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Kannst du mir verzeihen

Kannst du mir verzeihen

Titel: Kannst du mir verzeihen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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schaute auf das Ergebnis ihres Ausbruchs. Irgendwie schön. So schön, dass sie beschloss, noch ein bisschen damit weiterzumachen. Hanny trampelte und sprang auf den Blumenresten herum, bis sie unvermittelt innehielt. Sie überlegte, ob sie lachen oder weinen sollte, entschied sich dann fürs Lachen und trampelte und sprang weiter wie eine Verrückte.
    Das war Therapie.
    Sie war nicht verrückt.
    Das war Therapie.
    Sie war nicht verrückt.
    Dann klopfte es an der Tür.
    Wer, um alles in der Welt ...?
    Doch im selben Augenblick wusste sie bereits die Antwort, und ihr Herz begann zu flattern.
    Sollte sie zur Tür marschieren, sie aufreißen und ihm einen Armvoll matschigen Wickensalat entgegenschleudern? Oder ihn doch besser mit anhaltendem Schweigen bestrafen?
    Aber die Entscheidung lag nicht bei ihr.
    Immer noch wie erstarrt, hörte sie, wie seine Schritte sich wieder entfernten. Dann das Quietschen des Gartentors. Eine Autotür. Einen Motor. Ein wegfahrendes Auto.
    Er hatte angeklopft und dann nicht gewartet? Er hatte angeklopft und war gleich wieder gefahren?
    Auf Zehenspitzen schlich sie durch den Flur und zur Haustür und öffnete sie. Ungläubig starrte sie zu Boden. Vor ihr lag eine kleine, sorgsam verpackte Schachtel, die sie zuerst zögerlich, dann erwartungsvoll auspackte.
    Es waren Pralinen.
    Und nicht einmal ihre Lieblingssorte, die er doch kannte.
    Stattdessen diese Muscheln aus zweitklassiger Schokolade. Viel zu süß.
    Geschmacklos im wahrsten Sinne des Worte.
    In diesem Moment wollte sie ihn prügeln. Verbal. Ihm sagen, dass er sich seine seltsamen Stippvisiten sparen konnte. Sie wollte ihm sagen, dass sie ihn hasste. Dass sie ihm niemals verzeihen würde. Dass er der schlechteste Mensch der Welt war.
    Natürlich konnte man einen Menschen nicht eben noch lieben und im nächsten Augenblick hassen. Was ging wohl gerade in seinem Kopf vor? Nein, nicht nur gerade jetzt, sondern auch, als ... Hanny schüttelte heftig den Kopf. Ihr kam es vor, als hätte sich der Mann, den sie so gut zu kennen glaubte, in einen völlig anderen Menschen verwandelt. Vielleicht hatte er es genau deshalb getan, so etwas völlig Untypisches. Der Mann, den sie zu kennen glaubte, hätte ihr niemals wehgetan.
    Aber dieser Mann war er nicht mehr, er war ein anderer. Oh, wie sie sich wünschte, selbst auch eine andere zu sein!
    Sie stopfte die Schachtel mit den Pralinen in den Küchenschrank.
    Â»Großartiger Versöhnungsversuch, Bastian.«
    Zum ersten Mal seit fast einem Monat sprach sie seinen Namen laut aus, und sie verschluckte sich fast daran. Dann machte sie sich an die Arbeit in ihrem Atelier. Hier war Hannys Welt.
    Gott sei Dank war es Hannys Welt. Die Frage, wer bleiben und wer gehen sollte, hatte sich gar nicht erst gestellt. Sie hatte ihn rausgeschmissen, nicht nur aus ihrem wunderschönen Cottagehaus, sondern auch aus ihrem Herzen.
    Als ihre Mutter Ruth damals krank wurde, war deren jüngere Schwester Midge von London hergezogen, um bei ihnen zu sein. Sie hatte ihren einträglichen Job aufgegeben, ihre schicke Wohnung in Camden und ihr Jetset-Leben, um sich um ihre Schwester und ihre Nichte zu kümmern.
    Tante Midge. Sie führte so ein glamouröses Leben, und sie liebte es, um die Welt zu reisen, aber es war keine Frage für sie, dass sie sich ihrer Verantwortung stellte und ihrer Schwester und Hanny beistand. Und obwohl Ruths Ende nicht ohne Vorwarnung kam, war ihr Tod ein immenser Schock für Midge und Hanny. Das Leben ohne Ruth war so anders. Doch entgegen aller Erwartungen gelang es Tante Midge mit ihrer Heiterkeit, der zarten Hanny über die schwere Zeit der Trauer hinwegzuhelfen.
    Mit achtzehn nahm Hanny ihr Studium in London auf, und natürlich begleitete Tante Midge sie, denn sie konnte es kaum abwarten, endlich wieder den Rummel der Metropole um sich zu haben, auch wenn sie kurz darauf erstaunt feststellen musste, dass London für sie nicht mehr viel zu bieten hatte.
    Â»Das Gras auf der anderen Seite ist nicht immer grüner, Hanny«, erklärte sie. »In diesem Fall gibt es hier ja nicht mal Gras. Oder kaum. Und mir fehlt das Gras. Ich hätte es nie für möglich gehalten, aber ja, mir fehlt das viele Grün!«
    Hanny verbrachte drei Jahre in London – Tante Midge hielt es nur drei Monate aus. Mit ihrem Job hatte sie tatsächlich so gut verdient, dass sie jetzt finanziell

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