Kaiserkrieger: Der Aufbruch
es.
Der alte Legionär, der seinen alten Herrn sterben sah, stieß einen unartikulierten Schrei aus. Mit einer Behändigkeit, die man dem fetten Koloss nicht zugetraut hätte, riss er sein Schwert von der Wand und griff Malobaudes an. Zwei seiner Wachen stellten sich dem wütenden Exlegionär in den Weg und ein heftiger Kampf entbrannte.
Belucius kämpfte wie ein Bulle. Einer seiner Gegner sank schwer verletzt zu Boden. Auch der ehemalige Leibwächter des Valens hatte tiefe Wunden erlitten. Er blutete, sein mächtiger Torso in glänzendes Rot getaucht. Doch durch die Fettmassen an vitale Organe zu kommen, das war für ein römisches Kurzschwert eine schwierige Aufgabe, und der alte Legionär kämpfte mit der Kraft eines verwundeten Raubtieres. Wieder und wieder schlug er auf den verbliebenen Wachmann ein, während Malobaudes sich durch die Eingangstür aus dem Staub machte.
»Stirb !« , schrie Belucius außer sich, als er seinen zweiten Gegner abstach wie ein Schwein. Einer der anderen Männer, der sich über den Leichnam des Valens gebeugt hatte, um sich von seinem Tode zu überzeugen, drehte sich alarmiert um und wandte sich dem wie ein Berserker heranschnaufenden Belucius zu. Nun griff auch der vierte Gardist endlich in den Kampf ein.
Der fette Mann blutete, blutete viel zu viel. Kein Teil seines Körpers schien noch trocken zu sein, und er hatte seine blutigen Hände mehrmals über sein schweißüberströmtes Gesicht gewischt, sodass er wie ein Ungeheuer aussah. Sein Gegner fand den Blick des alten Legionärs, sah darin die Müdigkeit, viel Schmerz, die schwindende Energie und auch das kaum sichtbare Nicken, als ob der Mann wusste, dass sein Ende nun nah war.
Es gab einen Schrei, einen schweren Aufprall, einen triumphierenden Ruf des Siegers. Dann plötzliche, ohrenbetäubende Stille.
Der alte Legionär war seinem Herrn gefolgt.
Draußen, verborgen durch die Dunkelheit, hörte ein junger Gote mehr, als er sah. Er hörte Schreie und den Kampfeslärm, umklammerte unwillkürlich den Griff seines Schwertes. Er wusste nicht, was sich dort abspielte, aber es roch nach Verrat und es roch nach Vergeblichkeit. Auch, wenn er jetzt hineinstürzen und den Kampf aufnehmen würde, war die Übermacht doch zu groß. Männer verließen das Gebäude, als wieder Ruhe eingekehrt war, durch Godegisel nur als Schemen erkennbar. Wen auch immer Belucius in der Stadt kontaktiert hatte – es musste sich um einen Verräter, einen Zuträger des Maximus gehandelt haben. Die Infektion der Usurpation war weiter vorgedrungen, als er und Valens vermutet hatten, und es bestand kein Zweifel daran, dass der ehemalige Kaiser des Ostens deswegen sein Leben verloren hatte.
Dann flogen zwei Fackeln auf das Dach des Hauses. Es fing sofort Feuer. In den benachbarten Gehöften erklangen Rufe. Fackeln und Lampen wurden entzündet. Doch da hatten sich die Attentäter bereits auf die Rücken ihrer Pferde geschwungen und waren fortgeritten.
Godegisel wollte nicht als Brandstifter verdächtigt werden. Er zog sich über die nahen Äcker zurück, verbarg sich hinter Büschen und watete durch den Dreck, bis er genug Entfernung zwischen sich und dem nun lichterloh brennenden Haus gewonnen hatte. Dann hielt er inne, starrte auf die flackernden Flammen und realisierte, dass er um Valens trauerte.
Und er trauerte, weil seine Arbeit offenbar doch noch nicht getan war.
Mit einem letzten Blick auf das prasselnde Feuer wandte sich Godegisel ab und machte sich auf den Weg.
Personenverzeichnis
Aurelius Africanus – römischer Trierarch
Ambrosius von Mailand – römischer Bischof
Andragathius – römischer General
Arbogast – römischer General
Aurelia – eine Sklavin
Peter Behrens – Infanterie-Unteroffizier
Belucius – ehemaliger römischer Legionär
Bertius – römischer Legionär
Martinus Caius – Sohn eines römischen Geschäftsmannes
Claudia – eine Sklavin
Johann Dahms – Chefingenieur der Saarbrücken
Dionos – alexandrinischer Gelehrter
Erminius – König der Quaden
Karl Forstmann – Maschinist auf der Valentinian
Fritigern – Anführer der Goten
Godegisel – gotischer Adliger
Flavius Gratianus – römischer Imperator
Dietrich Joergensen – Offizier der Saarbrücken
Josaphat – alexandrinischer Hafenjunge
Julia – Tochter des Marcus Gaius Michellus
Harald Köhler – Unteroffizier der Saarbrücken
Klaus Langenhagen – Offizier der Saarbrücken
Levantus – römischer Zenturio
Lucia – Ehefrau des
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