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Kalte Wut

Kalte Wut

Titel: Kalte Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Ermordet. Und auf so grauenhafte Art.«
    Cardon hatte den Zündschlüssel gedreht. Der Wagen stieß zurück, wendete gekonnt, verließ den Parkplatz und steuerte auf die am Hospital vorbeiführende Straße zu. Paula beobachtete ihn nervös – sie fürchtete, daß Cardon nicht imstande war, sicher zu fahren. Sie stieß einen Seufzer der Erleichterung aus, als er anhielt, in beide Richtungen schaute und dann nach links abbog, um auf die direkte Route nach London zu gelangen. Er verschwand aus ihrem Blickfeld. Tweed erkannte intuitiv den Grund ihrer Besorgnis.
    »Machen Sie sich Philips wegen keine Sorgen. In einer Krise ist er immer eiskalt.«
    »Was meinen Sie, wohin wird er fahren?«
    »Das hat er doch gesagt. Zu der Wohnung in London, in der er mit Jean gelebt hat.«
    »Sie standen sich so nahe«, flüsterte Paula, und Tweed hatte den Eindruck, als spräche sie mit sich selbst. »Es war eine ideale Ehe, wie es sie heutzutage nur selten gibt.« Sie sank auf einen Stuhl an der Wand und vergrub das Gesicht in den Händen. Sie weinte lautlos. Tweed ergriff ihre Schulter.
    »Woran denken Sie jetzt?«
    »Daran, wie es angefangen hat, bevor Jean ihre letzten sechs Tage in ihrem Zimmer hier in diesem Haus verbrachte. Dieser grauenhafte Anruf, den Philip am Park Crescent bekam. Von einem unbekannten Mann. Und die paar Worte, die er zu Philip sagte.
»Wenn Sie finden wollen, was von Ihrer Frau noch übrig ist, sehen Sie in Amber Cottage an der Straße nach West Wittering südlich von Chichester nach …«
«
    Tweed und Paula hatten sich im gleichen Zimmer befunden, als der Anruf kam. Philip hatte den Hörer aufgelegt, sich mit versteinertem Gesicht umgedreht und die Worte wiederholt.
    Bob Newman hatte Philip gesagt, er könnte seinen Mercedes 280 E nehmen, der vor dem Haus parkte. Philip war losgefahren, und sobald er sich auf der Landstraße nach Chichester befand, hatte er Gas gegeben. Tweed war am Steuer eines Ford Escort mit Paula neben sich hinter ihm hergefahren, bis sie schließlich die gewundene Straße über die South Downs erreicht hatten und auf der Kuppe angekommen waren, wo sich ihnen an dem klaren Novembernachmittag ein weites Panorama bot. Das flache Land unterhalb der Downs, das sich bis zum Meer erstreckte, die winzige Nadel, die in Wirklichkeit der Turm der Kathedrale von Chichester war, silbrige Streifen, die das Labyrinth der Wasserläufe südlich der Stadt kennzeichneten.
    Es war Paula gewesen, die als erste das ein gutes Stück von der Straße nach Wittering entfernte Gebäude gesichtet hatte, das Amber Cottage hieß. Sie hatte auf die Hupe gedrückt, um Philip zurückzuholen, der daran vorbeigefahren war.
    »Ich gehe als erster hinein«, hatte Tweed schnell vorgeschlagen.
    Er hielt eine 9 mm Walther in der Hand, was ungewöhnlich war, denn er trug nur sehr selten eine Waffe. Paula umklammerte den .32er Browning, den sie aus dem Spezialfach in ihrer Umhängetasche herausgeholt hatte. Cardon, der keine Waffe bei sich hatte, hatte sie beiseite geschoben und war den moosbewachsenen Pfad zur Haustür entlanggerannt. Sie ging auf, als er den Riegel hochriß, und dann war er in die staubige Düsternis gestürmt. Er fand sie in einem nach hinten gelegenen Schlafzimmer im Erdgeschoß.
    Jean Cardon lag auf einem Bett und schwenkte beide Arme auf eine seltsame Art – als ob sie etwas wegschieben wollte. Sie war vollständig bekleidet.
    »Kann nicht atmen«, keuchte sie. »Es ist furchtbar. Fühlt sich an wie ein eiserner Reifen um meine Brust …«
    Was nicht verwunderlich war. Philip fand ein flexibles Band aus hartem Metall, das tief in ihren Brustkorb einschnitt. Jean rang nach Atem.
    »Meine Brille …«, keuchte sie.
    Paula hob sie vom Fußboden auf. Sie war heil. Cardon hatte sie sanft in eine sitzende Position gebracht. Paula wollte Jean die Brille aufsetzen, aber sie griff selbst nach ihr, hakte sie hinter die Ohren und blinzelte. Dabei stöhnte sie vor Schmerzen.
    Cardons Miene war mörderisch. Auf ihrem Rücken hatte sie das Band eine Stellschraube, mit der man dieses teuflische Instrument fester anziehen oder lockern konnte. Er schraubte es auf, löste es von ihrem Körper. Sie sank auf das Bett zurück.
    »Kann nicht atmen … so schlimm …«
    Als Jean wieder zusammenhängend sprechen konnte, bestand sie darauf, ins Nuffield Hospital am Rand der Stadt in Surrey gebracht zu werden, in der die Cardons ein Haus hatten. Der Arzt, der sie untersuchte, ein Freund von Tweed, warnte Philip, sobald die

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