Kalte Haut
die Adresse genannt.
Und wo liegt das Problem?
Er musste nur warten, bis die Beamten mit Max gesprochen hatten, danach schied er als Verdächtiger aus. Alles Weitere würde sich klären. Und wenn nicht? Zu viele andere Fragen waren offen. Wenn ich nur wüsste, wie ich an die Antworten komme!
Plötzlich glaubte er, das Knacken eines Astes zu hören, irgendwo hinter sich, gar nicht weit entfernt. Robert stieß sich mit den Händen von den Knien ab, richtete sich auf und setzte sich wieder in Bewegung. Nach wenigen Metern konnte er durch das dichte Gestrüpp die schimmernden Mauern eines Gebäudes ausmachen. Langsam lief er darauf zu, doch als er den Eingang einer U-Bahn-Station erkannte, machte er kehrt und beschleunigte seine Schritte wieder, auch wenn sein erschöpfter Körper mit einem Zittern gegen die Anstrengung rebellierte.
Die Polizei würde die U- und S-Bahnhöfe nach ihm absuchen. Und wenn erst die Fahndung nach ihm lief, waren die Bahnhöfe sowieso tabu. Serienkiller auf der Flucht!
Seine Gedanken wanderten zu Nadine. Es kommen bessere Zeiten. Aber von denen war er so weit entfernt wie noch nie. Vielleicht sollte er Nadine vom nächstbesten Telefon aus anrufen und ihr sagen, dass … Aber was willst du ihr sagen? Dass er jetzt als flüchtiger Mörder gesucht wurde? Das würde sie schon bald aus den Nachrichten erfahren. Ob sie sich dann noch immer auf ein Wiedersehen mit ihm freute? Würde sie ihm glauben, dass er unschuldig war? Bist du verletzt? Du hast da Blut!
In seinem Magen rumorte es. Die Erschöpfung tat ein Übriges, doch Robert stemmte sich gegen die wachsende Übelkeit. Stöhnend holte er Luft und marschierte weiter.
Nach einiger Zeit erreichte er eine Querstraße, die Rominter Allee. Plötzlich hatte er eine Ahnung, wo er sich befand. Unbewusst war er wohl in die richtige Richtung gelaufen. Nach Ruhleben. Jetzt wusste er, wo er Unterschlupf finden und einen klaren Kopf bekommen konnte.
118
Gesing raste über die Straße des 17. Juni, als Seras Handy klingelte. Ein Blick auf das Display: Es war Blundermann. Sie wollte das Gespräch nicht entgegennehmen. Nicht noch eine schlechte Nachricht.
»Was ist?«, raunzte sie ins Mobiltelefon.
»Tania Herzberg ist entführt worden.«
Für einige Sekunden war Sera sprachlos. »Wie – konnte –das – passieren?«
»Sie hat das Haus verlassen.«
»Und niemand hat sie aufgehalten?«
»Sie wollte … eine Zigarette rauchen. Sie war nur einen Augenblick außer Sichtweite …«
»Diese Idioten!« Sera fluchte.
»Sie haben nur noch ihre Handtasche gefunden.«
»Verdammt!«
»Vor wenigen Minuten ist ein Video mit ihr aufgetaucht. Aber diesmal wirkt es anders. Fast wie ein Provisorium, nicht so durchdacht und kalkuliert wie die anderen.«
Er steht unter Druck.
»Außerdem ist da ein Plakat im Hintergrund an der Wand. Aber ich kann nicht erkennen, was es zeigt. Oder, Moment, doch … Es ist ein Flugzeug. Hm, keine Ahnung, ob und wie uns das weiterhilft.«
»Gib es ins Labor. Vielleicht können die Techniker mehr damit anfangen.« Sera legte auf und wandte sich Gesing zu. »Fahr schneller!«
Gesing zuckte zusammen. »Was ist passiert?«
»Fahr einfach noch schneller!«
Doch der Berufsverkehr hatte zugenommen, dementsprechend lange dauerte die Fahrt. Sie schwiegen, weil es nichts zu sagen gab.
»Wie passt ihre Entführung zu den vorangegangenen Morden?«, fragte Gesing. »Die Leiche von Hagen Rething ist doch noch nicht einmal gefunden worden.«
»Das spielt keine Rolle mehr. Es geht nur noch darum, den Plan so schnell wie möglich zu Ende zu bringen. Er steht unter Druck.«
»Wer? Babicz?«
»Der Killer!«
Gesing bremste mit quietschenden Reifen vor der Deutschen Oper. Sie sprangen aus dem Wagen. Aus dem Konzertsaal drang Musik. Die Kasse war geöffnet.
»Wir suchen Herrn Babicz.« Sera hielt der Angestellten ihren Dienstausweis unter die Nase.
»Wen?« Die Kassiererin guckte verdattert.
»Max Babicz.«
»Wer soll das sein?«
»Ein Musiker vom Orchester.« Was hat Babicz gesagt? »Einer der Streicher?«
»Das weiß ich nicht.«
»Wer könnte das wissen?«
»Der Intendant.«
»Holen Sie ihn!«, verlangte Gesing. »Sofort!«
Verstört griff die junge Frau zum Telefon und nuschelte einige unverständliche Worte hinein. Wenige Sekunden später hallten Schritte durch das Eingangsfoyer. Ein Mann in einem Nadelstreifenanzug stellte sich als Stefan Lascaux vor. »Die Polizei? Um was geht es?«
»Um Herrn Max Babicz. Wir müssen
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