Kampf Dem Chaos
wir nichts unternehmen. Oder wollt Ihr Euch mit Gunnar anlegen?« Talryn sieht Heldra in die Augen. »Oder mit den Meistern, die er am Institut um sich versammelt hat?«
»Nein danke. Weckt keine schlafenden Drachen.«
»Ihr habt wieder mit Cassius gesprochen. Auf unserer Welt hat es niemals Drachen gegeben. Und er hat zugegeben, dass es auch auf seiner keine gab.«
»Gunnar muss trotzdem immer noch als schlafender Drache betrachtet werden.«
»Was ist mit Justen?«, fragt Maris.
»Justen meidet die direkte Begegnung mit Chaos-Bündelungen; er drückt sich immer irgendwie darum herum.« Talryn holt tief Luft. »Möglicherweise hat er deshalb so lange überlebt. Vielleicht kann er vorausahnen, was passiert.«
»Worauf wollt Ihr hinaus?«
»Ich glaube, Lerris wird von einer Chaos-Bündelung in die nächste stolpern. Justen ist ein Grauer Magier. Wir alle wissen das.«
»Lerris wird nicht beliebig viele Chaos-Bündelungen überleben können«, überlegt Maris. »Jede wird an Stärke gewinnen.«
»Daraus wird dann ein echtes Problem werden«, fügt Heldra hinzu. »Wir befänden uns in der gleichen schlimmen Lage wie damals in der Hoch-Zeit von Fairhaven und das will keiner von uns. Sogar Gunnar wäre nicht dafür.«
»Nein.«
»Nein.«
Die drei blicken hinaus auf die schaumgekrönten Wellen des Ostmeeres.
III
W ährend Krystal für Ferrel einsprang und Ferrel die Schwefelquellen genauer unter die Lupe nahm, arbeitete ich an dem ersten der acht Stühle für Hensil, den Olivenhändler, der Olivenhaine von Kyphrien bis Dasir besaß. Wie jeder in letzter Zeit verlangte auch er etwas besonders Originelles. Der Entwurf eines Lehnstuhls, dessen Lehnhölzer oben nicht im rechten Winkel, sondern mittels eines Bogens zusammengefügt waren, gefiel ihm besonders. Die Skizze sah vier spiralförmige Speichen um eine rautenförmige Strebe vor, in der in der Mitte seine Initialen eingearbeitet werden sollten. Ich konnte die Speichen nicht einfach eine nach der anderen auf der Drehbank drechseln, denn in der Mitte mussten Nuten eingearbeitet werden. Also nahm ich mir immer nur eine einzige vor.
Ich machte mir Sorgen wegen der Stühle. Die Speichen fühlten sich noch nicht richtig an. Die Proportionen stimmten nicht. Das geschah häufig, wenn man das erste Mal einen neuen Entwurf verwirklichte. Außerdem hatte ich die Rohteile zu groß geschnitten. Meine sparsame innere Stimme mahnte mich, kein Holz zu verschwenden, doch das ging mit viel Arbeit einher. Kirschholz zu hobeln war nicht einfach, selbst wenn man durch das Drechseln schon die größte Vorarbeit geleistet hatte.
Einen Stuhl hatte ich fast fertig und es war höchste Zeit, mit den nächsten sieben anzufangen. Die genuteten Speichen waren am schwierigsten zu fertigen. Zuerst musste ich die Lehnen mit Hilfe von Wasserdampf biegen und je länger und vorsichtiger ich das Holz bearbeitete, desto fester würde es werden. Während die Lehnen ruhten, konnte ich mich den arbeitsintensiven Speichen widmen und der rautenförmigen Rückenstrebe mit der eingelegten Initiale H.
Wie immer klappte nichts so wie geplant. Ich hatte nicht genug Zwingen, um an mehr als zwei Rücklehnen gleichzeitig arbeiten zu können, und der Leim, den ich gekocht hatte, war zu dick geworden.
Während ich so vor mich hinbrummte, galoppierte ein Pferd in den Hof ein. Das war kein gutes Zeichen. Krystal ritt niemals allein, schon lange nicht mehr, und niemand galoppierte überhaupt, es sei denn ein Soldat in höchster Eile. Der letzte Achttag war zwar völlig ereignislos vorübergegangen, doch das konnte sich jeden Augenblick ändern, besonders wenn ich Krystal länger als gewöhnlich bei mir hatte.
Ich rannte hinaus. »Was ist los?«
»Nichts, Ordnungs-Meister ... gar nichts.« Weldein lehnte sich im Sattel zurück und schob sich das lange blonde Haar aus der Stirn. Er trug weder seine Kappe noch seinen Kampfhelm. »Anführerin Yelena schickt mich, um dich abzuholen. Die Sub-Kommandantin und der Autarch wünschen dich sofort zu sehen.«
»Ich komme.« Ich rannte zurück in die Werkstatt, säuberte rasch die Sägen, die ich gerade benutzt hatte, und stellte sie zusammen mit den Zwingen an ihren Platz. Ich warf kurz einen Blick auf die Stühle und den Tisch in der Ecke und ging dann in den Waschraum. Zum Rasieren nahm ich mir einige Minuten Zeit, danach fühlte ich mich wohler und meine Erscheinung hatte sich erheblich verbessert. Ein paar Stoppeln standen mir recht gut zu Gesicht, aber
Weitere Kostenlose Bücher