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Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis

Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis

Titel: Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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ich innerlich aufgezehrt. Ich träumte von Mord; ich wusste, ich könnte nie Ruhe finden, bis ich das Stilett meines Vaters tief in Francescos Brust stecken sähe, bis ans Heft.
    Ihr seid von heißem Geblüt, hatte der Astrologe gesagt, ein Schmelzofen, in dem das Schwert der Gerechtigkeit zu schmieden ist.
    Gerechtigkeit war mir einerlei. Ich wollte Rache.
    In den langen, einsamen Stunden zog ich das Stilett hervor und spürte es kalt und schwer in meiner Hand; ich redete mir ein, mit dieser Waffe sei Giuliano ermordet worden, und mein Vater habe sie als Mahnung an seine Schuld behalten. Alles wiederholt sich, hatte meine Mutter geflüstert, und nun endlich begriff ich. Sie hatte damit nicht sagen wollen, dass wir beide uns in einen Mann namens Giuliano verlieben oder Kinder austragen würden, die nicht die Sprösslinge ihrer angeblichen Väter waren, oder dass wir uns von unseren Männern eingesperrt fühlten.
    Ihr seid in einem Zyklus der Gewalt gefangen, aus Blut und Täuschung. Was andere begonnen haben, müsst Ihr zu Ende führen.
    Ich legte meinen Finger an die tödliche, glänzende Stilettspitze, und ließ sie in mich eindringen, still und scharf. Blut quoll hervor, eine dunkle Perle, und ich nahm den Finger in den Mund, bevor es mir auf die Röcke tropfte. Es schmeckte wie Eisen, wie die Klinge; ich wünschte, es wäre Francescos Blut gewesen.
    Was sollte sich wiederholen? Wie sollte ich es zu Ende führen?
    Ich rief mir so gut wie möglich ins Gedächtnis, was meine Mutter mir über Giulianos Tod erzählt hatte; ich dachte über jeden einzelnen Schritt nach.
    Der Priester im Duomo hatte den mit Wein gefüllten Kelch angehoben und Gott zum Segen dargeboten; das war das Zeichen für den Attentäter, zuzuschlagen.
    Die Glocke im angrenzenden Campanile hatte zu läuten begonnen; das war das Signal für Messer Iacopo, auf die Piazza della Signoria zu reiten, auf der er das Ende der Herrschaft der Medici verkünden wollte und wo sich ihm Söldner anschließen würden, die ihm helfen sollten, den Palazzo della Signoria und damit die Herrschaft zu übernehmen.
    Messer Iacopos Plan schlug fehl, weil die gedungenen Soldaten nicht gekommen waren und das Volk treu zu den Medici gestanden hatte.
    Im Duomo hingegen war der Plan teilweise erfolgreich.
    Kurz bevor das Zeichen mit dem erhobenen Kelch gegeben wurde, stach mein Vater Antonio zu und verwundete Giuliano im Rücken. Baroncellis Hieb folgte; dann kam Francesco de' Pazzis rasender, brutaler Angriff. Lorenzo aber - auf der anderen Seite des Kirchenschiffs - erwies sich als zu schnell für seine ehrgeizigen Mörder. Er trug nur eine kleinere Wunde davon und hielt sich seine Angreifer vom Leib, bis er in die nördliche Sakristei entkommen konnte.
    Falls Piero und Giuliano nach Florenz kämen, würden sie die Rollen der beiden Brüder spielen. Für mich stand zweifelsfrei fest: Francesco und Ser Salvatore würden dafür Sorge tragen, dass zahlreiche Mörder in der Kathedrale auf sie warteten. Salvatore träumte offensichtlich davon, Messer Iacopos Rolle zu übernehmen und, diesmal siegreich, auf die Piazza della Signoria zu reiten, um der Menge kundzutun, er habe Florenz soeben vor den Medici gerettet.
    Welche Rolle sollte ich aber dabei spielen? Ich würde nicht untätig dasitzen und auf meinen Tod warten; ich wusste, dass mein Leben verwirkt war, ganz gleich, wie der Plan ausgehen würde. Dasselbe galt für das Leben meines Sohnes, es sei denn, ich unternahm etwas, um es zu verhindern.
    Dann wurde mir klar: Ich würde in die Rolle der Büßerin schlüpfen, von persönlichem, nicht von politischem Zorn getrieben. Diejenige, die als Erste zuschlagen sollte.
    Ich dachte oft an Leonardo. Meine Tränen in jener Zeit entsprangen vielen Quellen; Schuldgefühle wegen meines Verrats an ihm war eine davon. Isabella war aus dem Palazzo verschwunden, und Elena wollte nichts weiter über sie sagen; sie hoffte, dass sie entkommen war und Salai und seinen Meister gewarnt hatte. Mir blieb nur die Hoffnung, dass diese die Santissima Annunziata längst verlassen hatten, als Salvatores Männer dort eintrafen.
    Ich dachte an seine letzten Worte, die er an mich gerichtet hatte. Giuliano de' Medici war nicht dein Vater. Ich bin es.
    Lisa, ich liebe dich, hatte er gesagt. Sein Tonfall hatte mich an den eines anderen erinnert, an jemanden, der vor langer Zeit gesprochen hatte, doch erst nach reiflicher Überlegung fiel mir ein, wer es war.
    Lorenzo de' Medici hatte im Sterben gelegen, und

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