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Kanak Sprak: 24 Mißtöne vom Rande der Gesellschaft

Kanak Sprak: 24 Mißtöne vom Rande der Gesellschaft

Titel: Kanak Sprak: 24 Mißtöne vom Rande der Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Feridun Zaimoglu
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distrikte, wo’s recht unzählige punkte gibt, die olle zirkelspitze reinzubohren. Da steht man also wie’n grüner pfadfinder davor und weiß nicht, welchen punkt man anbohren soll, und auf welchen punkt man nun bringen soll das strebige verlangen. Verlangen nenn ich den willen zu ner grundreinen nummer ohne die übliche trübmasse, sowas wie ne endstation, wo der heimstein nicht zertrümmert wird durch unbefugte hand, und es gibt der hände viele, die dazwischengeraten und an fremder leute siebensachen nesteln, das sage ich dir. Mein ureignes tun und lassen will ich geadelt wissen, und der adel soll aus gutem stoff sein und nicht abstehn wie’n verwachsner nagel.
    Ich weiß, daß ne elite sein muß aus verläßlichen, die den fatalen junk ablegen und sich ans ungeschriebene abkommen halten, weil es ja in fakt um ihre leicht zerschrammte kümmelpelle geht, um den grips, den man wie’s die mode will vor die bulligen hunde wirft, die elite, bruder, is ne wasserdichte pechversiegelung in puncto oberdogma, das da zu dir spricht: tu nix unter deinem wert, tauch nicht auf und bleib man underground, weil oberwasser scharf geballert wird. Elite hat was mit dem gefaßten beschluß zu tun, in eigener sache zu üben, und der joke unter einigen wenigen ist allemal verschärfter als das laue treiben mit dem pack. Die beiden parteien standen sich doch immer gegenüber, die meisten haben mit’m mob paktiert und reibach gemacht, derweil es andere dazu trieb aus ekel und widerwillen vorm schmutzigen gemeingut, nach innen abzuwandern und’n schön korrekten distrikt zu schaffen. Das ist so, als würdest du ne bärenhöhle abseits von der city beziehen, um deine auffällige spur zu verwischen.
    Der einheimische hat für’n kümmel ja zwei reservate frei: entweder bist du’n lieb-alilein, ’n recht und billiger bimbo eben, der doch wunderschön seine kopfsteuer an’n staat blecht und die pranken in’n schoß bettet, ’n blechkamerad mit’m kopp in der schlinge, und denn warten auf’n magischen akt, auf’n madonnenwunder. Da kommen denn die förderfreunde und geben dir’n klaps auf die schulter, und die sagen dir: mann, das betrifft mich jetzt volle kante, daß du’n armes schwein bist. So’n lieb-alilein ist der wahre kanake, weil er sich dem einheimischen zwischen die ollen arschbacken in den kanal dienert, und den kakaoüberzug als ne art identität pflegt. ’n kanake is sowas wie ne rothaut, die man mit bunten glasperlen und feuerwasser bescheißt, und der grient dazu wie’n tourist auf’m schnappschußfoto. Dann gibt’s noch’n zweites reservat, in dem der fremdländer den part des verwegenen desperados übernimmt, ein richtiger mannskerl eben, der wie’n blitz aus der hüfte schießt, und sonst auch’n feiner stecher is, und in diesem reservat lümmeln sich die goldkettchenbimbos und die schneuzerkümmel und machen jagd auf blonde weibchen, weil die krücken brauchen und jede menge stützgeräte, um auf den beinen zu bleiben. In beiden fällen, bruder, wirst du als luschengaul ins tote rennen geschickt, und du mußt da auch nicht die zielgerade erreichen, wichtig ist nur, daß du deine meilen lahm abtrabst, und dann steckt man dir mürbe zuckerwürfel ins maul und krault dich herrisch an der mähne.
    â€™n letzten ton will ich noch loswerden: so in einem halben jahr ist es raus, ob die musik ne zukunft birgt, und wenn nicht geh ich zu den bullen. Das vertret ich vor den brüdern so, daß ich für ne unbedingte teilnahme plädiere, es ist ja ne leichte sache, so aus’m sicheren abstand falsches verhältnis zu bemeckern, ich zier mich da nicht, und groß anstellen brauch ich mich ja auch nicht, weil meinetwegen würd ich, wenn ich’n drogendealer zu fassen krieg, den ganz sicher nicht laufenlassen, den würd ich mit eiserner kralle an seinem schmierigen scheitel packen, und ab ging’s ins revier. Für viele ist der schmutz auf den straßen die reinste mystik, ich aber weiß, daß es schlammplacken gibt, die im ruhigen wasser wie verruchte barken dümpeln, und zwei dinge kommen da in frage als gegenwehr: die reine lehre und der harte griff! Wer lehre und griff nicht annimmt ist wehrlos, dem sickert der üble notstand ein, so daß er in ner miesen alten haut steckt, aus der gibt’s kein

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