Kampf Dem Chaos
Holzwachs, ein Hauch von Zitrone und Weihrauch, und über allem lag der leichte Geruch von poliertem Metall und edlem Leder.
Das ganze Gebäude wirkte jedoch bei weitem nicht so großartig wie zum Beispiel der Palast des Präfekten von Gallos mit seinen Fontänen, Säulen und Teppichen. Doch die Bescheidenheit imponierte mir. Zwei Wächter standen vor der Tür zum Arbeitszimmer, zwei von der ernsten Sorte, die einem ohne mit der Wimper zu zucken den Schädel spalten konnten. Krystal und ich hätten sie vielleicht gemeinsam überwältigen können, obwohl ... Krystal hätte das wahrscheinlich allein und mit nur einer Hand erledigt.
Der Autarch, sie bestand übrigens darauf, dass ich sie Kasee nannte, obwohl sie für mich eher ein übergeordnetes Wesen ohne Namen war, saß hinter einem mächtigen Schreibtisch, auf dem sich Pergamente, Schriftrollen und einige Bücher türmten. Sie blieb sitzen, als wir eintraten.
Der Tisch war trotz der vielen Verzierungen nicht von hoher Qualität. Die Maserung des Holzes war nicht auf das Muster der Intarsien ausgerichtet worden und die gedrechselten Spiralen der vorderen Tischfüße waren breiter als die der hinteren und ließen so den Tisch optisch nach vorne geneigt wirken.
Ich verbeugte mich.
»Ordnungs-Meister.« Sie antwortete mir mit einem respektvollen Nicken. »Ich wünschte, ich wäre froh, dich zu treffen, Lerris. Ich werde das Gefühl nicht los, dass ich dich immer nur kurz vor oder kurz nach einem Unglück zu sehen bekomme.« Ihr schwarzes, mit silbergrauen Fäden durchzogenes Haar war nicht ordentlich frisiert wie zu festlichen Anlässen, sondern stand wild vom Kopf ab. Über dem rechten Auge zierte ein schwarzer Tintenfleck die Stirn. Ihre müden grünen Augen suchten für einen kurzen Moment die meinen.
»Ich hoffe doch nicht ...« Noch immer fühlte ich mich beim Weglassen des Titels nicht sehr wohl und meine Worte kamen nur schleppend aus meinem Mund.
»Das ist das Los der Magier und Herrscher. Keiner will uns in seiner Nähe haben und an allen Problemen sind wir schuld.« Sie strich sich eine Strähne ihres silbergrauen Haars aus der Stirn, bevor sie fortfuhr. »Hat dir Krystal von Ferrel erzählt?«
»Nur dass Ihr glaubt, sie sei tot. Wir kamen sofort hierher und Krystal konnte mir in der Eile nicht alle Einzelheiten berichten.«
»Sonst ist auch nicht viel zu sagen. Es gibt zwei Überlebende, zwei Nachzügler, die Glücklichen.«
»Wie viele Männer habt Ihr verloren?«
»Zwei Einheiten.« Krystal rieb sich die Stirn. »Gerade jetzt, wo wir unsere Truppenstärke wieder aufbauen konnten. Gute Soldaten kann man nicht über Nacht ausbilden.«
»Wisst Ihr, wie es geschehen ist?«
Krystal und Kasee tauschten besorgte Blicke aus. Dann sprach Krystal. »Nein. Die zwei Überlebenden haben berichtet, dass die hydlenischen Truppen – oder der Magier – eine Art Feuerball verwendeten. Sie hatten Ferrel schon erwartet.«
»Marschierte Ferrel einfach auf der Straße zu den Quellen?«
»Nein. Sie nahmen anscheinend eine Seitenstraße, nicht viel mehr als einen Pfad. Sie waren noch gut zwanzig Meilen von den Quellen entfernt, als sie aus dem Hinterhalt überfallen wurden. Doch ich verstehe nicht, warum. Aus welchem Grund sollte Berfir jetzt damit anfangen? Er hat doch alle Hände voll mit Herzog Colaris zu tun. Colaris will das Ohydetal zurückfordern.«
Kasee atmete tief durch, ich sah sie an.
»Freistadt und Hydlen kämpfen seit ewigen Zeiten um das Tal und die Kontrolle über Renklaar. Hydlen hatte das Tal schon seit der Zeit vor der Zerstörung Fairhavens gehalten«, erklärte der Autarch, »doch niemand scheint zu vergessen. Die Erinnerung reicht lange zurück.«
»Und sie haben lange Messer«, fügte Krystal hinzu.
»Deshalb braucht Berfir die Schwefelquellen. Er will Kanonen gegen Colaris einsetzen«, vermutete ich.
»Das könnte sein, aber das hieße, er verlässt sich darauf, dass Colaris keinen Weißen Magier auftreibt«, grübelte Krystal.
»In Anbetracht von Colaris' Ruf ist da auf gar nichts Verlass. Alle Herzöge von Freistadt waren bisher brutal und sparsam und Colaris ist aus demselben Holz geschnitzt«, erzählte Kasee. »Berfir hingegen ist, nach allem, was uns bekannt ist, sehr praktisch veranlagt. Er könnte an den Quellen festhalten, uns davon abschneiden und sie dann, nachdem er genügend Schwefel gewonnen hat, zurückgeben. Warum sollte er also unbedingt neue Grenzstreitigkeiten heraufbeschwören?«
»Das ergibt keinen Sinn. Nicht
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