Kalte Herzen
Katzka«, sagte Vivian hinter ihm leise. »Der General und ich leisten gute Arbeit.«
Katzka nickte. Wortlos ging er wieder in das Zimmer.
Der Junge blickte zu ihm auf, seine Augen waren feucht wie Katzkas. »Ah-bii«, flüsterte er.
»Ja, Kleiner. So heißt sie.« Katzka lächelte.
Sie blickten beide zum Bett. Viel Zeit schien zu verstreichen.
Die Stille wurde nur durch das leise und regelmäßige Piepsen des Herzmonitors unterbrochen. Sie standen Seite an Seite, um Wache zu halten über dieser Frau, die keiner von ihnen besonders gut kannte, für die sie jedoch beide schon so viel empfanden.
Schließlich streckte Katzka die Hand aus. »Komm. Du brauchst Schlaf, mein Junge, genau wie sie.«
Der Junge zögerte. Er musterte Katzka, bevor er schließlich die angebotene Hand ergriff.
Gemeinsam gingen sie durch die chirurgische Intensivstation, die Plastikschuhe des Jungen schlurften über das Linoleum.
Ohne Warnung bremste der Kleine seine Schritte.
»Was ist los?« fragte Katzka.
Vor einem anderen Zimmer war der Junge stehengeblieben.
Auch Katzka blickte durch das Sichtfenster.
Auf der anderen Seite saß ein Mann mit silbernem Haar auf einem Stuhl neben einem Bett. Er hatte sein Gesicht in den Händen vergraben, sein ganzer Körper wurde von stummen Schluchzern geschüttelt. Es gibt Dinge, die nicht einmal Victor Voss kaufen kann, dachte Katzka. Und jetzt wird er vielleicht alles verlieren. Seine Frau, seine Freiheit. Katzka betrachtete die in dem Bett liegende Frau. Ihr Gesicht wirkte weiß und zerbrechlich wie Porzellan. Über ihren halb geöffneten Augen lag der matte Schimmer des nahenden Todes.
Der Junge drängte näher an die Scheibe.
Als er sich vorbeugte, schienen die Augen der Frau in einem letzten Aufflackern von Lebenskraft aufzuleuchten. Sie richtete den Blick auf den Jungen, und ihre Mundwinkel verzogen sich langsam zu einem stummen Lächeln, bevor sie die Augen schloß.
»Wir müssen los«, murmelte Katzka.
Der Junge blickte auf und schüttelte entschieden den Kopf. In stummer Hilflosigkeit sah Katzka, wie der Kleine kehrtmachte und wieder in Abbys Zimmer verschwand.
Plötzlich fühlte Katzka sich unglaublich müde. Er sah Victor Voss an, einen ruinierten Mann, dessen Körper vor Verzweiflung in sich zusammengesunken war. Und er betrachtete die Frau, deren Seele sich, so wollte es ihm scheinen, unter seinen Augen verflüchtigte. Und er dachte: So wenig Zeit. Uns bleibt auf dieser Erde so wenig Zeit mit den Menschen, die wir lieben.
Er seufzte, bevor auch er kehrtmachte und wieder in Abbys Zimmer ging, wo er seinen Platz neben dem Jungen einnahm.
Danksagung
Herzlich danke ich Emily Bestier für ihr freundliches und verständnisvolles Lektorat, David Bowman dafür, daß er mich von seinen Kenntnissen über die russische Mafia profitieren ließ, und den Transplantationskoordinatoren Susan Pratt vom Penobscot Bay Medical Center und Bruce White vom Maine Medical Center für die durch sie eröffneten unschätzbaren Einblicke ins Organspende-Verfahren. Ebenso gilt mein Dank Patty Kahn für ihre Hilfe bei der Benutzung des Computers der Medizinischen Bibliothek, John Sargent aus Rockland, Maine, für seine Beratung und Roger Pepper für die vertrauensvolle Überlassung von Untersuchungsmaterial.
Nicht zu vergessen mein ganz besonderer Dank an Meg Ruley und Don Cleary von der Jane Rotrosen Agency. Sie haben dieses Buch überhaupt erst möglich gemacht.
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