Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)
endende Jagd.
»Dann bring es zu Ende.«
Kali Darads Lippen bebten und Tränen rannen über ihre Wangen. Es war vorbei. Alles war vorbei. Ihre Flucht, ihr Leben, ihre Liebe. Alles war vorbei.
Langsam streckte der Magier seine Hand nach ihr aus.
Und wie er seine Hand erhob, wanderte ihr Blick in das schlafend wirkende Gesicht ihres Gefährten. Und sie begann zu Lächeln.
»Ich lass nicht zu, dass dir etwas geschieht, Taros«, flüsterte sie und küsste ihn auf die kalte Stirn. Ganz sachte, um ihn nicht zu wecken.
Da spürte sie wieder die unheimlichen suchenden Finger des Magiers über ihren Verstand wandern.
»Niemals.«
Dann schloss sie die Augen und ließ sich einfach nach hinten fallen.
Die Aufschreie auf dem Hof hörte sie nicht mehr. Endlich konnte sie wieder fliegen. Endlich war sie wieder frei und konnte spüren, wie der Wind über ihren Körper streichelte und in ihren Federn spielte. Sie fühlte sich eins mit dem Wind, war erfüllt von der Losgelöstheit dieser himmlischen Sphäre, weit weg von der Erde, die ihr nur Schmerz und Leid gebracht hatte. Sie würde diesen Ort verlassen und nie wieder dorthin zurückkehren. Schließlich hatte sie es ihm ja versprochen. »Nur schauen«, hatte sie gesagt.
Jetzt brachte sie ihn fort. Weit weg, an einen Ort, wo kein Jäger sie mehr finden konnte. Ein Versteck, wo sie beide für immer sicher sein würden.
Und da hörte sie auch wieder seine Stimme. Er musste wieder aufgewacht sein. Und er sang. So schön wie eh und je.
Der Wind riss die Tränen von ihren Wangen als sie in seinen Gesang mit einstimmte. Gemeinsam sangen sie ein letztes Mal ihr Lied. Das Lied, welches sie immer gemeinsam vor Einbruch der Nacht gesungen hatten. Sie sangen, wie all die Male zuvor.
Bis die Nacht sie umfing.
E N D E
Ich war dabei, als die ersten Feuerbälle auf die Burg niedergingen und Turm und Mauern verheerten.
Ich war dabei, als wir den gewundenen Pfad zum Burgtor erklommen und sie Steine auf uns herabregnen ließen.
Ich war dabei, als wir das Tor durchbrachen und sie auf uns einstürmten, als das Blutvergießen begann und die Schreie zum Himmel aufstiegen.
Ich war dabei, als wir zu Monstern wurden und auch die letzten von ihnen auslöschten.
Ich war dabei, als wir zu Helden wurden und uns das Blut mit Wein von den Händen wuschen.
Heute jedoch kehre ich allein jede Nacht dorthin zurück, höre die Schreie hinter verrammelten Türen, rieche das verbrannte Fleisch und spüre meinen Arm vom Einschlagen der Nägel lahm werden.
Heute jedoch weine ich alleine, wenn ich das Schreien kleiner Kinder höre.
Heute jedoch stehe ich alleine hier auf meinem Stuhl, mit dem Strick um den Hals, weil ich das Bild im Spiegel nicht mehr ertragen kann.
Heute jedoch mache ich alleine meinen letzten Schritt.
Auszug aus einem Abschiedsbrief
Narik Darras
Weitere Kostenlose Bücher