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Kalter Süden

Kalter Süden

Titel: Kalter Süden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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die Nummer zwei in der Hierarchie der Zeitung, Schyman direkt unterstellt, Chefin über alle Unterabteilungen. Sie würde das Kommando über die Nachrichtenchefs haben, über die Unterhaltungs- und Sportchefs und all die anderen Kleinkönige, die sich immer so gern wichtigmachten.
    »Ich muss umstrukturieren«, sagte Anders Schyman leise, als sie nicht antwortete. »Ich brauche Leute direkt unter mir, auf die ich mich verlassen kann.«
    Sie starrte immer noch auf ihre Hände. Seine Stimme ging über ihren Kopf hinweg, prallte von der Wand zurück und traf sie im Nacken.
    »Sind Sie interessiert?«
    »Nein«, erwiderte Annika.
    »Ich verdopple Ihr Gehalt.«
    Jetzt blickte sie auf.
    »Das mit dem Geld habe ich schon mal ausprobiert«, sagte sie. »Es war bei weitem nicht so toll, wie alle behaupten.«
    Der Chefredakteur erhob sich und stellte sich an die Glastür. Sein Büro war so klein, dass seine Waden beinahe Annikas Knie berührten.
    »Vor einem Jahr um diese Zeit standen wir kurz vor dem Aus«, sagte er. »Wussten Sie das?«
    Er warf einen Blick über die Schulter, um ihre Reaktion zu prüfen. Sie zeigte keine. Drehte nur an dem Smaragdring ihrer Großmutter auf dem linken Zeigefinger, an dem sie eine hässliche rote Narbe hatte. Sie pochte und schmerzte – besonders wenn es kalt war.
    »Es ist uns gelungen, das Ruder herumzureißen«, sagte Schyman und blickte dabei ins Großraumbüro der Redaktion, das sich auf der anderen Seite der Glaswand erstreckte. »Ich glaube, dass es weitergeht, aber ich weiß nicht, wie lange ich noch bleibe.«
    Er wandte sich um und sah sie an. Sie ließ den Blick an ihm vorbei in die Redaktion schweifen.
    »Ich will Ihren Job nicht«, sagte sie.
    »Meinen Job biete ich Ihnen ja auch nicht an«, erwiderte er. »Sondern den der Redaktionsleiterin.«
    »Und Berit? Die würde das schaffen.«
    »Wie kommen Sie darauf, dass sie den Job will?«
    »Was ist mit Jansson? Oder Spiken?«
    Er setzte sich an den Schreibtisch und seufzte.
    »An Freiwilligen mangelt es nicht«, sagte er. »Aber ich brauche jemanden mit Verstand.«
    Sie musste unwillkürlich lachen.
    »Und da fragen Sie mich? Das sagt ja eine Menge über das Potential in dieser Redaktion.«
    »Die Alternative wäre, dass Sie nach Dienstplan arbeiten. Am Schreibtisch sitzen, Zettel abtelefonieren und tun, was der Nachrichtenchef Ihnen sagt.«
    Sie merkte plötzlich, wie unbequem der Stuhl war, und setzte sich anders hin, um keine Rückenschmerzen zu bekommen.
    »Hat der MBL da nicht auch ein Wort mitzureden?«
    »Die Gewerkschaft ist kein Problem«, versicherte er. »Glauben Sie mir.«
    »Mich nach Dienstplan arbeiten zu lassen wäre doch völliger Unsinn«, wandte sie ein. »Sie wissen, dass ich viel bessere Sachen an Land ziehe, wenn ich freie Hand habe.«
    Er beugte sich zu ihr vor, sie starrte auf seine Knie.
    »Annika«, sagte er. »Die Personalkürzungen, die wir im Herbst ausgehandelt haben, sind umgesetzt. Wir haben keine Ressourcen mehr für Spezialreporter. Sie würden Patrik als unmittelbaren Vorgesetzten bekommen.«
    Jetzt blickte sie zu ihm auf.
    »Sie machen Witze.«
    Er verschränkte die Arme.
    »Wir haben das zwischen Weihnachten und Neujahr beschlossen. Als Redaktionsleiterin wären Sie seine Chefin. Sie würden ihm Anweisungen geben und ihm sagen, wo es langgeht. Wenn Sie jedoch als Reporterin nach Dienstplan arbeiten, müssen Sie tun, was er Ihnen sagt.«
    »Aber ich habe ihn damals eingestellt«, protestierte Annika. »Ich kann ihn nicht als Chef über mir haben. Und wenn Sie auf Verstand Wert legen, ist Patrik wohl der Letzte, der …«
    »Verstand und Urteilsvermögen müssen weiter oben in der Organisation angesiedelt sein. Auf Nachrichtenchef-Niveau brauche ich Patriks Enthusiasmus, jemanden, der immer sofort auf alles anspringt.«
    Annika reckte den Hals und blickte hinüber zur geschrumpften Kriminalredaktion, wo Patrik sich die Nase am Bildschirm plattdrückte und mit abgespreizten Ellbogen etwas tippte. Sie erinnerte sich, wie es ihm gelungen war, den einzigen Kommentar des Ministerpräsidenten zu ergattern, an dem Tag, als der Wirtschaftsminister zurücktrat. Er war dem Auto des Staatsschutzes durch die ganze Stockholmer Innenstadt hinterhergelaufen und schließlich mit den Worten belohnt worden: »Haben Sie noch alle Tassen im Schrank, Sie Idiot?« Er war in die Redaktion zurückgekehrt und hatte den Vorfall wie einen Sieg dargestellt.
    »Ja«, sagte sie. »Wenn Sie glühenden Eifer wollen, müssen Sie

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