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Kalter Süden

Kalter Süden

Titel: Kalter Süden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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die Rohre hervorgeholt und alles neben das Tor gestellt.
    »Und Sie garantieren, dass sie davon ausgeschaltet werden?«, fragte er und musterte die Behälter skeptisch. Sie sahen anders aus als sonst.
    Sie blickte zum Haus hinauf. Der Vollmond schimmerte bereits durch die Wolkendecke. Sie mussten sich beeilen.
    Konzentriert tippte sie den Code ein, die Lämpchen der Alarmanlage wechselten auf Grün, und das Gartentor öffnete sich mit einem Klick.
    »Oh ja«, sagte sie. »Die werden garantiert ausgeschaltet.«

Die Prinzessin im Schloss
über den Wolken
    Das Licht war vollkommen weiß. Es schwebte durch die Räume wie Elfen, um Kronleuchter und Quasten und Hirschköpfe herum. Sie konnte hören, wie es unter den Deckenbalken wisperte und kicherte.
    Das Atmen fiel so leicht.
    Die Luft war so klar und rein, dass sie manchmal wirklich zu einer kleinen Feder wurde, einer stillen, kleinen, hellblauen Feder, die zusammen mit dem weißen Licht auf Sonnenstrahlen und Gobelins mit Jagdmotiven tanzte.
    Sagte ich bereits, dass sie still war?
    Oh, sie war still, ganz still, denn der Führer durfte nicht gestört werden.
    Alle Menschen sprachen leise und ehrfürchtig dort oben im Schloss über den Wolken. Dicke Teppiche auf allen Böden und Steintreppen nahmen dieses Flüstern auf und versteckten es an einem sicheren Ort.
    Ihr Lieblingsplatz war die Halle, der Raum, der so groß war wie ein ganzer Ozean, mit einem Fenster zu den Wolken und dem Schneeberg draußen.
    Manchmal tanzte sie in der Halle, leise natürlich und ganz leicht auf nackten Füßen, mit den Skulpturen und den Gemälden und allen Puppen als begeistertem Publikum. Ihr Kleid aus dünnem Stoff flatterte um sie herum, sie sprang und drehte sich, bis der ganze Kopf jubelte, ja, sie war eine Prinzessin, die Prinzessin im Schloss über den Wolken, und sie tanzte für die Pferde und die toten Hirsche und all die schönen Holzschnitzereien an der Decke. Nanna versuchte natürlich ständig, sie daran zu hindern, aber was kümmerte sie Nanna, die war nur ein schmutziges Bauernmädchen und hatte kein Recht, ihr zu sagen, was sie tun und lassen sollte, denn sie war die Prinzessin im Schloss über den Wolken.
    Einmal tanzte sie direkt in den Führer hinein.
    Nanna war weinend weggelaufen, weil sie ihr in den Arm gebissen hatte, der dummen Kuh, und sie hatte ganz allein in der großen Halle getanzt, immer und immer weiter, aber der Führer war nicht böse auf sie geworden, überhaupt nicht.
    Er hatte sie einfach in seinen langen Armen aufgefangen, hatte sich herabgebeugt und ihr die Hände auf die Schultern gelegt. Er hatte blaue Augen mit leicht geröteten Lidern, aber die Prinzessin hatte ihm nicht in die Augen gesehen, sondern gebannt auf die Haare gestarrt, die ihm aus den Nasenlöchern krochen.
    Sie wusste, dass sie etwas falsch gemacht hatte.
    Jetzt würde Mutter böse werden!
    Das war Nannas Schuld!
    »Du bist mir vielleicht eine kleine Arierin«, sagte der Führer, und dann berührte er ihre blonden Locken und sie spürte die Kraft, die von ihm ausströmte, genau wie Vater es der Mutter beschrieben hatte, und sie fragte:
    »Bin ich jetzt gesegnet?«
    Er ließ sie los und ging hinüber in den Wohntrakt, und Blondi folgte ihm schwanzwedelnd. Das war das letzte Mal, dass sie ihn sah.
    Sie war nicht immer im Schloss über den Wolken, natürlich nicht.
    Wenn sie in Obersalzberg waren, wohnte sie mit Vater und Mutter unten im Hotel Zum Türken, zusammen mit den anderen Offiziersfamilien, »im Türken« wie ihre Mutter es nannte: »Warum müssen wir im Türken hausen, wenn die Goebbels oben auf dem Berghof wohnen dürfen?«
    Mutter sprach oft von der Wohnung in der Friedrichstraße, die jetzt von den verdammten Alliierten vollkommen zerbombt war.
    »Ein Glück, dass wenigstens einer von uns bei Verstand geblieben ist«, pflegte sie zu sagen und dabei Vater scharf anzusehen, denn der wollte nicht evakuiert werden. Er fand, es sei Verrat am Führer, nicht zu glauben , aber Mutter hatte darauf bestanden, sie hatte die ganze Wohnung leer geräumt und dafür gesorgt, dass ihr Hab und Gut mit dem Zug zum Adlerhorst transportiert wurde.
    Als der Russe näher rückte, bestellte Mutter ein Auto von der Parteizentrale und schickte die Prinzessin und Nanna und drei Koffer mit all ihren schönen Puppen und Kleidern zum Harvestehuder Weg.
    Die Prinzessin wollte nicht weg. Sie wollte im Adlerhorst bleiben, sie wollte zum Schloss fahren.
    Aber Mutter hängte ihr ein Schild um den Hals, sie

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