Vampiralarm (German Edition)
Prolog
"Kim? Kimberley Brown, bist du das etwa? Sieh mal einer an! Mir hast du immer erzählt, dass du Horrorfilme nicht ausstehen kannst Was um alles in der Welt hat …"
Mit einem flehentlichen Blick versuchte Kimberley, ihre Freundin zum Schweigen zu bringen, doch es war zwecklos. Leslie war für subtile Hinweise jeglicher Art so gut wie taub, und so schaute sie dann auch ziemlich überrascht aus der Wäsche, als sie sah, in wessen Begleitung Kim sich befand. "Oh. Hi, Derek!"
Derek nickte Leslie knapp zu. "Hey."
"Sag mal, hast du was dagegen, wenn ich dir Kim mal für zwei Sekunden entführe?"
Kimberley verdrehte die Augen und schwor sich, Leslie bei nächster Gelegenheit den Hals umzudrehen. Für den Moment begnügte sie sich jedoch mit einem eisigen Blick, den sie auf ihre Freundin abfeuerte.
Derek zuckte mit den Schultern, was Leslie als Zustimmung wertete. Sofort hakte sie sich bei Kim unter und zog sie mit sich. Etwas abseits der Menschentraube, die vor dem Kino auf Einlass wartete, blieb sie schließlich stehen. "Mensch, Kim, kneif mich! Träum ich oder hast du tatsächlich ein Date mit Derek Zemeckis?" Ein breites Grinsen lag auf ihren Lippen. "Warum hast du mir denn nichts davon erzählt?"
"Weil ich so eine peinliche Situation wie diese hier vermeiden wollte", entgegnete Kim säuerlich.
Leslie war beleidigt. "Na danke, jetzt bin ich dir also schon peinlich, was? Ich dachte, wir wären Freundinnen und hätten keine Geheimnisse voreinander." Sie drehte sich auf dem Absatz um und wollte gehen.
"Jetzt warte doch!" Kim stöhnte. "So hab ich das nicht gemeint. Sorry, wenn ich dich beleidigt habe. Ich bin nur so furchtbar …" Hilflos hob sie die Schultern.
"Nervös?" fragte Les, nun wieder grinsend.
Kim seufzte. "Ja, das trifft’s wohl. Vor allem natürlich wegen Derek, aber ein bisschen auch wegen dem Film …"
"Warum hast du ihm denn nicht gesagt, dass du Gruselfilme nicht leiden kannst?"
"Na, hör mal! Meinst du, ich will, dass er mich für einen Feigling hält?"
Les nickte verständnisvoll. "Mach dir mal keine Sorgen. Debbie hat den Film gestern Abend gesehen und war hin und weg vor Begeisterung. Und du weißt doch, was für ein Angsthase sie ist. So schlimm kann’s also nicht sein."
"Danke." Kim lächelte. "Ich werd’s schon irgendwie packen. Zur Not mach ich halt die Augen zu, wenn’s mich zu sehr gruselt."
"Und dann hast du ja auch noch Derek, an den du dich festklammern kannst, wenn du dich fürchtest."
Gemeinsam kehrten sie zur Warteschlange zurück. Gerade noch rechtzeitig, bevor sich die Flügeltüren des altmodischen Kinos von Pinewood Creek öffneten.
"Was wollte deine Freundin?", fragte Derek beiläufig.
Kim winkte ab. "Ach, war nicht so wichtig."
Derek erkämpfte ein paar gute Plätze in der hintersten Reihe. Nicht, weil man von dort die beste Sicht hatte, sondern weil man so weit hinten ungestört knutschen konnte. Vor Aufregung klopfte Kim das Herz bis zum Hals. Eigentlich sollte ich glücklich sein, dachte sie. Wenn da doch bloß nicht dieser dämliche Gruselfilm wäre …
"Willst du Popcorn oder Cola?" fragte Derek.
Hastig schüttelte sie den Kopf, obwohl ihre Kehle sich anfühlte wie ausgetrocknet. Aber die ersten Werbetrailer hatten gerade angefangen, und sie fürchtete, der Film könnte beginnen, bevor Derek wieder zurückgekehrt war.
"Du magst keine Horrorfilme, was?"
Kim schloss gequält die Augen. "Na ja, nicht besonders gern."
"Das hättest du mir ruhig sagen können. Wir können auch woanders hingehen, wenn du möchtest."
Für einen Augenblick fühlte sich Kimberley versucht, sein Angebot anzunehmen. Dann aber überlegte sie es sich doch anders. Sie war jetzt sechzehn Jahre alt, höchste Zeit also, sich ihren dummen Kleinkinderängsten zu stellen!
Dann war es endlich so weit. Die Beleuchtung ging aus, und mit einem Mal war es mucksmäuschenstill im Saal. Unruhig rutschte Kim auf ihrem Kinosessel hin und her. Ihre Nerven waren zum Zerreißen angespannt, dabei flimmerten doch gerade erst die Namen der Darsteller über die Leinwand!
Düstere, irgendwie bedrohlich klingende Musik drang aus den Lautsprechern über ihren Köpfen. Kim lief es eiskalt den Rücken herunter. Wie hatte sie sich bloß darauf einlassen können? Warum hatte sie Dereks Angebot, etwas anderes zu unternehmen, nicht angenommen?
Wie auch immer, jetzt war es zu spät, einen Rückzieher zu machen. Fahrig wischte sie sich eine Strähne ihres langen, honigblonden Haares aus der
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