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Kanonenfutter

Kanonenfutter

Titel: Kanonenfutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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anderenfalls wird unser ›Herr und Meister‹ einige unfreundliche Worte für uns alle finden.«
    Überrascht schaute er auf den Säbel, den er immer noch in der Hand hielt.
    Vielleicht hatte da Rhodes Jurys Frage für ihn beantwortet?

Epilog
    Bolitho drückte seinen Hut fester und blickte zu dem großen grauen Haus empor. Von See blies ein kräftiger Wind, und der Regen, der ihm ins Gesicht klatschte, fühlte sich an wie Eisnadeln. So viele Monate, so langes Warten, und nun war er wieder zu Hause. Die Fahrt nach Falmouth, nachdem die Destiny in Plymouth geankert hatte, war lang und beschwerlich gewesen. Die Straßen waren ausgefahren, und der hochspritzende Matsch hatte die Fenster der Kutsche so verdreckt, daß es Bolitho schwergefallen war, einzelne Orte, die ihm seit seiner Kindheit vertraut waren, wiederzuerkennen.
    Und nun, am Ziel, schien ihm alles unwirklich und – aus Gründen, die er selbst nicht erklären konnte – für ihn verloren.
    Nur das Haus war unverändert und sah aus wie vor einem Jahr.
    Stockdale, der ihn von Plymouth begleitet hatte, trat unruhig von einem Fuß auf den anderen.
    »Sind Sie sicher, daß es richtig war, mich mitzunehmen, Sir?« Bolitho sah ihn an. Es war Dumaresqs letzte Geste gewesen, bevor er die Destin y der Schiffswerft zur gründlichen Überholung übergeben hatte und von Bord gegangen war: »Nehmen Sie Stockdale mit. Sie werden bald ein neues Kommando bekommen. Behalten Sie ihn bei sich, er ist ein brauchbarer Kerl.«
    Bolitho antwortete ruhig: »Sie sind hier willkommen und werden es bald merken.«
    Er schritt die ausgetretenen Stufen hinauf und sah, wie die zweiflüglige Tür sich nach innen öffnete. Es überraschte ihn nicht, denn er hatte schon gespürte, daß das ganze Haus ihn während der letzten Augenblicke schweigend beobachtet hatte.
    Aber es war nicht die alte Mrs. Tremayne, ihre langjährige Haushälterin, die ihn begrüßte, sondern ein junges Hausmädchen, das er nicht kannte.
    Sie knickste und errötete dabei: »Willkommen, Sir.« Fast im gleichen Atemzug setzte sie hinzu: »Käpt’n James erwartet Sie, Sir.« Bolitho trat den Schmutz von seinen Schuhen und übergab dem Mädchen Hut und Bootsmantel.
    Er schritt durch die getäfelte Eingangshalle in den großen Raum, den er so gut kannte. Da war das Kaminfeuer, munter prasselnd, als wolle es den Winter bezwingen; auf dem Sims schimmerte Zinngeschirr, und über allem hing ein Geruch, der – vermischt mit leichten Küchendüften – Geborgenheit ausstrahlte.
    Kapitän James Bolitho löste sich vom Kamin und legte seinem Sohn die Hand auf die Schulter. »Mein Gott, Richard, ich habe dich zuletzt als mageres Bürschchen in Kadettenuniform gesehen, und nun bist du als Mann zurückgekehrt.«
    Bolitho war bestürzt über das schlechte Aussehen seines Vaters. Er war zwar darauf vorbereitet, daß ihm ein Arm fehlte, aber sein Vater hatte sich unglaublich verändert. Sein Haar war grau, die Augen lagen tief in den Höhlen. Wegen seines hochgesteckten leeren Ärmels hielt er sich eigenartig. Bolitho hatte diese Haltung auch bei anderen ve rkrüppelten Seeleuten gesehen. Vielleicht fürchteten sie, daß jemand gegen die Stelle stoßen könnte, wo einmal der Arm gewesen war.
    »Setz dich, mein Junge.« Er betrachtete Bolitho so genau, als befürchte er, etwas zu übersehen. »Das ist aber eine schreckliche Narbe da auf deiner Stirn. Du mußt mir davon erzählen.« Aber es lag keine Bewegung in seiner Stimme. »Wer ist der Riese, mit de m ich dich kommen sah?«
    Bolitho packte die Armlehnen seines Stuhls. »Ein Mann namens Stockdale.« Er wurde sich plötzlich der Stille im Haus bewußt und fragte: »Vater, ist etwas nicht in Ordnung?«
    Sein Vater ging zu einem Fenster und starrte blicklos durch das regennasse Glas.
    »Ich habe es dir selbstverständlich geschrieben. Die Briefe werden dich eines Tages erreichen.« Er wandte sich heftig um. »Deine Mutter ist vor einem Monat gestorben, Richard.«
    Bolitho sah ihn entsetzt an, unfähig, sich zu bewegen, es zu begreifen. »Gestorben?«
    »Sie war nur kurze Zeit krank. Ein heftiges Fieber. Wir taten alles, was wir konnten.«
    Bolitho sagte leise: »Ich glaube, ich habe es geahnt. Gerade eben, vor dem Haus. Sie hat ihm immer das Licht gegeben.«
    Tot. Er hatte sich überlegt, was er ihr sagen wollte, wie er ihre Sorgen wegen seiner Verwundung zerstreuen konnte.
    Wie aus weiter Ferne sagte sein Vater: »Dein Schiff wurde uns schon vor einigen Tagen gemeldet.«
    »Ja. Aber

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