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Kantaki 02 - Der Metamorph

Kantaki 02 - Der Metamorph

Titel: Kantaki 02 - Der Metamorph Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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schulterlangen Haar – der Autokrat von Kerberos, begriff Valdorian plötzlich – war noch immer in Reglosigkeit gefangen, doch auf dem Stuhl neben ihm erschien ein zweiter Mann, der verblüfft die Augen aufriss: Edwald Emmerson.
    »Magnat…«, brachte er hervor, und dann erstarrte er wie der Autokrat.
    Olkin musterte ihn skeptisch, einen langen Zeigefinger an die Lippen gehoben. »Nein«, sagte er schließlich. »Nein, das ist kein geeigneter Spieler. Du hast den Falschen mitgebracht, Dorian.«
    Der kleine Humanoide ließ die Hand sinken, und Emmerson verschwand.
    // Dringlichkeit \\, verkündeten fremde Gedanken. // Sie erwacht.   \\
    »Wir sind noch nicht komplett«, sagte Olkin, und dabei klang seine Stimme fast schrill. »Wer käme als Spieler infrage? Zeig mir deine Erinnerungen, Dorian. Wer ist da? Wen könnte ich holen?«
    Wieder dehnte sich in Valdorians Geist etwas aus, das nicht ihm gehörte, das scharrte und kratzte, suchte und fand.
    Jonathan und Lukert Turannen erschienen neben dem Autokraten, und ihnen blieb gerade Zeit genug, nach Luft zu schnappen, bevor die Zeit für sie gefror und Statuen aus ihnen machte. Ihnen gegenüber materialisierten zwei weitere Personen: Enbert Dokkar und Benjamin.
    Olkin klatschte in die schmalen Hände. »Das reicht. Fünf Spieler genügen.«
    Dünne Falten bildeten sich in Valdorians Stirn. »Wir sind sechs.«
    »Sechs, ja. Aber nur fünf Spieler. Du bist für etwas anderes bestimmt, Dorian.«
    Jetzt!, drängte das freie Bruchstück von Valdorians Selbst. Er griff in die Tasche und holte den Keil daraus hervor, den Zeitschlüssel des Temporalen.
    »Ich will zurück!«, sagte er scharf, und diesmal gehorchte ihm der Mund. »Bring mich zurück.«
    »O ja, das.« Olkin streckte die Hand aus, und der Keil schwebte seinen langen Fingern entgegen. »Wie schön, dass du ihn mitgebracht hast.« Das zwergenhafte Geschöpf beugte sich an dem Autokraten vorbei über den Tisch, hielt den kristallenen Keil über das komplexe Gebilde und ließ ihn fallen.
    Er leuchtete kurz auf, als er die trennende Membran durchdrang, und dann fügte er sich den verschlungenen Strukturen so hinzu, als wäre er immer ein integraler Bestandteil von ihnen gewesen.
    »Damit befindet sich auch der Aktuator an seinem Platz«, sagte Olkin. »Jetzt fehlt nur noch…«
    Erneut hob der Humanoide die Hand und richtete den Zeigefinger auf ihn. Valdorian wollte zurückweichen, aber er konnte nicht. Ein kurzes Zerren, wieder der kurze Moment eines Blinzelns…
    Und er stand im Gebilde auf dem Tisch, als eine Figur unter den anderen. Olkins Gesicht schwebte wie ein riesiger Mond am von der Membran markierten Himmel, und die Gesichter der Erstarrten am Tisch waren wie etwas weiter entfernte Planeten.
    »Du bist der Wegfinder, Dorian«, sagte Olkin. »Bring uns fort von hier.«
    Wieder eine kurze Handbewegung, und der Autokrat und die anderen erwachten aus ihrer Starre.
    »Es ist so weit«, wandte sich Olkin an sie. »Spielt das Spiel.«
    Valdorian schrie, aber niemand hörte ihn.
     
     

39  Erwachen
     
Kerberos
17. April 421 SN
10:25 Uhr
     
    Beim ersten Aufenthalt an diesem Ort hatte Bruder Eklund den Eindruck von einem Wald gewonnen, aber jetzt sah er, dass es eher ein Hain war, bestehend aus weißen Spindeltürmen, die bis zu den schiefergrauen und lehmbraunen Wolken emporragten.
    »Es sind siebzehn«, sagte Raimon. »Wie die siebzehn Spitzen der Kapsel.«
    »Kapsel?«, wiederholte Eklund und sah sich um. Von Lutor war weit und breit nichts zu sehen.
    » Ihre Kapsel. Dies ist ihr Ort, ihre Schale.«
    Der Junge mit dem Gesicht eines reifen Erwachsenen setzte sich in Bewegung, und Eklund folgte ihm, ohne den Schmerz im Rücken. Die Präsenz der Kraft des Elysiums war an diesem Ort viel stärker, und sie rotierte mit Raimon in ihrem Zentrum. Als sich Eklund kurz auf sie konzentrierte, glaubte er, siebzehn Speichen eines Rades zu spüren, das sich langsam drehte, im Mittelpunkt der Junge… und noch ein anderes Selbst, klein und gleichzeitig gewaltig. Seltsam: Von Lutor fehlte jede Spur, obwohl Eklund sicher war, dass er zusammen mit Raimon und ihm selbst das Mandala – das Portal in diese Welt über der Welt – passiert hatte.
    Die weißen Türme begannen zu glühen, als sie an ihnen vorbeischritten, und Lichter kamen aus den kleinen Öffnungen in ihnen, runde Lichter, wie glitzernde Kugeln, die nach oben glitten und die Wolken zerrissen. Weit über den siebzehn Türmen riss der Himmel auf. Ein Loch

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