunder im Spiegel der Zeitlosen …
    Die beiden Polizeiboote gingen mitten im Flug in Stücke.
    Sie fielen auseinander. Ihre Außenhaut löste sich in eine Wolke fliegender Stücke. Massives Metall löste sich in eine Wolke von Fragmenten auf, und ebendiese Fragmente wurden zu Wirbeln von glitzerndem, metallischen Staub, und der Staub wurde zu Dampf, der sich ausbreitete, ausbreitete – und verschwunden war!
    Die Feuerfontänen verblaßten. Schwärze schloß sich über die Szene. Unsere Augen paßten sich dem Fehlen dieser grellen Lichtquellen an, und wir sahen die erstaunten Krieger, die zum leeren Himmel gestikulierten, mit den Armen herumfuchtelten, schrien.
    Zwei Polizeiboote hatten sich buchstäblich in Luft aufgelöst. Zwei schnelle, schwerbewaffnete Kreuzer mit genügend nuklearer Macht, um jede Stadt auf diesem Planeten in eine Pfütze aus flüssigem Metall zu verwandeln, waren einfach zerschmolzen. Ein einfacher Glockenton aus einem Sistrum hatte sie zerstört!
    Erleichterung wallte in mir auf und noch etwas anderes; etwas, dessen Existenz ich beinahe vergessen hatte; etwas, das – Hoffnung hieß.
    Dort oben hatte sich die Nacht gesenkt. Aber es war eine Nacht der Götter, in der endlich die lange schlummernden Mächte erwacht waren und sich anschickten, Gericht zu halten. Ehe die Morgendämmerung wieder den Himmel erhellte, würde vieles sich ändern. Eine Zeit würde enden und eine neue Zeit anheben. Und wenn dann wieder die Dämmerung aufflammte, würde sie eine neue Welt bescheinen.
     

 
15. Nacht der Götter
     
    Die Auflösung der beiden Polizeiboote hatte auf jeden von uns eine andere Wirkung.
    Bolgov kauerte benommen am Boden; sein Gesicht hatte jeden Ausdruck verloren, und seine Augen blickten stumpf.
    Dhu kauerte stöhnend am Boden und hatte sein Froschgesicht hinter den Händen verborgen. Er jammerte leise, und die Zeitlosen musterten ihn voll Mitgefühl.
    Ihn hat Wahnsinn erfaßt … Zuviel Haß kann wie ein Krebsgeschwür an der Vernunft fressen … Er wird hier eine Weile ruhen und schlafen … Und wenn er wieder erwacht, wird sein Geist wieder ganz sein.
    Keresny war von diesem kurzen Blick auf eine fremde Technik fasziniert.
    »Die Schwingungswelle, die das Sistrum erzeugte«, sagte er erregt, »muß irgendwie die nuklearen Bindekräfte auslöschen, die die Materie zusammenhält. Diese beiden Raumfahrzeuge verdampften buchstäblich, aber ohne Hitze, Explosion oder radioaktive Verseuchung. Wie, glauben Sie wohl, daß die Welle gelenkt wird?«
    Wieder hallten die Gedankenprojektionen der drei in uns.
    Und jetzt werden wir unseren Entschluß in die Tat umsetzen. Wir sind entschlossen, es den Kindern der Erde nicht länger zu gestatten, die Kinder des Mars zu unterjochen und zu versklaven! Alles vernunftbegabte Leben ist eins, jede intelligente Rasse ist die Schwester jeder anderen … Auch wir sind eure Brüder, wenn auch ältere Brüder … Ehe diese Nacht zu Ende geht, wird die Herrschaft der Außenweltler ein Ende haben, und alle Erdenmenschen sollen für immer diese Welt

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