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Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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Kopf. »Sie werden mich für sehr unwissend halten, Mr. Hale«, sagte sie, »aber ich habe wahrhaftig nie von einem Land dieses Namens gehört.«
    Oliver stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. »Danke!« sagte er.
    »Wieso?« fragte Garnet. »Wofür danken Sie?«
    »Für Ihre Ehrlichkeit. Sie ahnen nicht, wie selten sie ist. Die meisten Leute denken gar nicht daran, zuzugeben, daß sie den Namen Kalifornien nie gehört haben. In der Regel schwätzen sie irgend etwas zusammen und suchen das Land schlecht zu machen; eben damit beweisen sie mir, daß sie es nicht kennen. Entschuldigen Sie sich nicht. Kalifornien ist einer der einsamsten und unbekanntesten Flecke der Erde. Nur wenige Leute in den Staaten haben jemals davon gehört.«
    »Und wo liegt das Land?« fragte Garnet mit schnell erwachtem Interesse.
    »Am Pazifischen Ozean.«
    Sie schürzte die Lippen und dachte angestrengt nach. »Sie meinen in Asien?« fragte sie schließlich. »In der Nähe von China?«
    Er lachte: »Nein. Ich meine die pazifische Küste Amerikas. Eines Tages werde ich Ihnen davon erzählen. Jetzt nicht. Jetzt möchte ich etwas über Sie erfahren.«
    Was war da schon zu berichten! Sie begann ihm von ihrem Leben in Miß Waynes Institut zu erzählen. Wie sie gehen und stehen, schreiten und knicksen gelernt habe und tausendmal die steile Wendeltreppe mit einem Buch auf dem Kopf hinauf-und hinabgeschritten sei. Oliver lachte schallend.
    »Wie ist es nur möglich, daß Sie derartige Torturen überstanden und dabei so blühend gesund blieben, wie Sie aussehen«, sagte er.
    »Oh«, lächelte sie, »meine roten Backen haben mir Kummer genug gemacht. Einmal bekamen wir einen neuen Lehrer. Der schickte mich gleich am ersten Tag auf mein Zimmer, mit dem Befehl, mir die Schminke aus dem Gesicht zu waschen. Er meinte, es sei ein Skandal, daß eine junge Dame der Gesellschaft sich wie eine Schauspielerin anmale.« Sie lächelte ein bißchen hilflos. »Ich habe mich in die Backen gekniffen, um weiße Flecken zu bekommen, aber sie verschwanden immer gleich wieder«, sagte sie; »es war ganz unmöglich, meinem Gesicht ein damenhaftes Kolorit zu verschaffen.« Sie erzählte, wie ihre Kameradinnen sie fortgesetzt geneckt hätten und wie sie schließlich Essig getrunken habe, um blaß zu werden. Aber auch der Essig habe nichts geholfen, er habe sie nur krank gemacht. »Ich kam langsam dahinter, daß ich gar nichts konnte«, seufzte sie. »Immer hieß es: ›Miß Cameron, gehen Sie nicht so schnell! Es sieht nicht gut aus. Miß Cameron, lachen Sie nicht fortgesetzt; das ist unschicklich!‹«
    Oliver zeigte sich erheitert und verspürte zugleich ein heimliches Mitgefühl. »In Harvard war es uns zwar nicht verboten, zu lachen oder zu schnell zu gehen«, sagte er, »dafür wurden wir bis obenhin mit lauter Nichtigkeiten vollgestopft, wie ein Weihnachtstruthahn mit Kastanien. Ich konnte das schließlich nicht mehr aushalten; deshalb brach ich aus und ging nach dem Westen.«
    Garnet dachte: Wie natürlich er ist! Da war endlich ein Mann, wie sie immer gewünscht hatte, daß er ihr begegnen möchte. Sie ritten nebeneinander her und fanden kein Ende mit dem Erzählen. Die Zeit verging wie im Fluge, und sie mußten sich schließlich beeilen, nach Hause zu kommen; ein längeres Ausbleiben hätte Mrs. Cameron beunruhigt. Als sich Garnet von ihrem Begleiter verabschiedete, stieg ein warmes Gefühl in ihr auf, wie sie es nie zuvor, weder bei Henry Trellen noch bei irgendeinem anderen ihrer Kavaliere, empfunden hatte.
    Bei der Premiere eines neuen Stückes im Parktheater sahen sie sich wieder. Danach ritten sie noch mehrmals miteinander aus. Garnet sagte ihrer Mutter nichts davon, wie offen Oliver und sie miteinander sprachen. Mrs. Cameron hatte den jungen Hale als gut erzogenen Kavalier kennengelernt; sie sollte nicht auf den Gedanken kommen, er möchte möglicherweise keine passende Begleitung für ihre Tochter sein.
    Abgesehen von ihren öffentlichen Begegnungen kam Oliver häufig in das Haus am Union Square. Es war kein einfaches Geschäft, eine Wagenkolonne für die Prärie zusammenzustellen und auszurüsten. Mr. Cameron hatte viel für Oliver Hale zu erledigen. Kam Mr. Hale zufällig, wenn Garnets Eltern nicht zu Hause waren, wurde er selbstverständlich der Tochter des Hauses gemeldet. Die empfing ihn ebenso selbstverständlich und sagte mit vollendeter Höflichkeit: »Möchten Sie nicht einen Augenblick Platz nehmen, um sich am Kamin etwas

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