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Kampf der Gefuehle

Kampf der Gefuehle

Titel: Kampf der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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sie nicht wollte, dass er gegen den Engländer antrat.
    Der Russe richtete sich zu voller Größe auf. »Ich mag zwar kein maitre sein, aber auch ich verstehe mit dem Degen umzugehen.«
    »Das weiß ich, und es lag nicht in meiner Absicht, etwas anderes anzudeuten.« Sie verschränkte ihre Hände fest in Taillenhöhe, hin- und hergerissen zwischen dem
    Bedürfnis, sein verletztes Ego zu besänftigen, und dem Wunsch, dass er endlich gehen möge. »Es ist wirklich nicht nötig, zu solch drastischen Maßnahmen zu greifen. Nichts in meiner Beziehung zu Monsieur Blackford macht so etwas erforderlich.«
    »Und trotz allem, was zwischen uns gewesen ist, gestehen Sie mir nicht das Recht zu, etwas zu unternehmen, falls es doch erforderlich werden sollte.«
    »Zwischen uns ist nur Freundschaft gewesen. Daraus lassen sich keine Rechte ableiten.«
    »Das wird sich zeigen, Ariadne, das wird sich zeigen.« Nachdem er seinen Hut und seinen Stock vom Sofa genommen hatte, stolzierte er aus dem Zimmer.
    Ariadne blickte ihm stirnrunzelnd hinterher. Sie hatte nur beabsichtigt, ihren Standpunkt deutlich zu machen. Stattdessen schien sie die Situation verschlimmert zu haben.
    Sollte sie jemanden losschicken, um den Fechtmeister zu warnen? Wie eitel es sich anhören würde, zu sagen, dass Sascha Blackford möglicherweise zum Zweikampf herausfordern würde, weil er ihretwegen rasend eifersüchtig war. Außerdem war es in keiner Weise sicher, dass er tatsächlich ein Treffen herbeiführen würde. Unter welchem Vorwand sollte das denn überhaupt geschehen? Im winterlichen Regen würde sich sein Zorn wahrscheinlich abkühlen, und damit wäre die Sache erledigt.
    Sie stand da und starrte ins Leere, während ihr Herz dumpf gegen ihre Rippen pochte. Ihr war gleichzeitig heiß und kalt, und das Atmen bereitete ihr Mühe. Wovor hatte sie Angst? Davor, dass dem Fechtmeister etwas zustieß, obwohl sie sich seit Monaten danach sehnte, ihm Schmerz zuzufügen? Oder davor, dass Sascha sie darum bringen könnte, selbst Rache zu üben?
    Es war wirklich lächerlich, so überzogen zu reagieren. Sie würde nichts unternehmen, würde sich nicht einmischen.
    Aber was, wenn sie sich irrte? Was, wenn sie sich irrte?

Zwölftes Kapitel
    Kritisch musterte Gavin sich in dem Spiegel, der oberhalb seines Waschtischs an der Wand angebracht war. Er hatte sich beim Rasieren geschnitten, was so gut wie nie vorkam. Freilich lag das nicht daran, dass seine Hand nicht ruhig war, sondern war eher darauf zurückzuführen, dass er versucht hatte, sich zu gründlich zu rasieren.
    »Das hätte ich besser gemacht«, stellte Nathaniel, sein junger Lehrling, kategorisch fest, während er mit Gavins Gehrock aus grauer Merinowolle bereitstand. Das mit silbernen Knöpfen und einem schwarzen Samtkragen versehene Kleidungsstück war eine Neuerwerbung. Dass er beschlossen hatte, es heute Abend zum ersten Mal anzuziehen, hing eng mit dem Blut zusammen, das gerade an seinem Kinn gerann. Eigentlich hätte er mehr Verstand haben müssen. Es war unwahrscheinlich, dass Madame Faucher ihn länger als ein paar Sekunden in dem neuen Gehrock sehen würde, denn schließlich musste er ihn beim Unterricht ablegen.
    »Ich zweifle in keiner Weise daran, dass du mit einem Rasiermesser umzugehen verstehst«, erwiderte Gavin, sich die Schnittwunde mit einem feuchten Handtuch betupfend, »aber du bist nicht mein Kammerdiener, mon vieux .«
    »Es war abgemacht, dass ich Sie bediene.«
    »Du hältst das Studio sauber, machst morgens Kaffee und kümmerst dich um die Dinge, die mir auf die Nerven fallen, zum Beispiel indem du die Waschfrau bestellst.« Gavin warf dem schlaksigen jungen Mann mit dem sandfarbenen Haar, der in seiner Zeit als Straßenjunge auf den Namen Squirrel gehört hatte, einen strengen Blick zu. »Aber du bist nicht mein persönlicher Diener, denn ich bin kein Kleinkind, dem man das Kinn abwischen oder den Hintern säubern muss. Im Gegenzug habe ich mich dazu verpflichtet, dir die Feinheiten der Fechtkunst und nicht zuletzt die der französischen und englischen Sprache beizubringen. So«, schloss er mit Nachdruck, »lautete unsere Abmachung.«
    »Damals in England hatten Sie aber jemanden, der Sie bediente.«
    ln der letzten Zeit war der Junge, der ohnehin nie leicht zu handhaben gewesen war, widerspenstig geworden. Er wuchs heran und musste inzwischen etwa siebzehn sein, obwohl er älter aussah. Das Leben auf der Straße ist für Tiere wie für Kinder hart, dachte Gavin bei sich. Obwohl

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