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Kanonendonner über der Adria

Titel: Kanonendonner über der Adria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Adam
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Geschäftsführer einer Küstenreederei. Ja, alles war gut geworden, seitdem dieser fremde Kapitän vor so vielen Jahren damals in die verräucherte russische Dorfkneipe getreten war, weil an seinem Wagen ein Rad gebrochen war. Ohne Kapitän Winter hätten ihn diese adligen Strolche zu Tode geschleift. Es war ein hartes Land, dieses Russland. Es würde auch mit diesem Napoleon fertig werden.
    Wieder streifte Gregors Blick den Horizont ab. Plötzlich stutzte er. Da war ein Schatten vor der Küste. Er griff nach dem Teleskop. Es war noch ein wenig dunkel, aber er erkannte drei nicht sehr hohe Masten. Der hintere Mast war dicht am Heck. Und die Segel hatten diese besondere Trapezform. Das war ein Lugger auf konvergierendem Kurs. Was wollte der hier so dicht an der britischen Küste? Das konnte nur ein Kaperschiff sein, das sich in der Nacht in der Flussmündung bei Littlehampton auf die Lauer gelegt hatte.
    »Victoria!«, rief er. »Sofort alle wecken. Feuer aus. Klar Schiff. Ein Kaper jagt uns!«
    Er hörte Victoria rufen und rumoren. Dann kam sein Alexander als Erster an Deck. »Dad, wo ist er?«
    Gregor zeigte die Richtung und gab ihm das Teleskop.
    »Er kommt vom Land«, wunderte sich Alexander. »Vier Karronaden an der Breitseite, sicher Achtzehnpfünder. Ich nehme schon die Leinwand vom hinteren Pivot.« Er lief zum Heck.
    Sie kamen alle schnell und leise an Deck, spähten zum Feind und gingen auf ihre Posten. Alberto lief zur vorderen Kanone, die er mit Harry und einem weiteren Mann bedienen würde. Victoria nahm das Ruder, in dessen Bedienung sie geübt war. Der Pulverraum war aufgeschlossen. Die beiden Jungen würden die Kartuschen an Deck bringen und die Behälter mit den Kugeln nachfüllen. Ein Mann ging zu Alexander, damit auch die hintere Kanone mit drei Mann bedient werden konnte. Das waren wenig genug. Auf einem Kriegsschiff würden sieben bis neun Mann einer Achtpfünder-Kanone zugeteilt werden. Aber es musste reichen. Es blieb sowieso nur ein Mann übrig, um die Segel und Brassen nachzuziehen.
    »Vorderes Geschütz feuerbereit!«, rief Alberto vom Bug.
    »Geh zwei Punkte nach Steuerbord, Victoria, und duck dich, wenn sie feuern«, befahl Gregor.
    »Feuer frei!«, schrie er dann und sofort krachte die vordere Kanone. Gregor linste über das Rohr und erkannte, dass der Schuss den scharfen Bug des Luggers getroffen hatte. Dann sprang er zur Seite und riss die Abzugsleine. Der Schuss donnerte hinaus. Der Matrose hatte schon die Stange mit dem ›Wurm‹ im Rohr, die es von Rückständen reinigte. Dann drehte er die Stange und führte den Wischer ein.
    Alexander stand mit der nächsten Kartusche bereit und meldete: »Treffer am Heck oberhalb der Wasserlinie.«
    Gregor hantierte an der Plattform, auf der die Kanone montiert war, um sie etwas zu verstellen, denn der Lugger segelte schneller als sie und der Winkel veränderte sich. Die Entfernung betrug gut achthundert Meter, da brachten die Karronaden des Luggers noch nichts. Dass sie mit beiden Schüssen getroffen hatten, war nur dadurch zu erklären, dass Alberto und Gregor als ausgesprochene Scharfschützen galten.
    Schon wieder krachte die vordere Kanone. Jetzt sah auch Victoria, dass der Treffer am vorderen Mast des Luggers die Reling und die Takelage zerfetzte. »Hurra!«, schrie sie unwillkürlich. Keiner antwortete. Gregor zielte sorgfältig und schoss. Treffer an der Wasserlinie des Hecks.
    »Kann ich mit Ketten laden?«, fragte Alberto.
    »Versuch es!«, brüllte Gregor zurück und ließ sich nicht beim Zielen und Richten stören.
    Kettenkugeln waren zwei eiserne Halbschalen, die sich nach dem Abschuss trennten und durch eine Eisenkette verbunden waren. Sie sollten Takelage und Segel des Feindes stärker zerstören, als das eine einzige Kugel konnte.
    Albertos Kettenkugel zerfetzte das vordere Luggersegel und ließ den Lugger aus dem Ruder laufen. Gregor visierte das Heck an und erzielte einen Treffer, der durch den Lugger von hinten nach vorn fuhr und mit Sicherheit viel Schaden anrichtete.
    Aber der Gegner gab noch nicht auf. Ein Trupp Matrosen ersetzte das Segel. Der Lugger nahm wieder Fahrt auf und hielt jetzt mehr auf Gregors Kuff zu. Sie probierten es mit ihren Karronaden, die sie auf stärkste Erhöhung gerichtet hatten, aber ihre Kugeln fielen hundert Meter vor der Kuff in die See.
    Alexander war der Einzige, der jubelte. Die anderen waren zu routiniert, um auch nur einen Handgriff eine Sekunde zu unterbrechen. Wieder hatte Alberto eine

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