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Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi

Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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Fleischstücke und darauf etwas vom cremigen Ziegenkäse. Pfeffer. Das Ganze würde später für zehn Minuten ins nicht allzu heiße Rohr kommen.
    Offenbar war Ultrakauf sehr darauf bedacht, Polizei und sicher auch Medien draußen zu halten. Ein Wunder? Ein Überfall zu Geschäftsschluss, die Leiterin der Fleischabteilung wird fast erschlagen, Cognacdiebstähle. Das passte nicht zur schönen, heilen Einkaufswelt.
    Gismo gab spitze, bittende Laute von sich. Ich schob sie mit dem Fuß zur Seite. Ob ich auf den Ziegenkäse etwas von der Trüffelpaste geben sollte? Oder war das dann zu viel Trüffel? Es war Oktober, es war kalt, Trüffel tröstete zumindest etwas darüber hinweg. Oder eben Trüffelpaste als Ersatz.
    Die Kassiererin färbte sich ihre Haare blond, weil ihr Mann auf blonde Frauen stand. Ob er auch gelbhaarige Frauen attraktiv fand? Was wäre ich für Oskar bereit zu tun? Vielleicht sollte ich zehn Kilo abnehmen? Ausgerechnet. Oskar hatte um die hundertzehn Kilo, allerdings war er auch einen Meter dreiundneunzig groß. Ein Mann zum Anlehnen. Unterordnung war nicht nötig. Und Anpassung? Nicht mein Fall, zumindest bisher nicht.
    Ich gab Crème fraîche, ein ganzes Ei, Salz, Pfeffer und ausreichend viel Trüffelpaste in ein Gefäß, verquirlte alles mit dem Stabmixer, schmierte eine passende Form mit Butter aus und goss die Masse hinein.
    Es war kurz vor zehn. Ich schob die Form ins Rohr. Entweder Oskar war in zwanzig Minuten da, oder ich würde alleine essen.
    Es klingelte, ich raste zu Gismos Schreck zur Gegensprechanlage.
    »Es ist später geworden.«
    »Komm rauf.«
    Oskar hatte zwar seit einiger Zeit einen Wohnungsschlüssel, läutete aber trotzdem regelmäßig, bevor er sich an den Aufstieg machte. Wahrscheinlich fand er es höflicher, mich nicht zu überraschen. War ja schließlich meine Wohnung. Auch wenn bereits eine zweite Zahnbürste im Badezimmerregal stand.
    Ich hörte ihn die Treppen heraufkommen, hatte wieder einmal Schmetterlinge im Bauch, überlegte kurz, ob ich mit meinen vierzig nicht schon zu alt für derartige Zustände sei, strahlte, sah durch den Spion, wie er noch einmal kräftig durchschnaufte, und öffnete die Türe. Er küsste mich, und wieder einmal war ich überwältigt von seiner Größe und Masse.
    Gismo drängte sich dazwischen und brüllte. Oskar stellte seine dicke braune Aktentasche auf den Boden, streichelte die Katze, gurrte: »Ich hab dir etwas mitgebracht, du Schöne.« Er zog ein Plastiksäckchen mit einigen schwarzen Oliven heraus.
    Wäre es Gismo möglich gewesen, sie hätte Pirouetten gedreht und Saltos geschlagen. Schwarze Oliven sind ihre Leidenschaft. Sie sah Oskar verliebt an und tanzte um ihn herum, bis sie die erste Olive bekam.
    Mein neues Familienidyll? Idyllen sind mir verdächtig, vielleicht auch nur, weil ich sie für allzu vergänglich halte. »Du sollst sie nicht so verwöhnen«, sagte ich.
    »Dir hab ich auch etwas mitgebracht.«
    »Mich kannst du verwöhnen, auf meinen starken Charakter hat das keinen schlechten Einfluss.« Besser locker vor sich hinquatschen, als zu viel Sentimentalität aufkommen lassen.
    Er grinste und holte ein weiteres Päckchen aus der Tasche. »Das ist der Roquefort, der dir so gut geschmeckt hat.«
    »Mit Käse will er mich locken.«
    Jedenfalls ein perfekter Nachtisch. Wir harmonierten eben gut miteinander. Besonders, wenn es ums Essen ging. Oskar bestätigte mir das, als er das Trüffelsoufflé roch.

3.
    Blumen oder Pralinen? Ich stand vor dem Krankenhauskiosk und überlegte. Blumen muntern auf, aber Pralinen auch. Ich nahm Blumen und Pralinen, holte tief Luft und machte mich auf zum Pavillon 3. Kiesbestreute Wege. Eine alte Frau, unter deren Mantel die Beine einer beigen, zerknitterten Schlafanzughose zu sehen waren, wurde von einer jüngeren am Arm geführt.
    Gefängnisse und Krankenhäuser lösen bei mir das gleiche Gefühl von Freiheitsberaubung aus. Manche Häftlinge wissen wenigstens, dass sie selbst schuld an ihrem jetzigen Aufenthalt sind. Rund um Krankenhäuser aber schwebt eine beklemmende Dunstglocke aus Schicksal, Zufall, Leid und Hoffnung. Kein Wunder, dass Ärzte »Götter in Weiß« genannt werden und sich gewisse auch so fühlen.
    Ich hielt den zu großen Blumenstrauß wie eine Waffe in meiner rechten Hand und beobachtete verstohlen die wenigen anderen Menschen, die hier unterwegs waren. Patienten? Mit welcher Krankheit? Besucherinnen? Zu wem gingen sie? Bestand noch eine Überlebenschance?
    Pavillon 3 war ein

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