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Kampf der Gefuehle

Kampf der Gefuehle

Titel: Kampf der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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zurückzukehren. Wenn die Sache schon ein Ende haben musste, dann jetzt und auf saubere Art und Weise.
    Diskretion war, wie er herausgefunden hatte, oft ein ausgesprochenes Handicap. Sie mochte einem allerlei Peinlichkeiten in der Öffentlichkeit ersparen, bereitete einem dafür aber auch persönlichen Kummer. Später konnte er sich nicht mehr daran erinnern, wie er zur Passage de la Bourse gekommen und wem er unterwegs begegnet war.
    Als die Sonne schließlich, einen klaren hellen Tag verheißend, aufging, begrüßte Gavin sie mit dem letzten Schluck aus einer demi-bouteille besten Brandys. Er nahm seine Beine vom Fensterbrett seines Schlafzimmers, stand von seinem Stuhl auf, reckte sich und seufzte. Dann machte er sich daran, die Dinge, die er sich im Laufe seines einstündigen Nachdenkens vorgenommen hatte, in die Tat umzusetzen.
    Nachdem er gebadet, sich mit kaltem Wasser rasiert und die Kleidung gewechselt hatte, verließ er das Fechtstudio. Bei der Firma Bourry d'Ivernois in der rue Chartres kaufte er ein Nachthemd aus feinem Batist, das mit zarter, wenn auch nicht schwarzer italienischer Spitze besetzt war. Da es zu unerwünschtem Gerede geführt hätte, wenn er es hätte liefern lassen, nahm er das in Papier gewickelte Nachthemd mit. Einige Blocks vom Geschäft entfernt drückte er einem Straßenjungen zwei Münzen in die Hand und beauftragte ihn, das Paket zu Madame Faucher im Herriotschen Stadthaus zu bringen. Außerdem übergab er dem Boten seinen Brief an Maurelle. Nachdem das erledigt war, machte er sich auf die Suche nach Frühstück.
    Er war zwar in keiner Weise hungrig, hielt es aber für besser, den Tag auf die gewohnte Art und Weise einzuteilen. Außerdem wusste er nichts Rechtes mit sich anzufangen, da er weder Schüler erwartete noch mit Freunden verabredet war noch gedachte, eine gewisse Witwe in schwarzer Spitze zu besuchen oder ihr Fechtunterricht zu erteilen.
    Schwarze Witwe, liebreizend, tödlich und bei weitem zu...
    Nein, er durfte es nicht zulassen, dass sie sich in seine Gedanken drängte. Sie hatte keinen Platz in dem Leben, das er für sich selbst geschaffen hatte, einem Leben, das von männlicher Gesellschaft und männlichen Beschäftigungen geprägt war. In ein oder zwei Tagen, wenn er sich von seinen Verletzungen erholt hatte, würde er sein gewohntes Leben wiederaufnehmen. Die Arbeit und seine Verpflichtungen würden dafür sorgen, dass er nur noch selten an sie dachte. Alles würde wieder so sein wie zuvor.
    Alles. Oder fast alles. Möglicherweise auch gar nichts.
    Er hatte gerade sein aus pochierten Eiern und Schinken auf Rahmspinat bestehendes Frühstück beendet, als er aufblickte und Nathaniel auf sich zukommen sah. Der Junge machte ein finsteres Gesicht und trug ein in Papier gewickeltes Paket unter dem Arm. Sobald er den Tisch erreicht hatte, knallte er das Paket darauf und stemmte die Hände in die Hüften.
    »Guten Morgen«, sagte Gavin leutselig. »Hast du bei Madame Herriot Frühstück bekommen? Wenn nicht...«
    »Ich würde gern wissen, warum Sie sich ohne mich davongeschlichen haben«, fiel ihm der Junge mit einem rebellischen Ausdruck in den Augen ins Wort. »Was treiben Sie eigentlich für ein Spielchen?«
    »Spielchen?« Gavin betastete das Papier des vor ihm auf dem Tisch liegenden Pakets. Er konnte sich nicht erinnern, dass es sich so glatt angefasst beziehungsweise dass es diese gelbbraune Farbe gehabt hatte.
    »Sie und Madame Ariadne waren letzte Nacht wieder zugange. Ich habe das Klirren der Schwerter gehört, obwohl Sie nichts von einer weiteren Unterrichtsstunde gesagt hatten. Sie ist auf Sie losgegangen, nicht wahr? Was haben Sie getan, um sie in Rage zu bringen?«
    »Du würdest mir wohl nicht glauben, dass ich unschuldig bin, wie?«
    »Nicht bei Ihrer spitzen Zunge. Sicher haben Sie irgendetwas gesagt, das sie aufgebracht hat.«
    »Mein Hauptfehler bestand, wenn ich mich recht erinnere«, sagte Gavin, das Paket zur Seite schiebend, »in einem Übermaß an Vorsicht. Und in der unverzeihlichen Sünde, am Leben zu sein.«
    Nathaniel schüttelte stirnrunzelnd den Kopf. Dann nickte er in Richtung des Pakets. »Wollen Sie gar nicht nachsehen, was sie Ihnen geschickt hat?«
    »Ich weiß, was es enthält. Ich habe es ihr heute Morgen zukommen lassen.«
    »Nicht das da. Ich weiß, wovon Sie sprechen, hab gesehen, wie das Dienstmädchen es auf ihr Zimmer geschafft hat, während sie aus war. Das da hat sie mir gegeben, als sie zurückkam und ich gerade gehen

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