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Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis

Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis

Titel: Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Truppen oder jemanden an Eurer statt, werden wir sterben.
    Deine Dich liebende Gemahlin
    Lisa di Antonio Gherardini
    »Giocondo«, hatte er gesagt, aber das ließ ich hartnäckig aus.
    Francesco faltete den Brief und übergab ihn Claudio, der ihn in die Tasche steckte. »Und nun«, sagte mein vermeintlicher Gemahl zu mir, »wollen wir über deine Spionage reden.«
    »Ich wollte nicht spionieren«, sagte ich. »Ich war neugierig und habe nur den einen Brief gelesen .«
    »Neugierig, soso. Isabella sagt etwas anderes. Sie sagt, du legst ein Buch auf deinen Nachttisch als Zeichen, dass sie einem gewissen Giancarlo mitteilt, dass du am nächsten Tag beten gehst.«
    Salvatore bemerkte beiläufig, fast freundlich: »Wen trefft Ihr dort in der Santissima Annunziata, Lisa?«
    »Nur Giancarlo«, antwortete ich rasch. »Ich gehe und sage ihm, was in dem Brief steht.«
    »Sie lügt.« Francesco klang brutal; ich hatte den Tonfall schon vernommen, wenn er das Wort Hure ausstieß.
    Salvatore wurde sehr still. »Ich glaube, Euer Gemahl hat recht, Madonna Lisa. Und ich glaube, er hat auch recht, wenn er sagt, dass Euch sehr viel an Eurer Sklavin liegt. Sie war auch schon die Sklavin Eurer Mutter, nicht wahr?«
    Ich starrte auf den Tisch. »Ich treffe dort einen Spion«, sagte ich. »Einen älteren Mann mit grauem Haar. Ich kenne seinen Namen nicht. Giancarlo habe ich eines Abends in Eurem Arbeitszimmer angetroffen, mit dem Brief, und ich war neugierig. Ich habe ihn gelesen.«
    »Wie lange ist das her?«, fragte Salvatore.
    »Das weiß ich nicht - ein Jahr, vielleicht zwei. Er sagte, er arbeite für die Medici. Ich beschloss, zu tun, was er mir sagte - in die Santissima Annunziata zu gehen und dem alten Mann von den Briefen zu berichten.«
    Erneut sah Salvatore zu dem Soldaten hin, der Zalum-ma festhielt. Er schaute nur und hob einen Finger.
    Ich folgte seinem Blick. Das Messer des Soldaten vollführte eine schnelle, kleine Bewegung unter Zalummas Kiefer. Schnell, klein und einfach; ich hörte ein Gurgeln. Sie wäre auf der Stelle umgefallen, aber er fing sie auf und legte sie nieder. Träge und elegant wie ein Schwan glitt sie zu Boden.
    »Ruf einen Diener«, trug Salvatore dem Soldaten auf. »Hol etwas, um hier sauber zu machen.«
    Ich schrie und bäumte mich auf; Francesco drückte mich wieder auf den Stuhl.
    Salvatore sah mich an. »Ihr lügt, Madonna Lisa. Ihr wisst, dass der Name des jungen Mannes nicht Giancarlo ist; er heißt Gian Giacomo. Und Ihr kennt den Namen des alten Mannes.«
    Ich schluchzte hysterisch, unablässig, nicht fähig zu reden. Zalumma war tot, und ich wollte sterben.
    Francesco musste sehr laut sprechen, um sich über meine Klagelaute hinweg verständlich zu machen. »Komm jetzt, Lisa, soll ich den kleinen Matteo holen lassen? Wir können ihn auch hierher bringen. Oder wirst du uns den Namen des alten Mannes sagen?«
    »Holt ihn«, keuchte ich. »Holt ihn und zeigt mir, dass er lebt. Denn wenn nicht, müsst Ihr mich töten.«
    Francesco stieß einen wütenden Seufzer aus, doch Salvatore nickte ihm zu, er solle den Raum verlassen. Kurz darauf kam er zurück, hinter ihm das Kindermädchen. Stolpernd führte sie Matteo an der Hand herein.
    Matteo lachte und wollte zu mir; er streckte die Arme nach mir aus. Doch als er Zalumma auf dem Boden und seine Mutter schluchzen sah, fing auch er an zu weinen. Ich wollte ihn nehmen, aber Francesco hob ihn hoch und reichte ihn dem Kindermädchen; meine Finger kratzten über die Grübchen auf seinem Handrücken.
    »Na schön«, gluckste Francesco und schloss die Tür vor ihnen.
    Er und Salvatore wandten sich an mich. »Der Name, Lisa«, sagte Francesco.
    Ich konnte Zalumma nicht sehen, da sie hinter den Tisch gefallen war, doch ich spürte ihren Körper, so wie man die Wärme eines Feuers spürt. Ich senkte den Kopf und sah auf meine Hände. Ganz leise sagte ich: »Leonardo da Vinci.«

69
    Ich sah nicht zu Zalumma hin, als sie mich hinausführten; ich wollte sie nicht in Erinnerung behalten wie meine Mutter, mit trüben Augen und blutüberstömt. Francesco und Salvatore sprachen miteinander, als Claudio mich abführte; Salvatore klang hitzig. »Müssen wir unseren Plan nun ändern? Wenn sie es anderen erzählt hat, diesem Leonardo etwa ...«
    Francesco blieb kühl. »Isabella sagt, sie hatte keine Zeit, zur Santissima Annunziata zu gehen. Sie entdeckte den Brief, bevor sie zu ihrem Vater ging; seitdem war sie nirgendwo, nur in seinem Haus und bei der Bestattung.«
    Es

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