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Kantaki 02 - Der Metamorph

Kantaki 02 - Der Metamorph

Titel: Kantaki 02 - Der Metamorph Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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verschiedene Winde zerrten und die dadurch immer wieder ihre Form veränderte. Der Wolke folgte ein… goldener Stern. Er stieg langsamer auf und hatte das Meer gerade erst hinter sich gelassen, als das Schwarze jenseits des Himmels verschwand.
    Das Licht kehrte zurück, spiegelte sich an den Dornen des Sterns wider, der schneller wurde, ebenfalls dem Firmament entgegeneilte. Elisabeth versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Sie hatte gerade erst einen Schock hinter sich, verursacht von der schrecklichen Begegnung mit Lutor in ihrer Wohnung, und jetzt beobachtete sie etwas, das ihr wie eine Halluzination erschien. Sie blinzelte mehrmals, aber der goldene Stern blieb am Himmel, kletterte höher…
    Dann sah sie die Wellen. Hoch türmten sie sich auf, als sie vom offenen Meer her kommend auf die Stadt zurollten, höher als jemals zuvor. Die anderen Personen in der Nähe sahen sie ebenfalls und begannen zu laufen, aber Elisabeth blieb auf der Treppe stehen, die Augen groß und voller Erstaunen. Sie begriff, Zeugin von Ereignissen zu sein, die einmalig waren – und verheerend sein konnten.
    Das dumpfe Grollen in der Ferne schwoll an, wurde zu einem Donnern und kam näher.
    Die hohen Wellen erreichten die Hafenanlagen, und Elisabeth beobachtete, wie Schiffe und Boote angehoben und von den Sturzfluten verschlungen wurden. Ein Krachen gesellte sich dem Donnern hinzu, als die sich brechenden Wellen Gebäude zerschmetterten.
    Endlich fiel die Starre von der Ärztin ab, und sie eilte die Treppe hoch und ins Hospital. In den Korridoren und Behandlungszimmern herrschte ein heilloses Durcheinander aus Krankenpflegern und Patienten, und Elisabeth rief: »Das Hospital muss sofort geräumt werden!«
    »Dazu ist es zu spät«, erwiderte jemand. »Außerdem sind viele der Patienten ans Bett gebunden. Wir können nur hoffen, dass das Wasser nicht zu hoch steigt.«
    Elisabeth nahm diese Worte zum Anlass, wieder nach draußen auf die Veranda zu treten. Das Donnern verwandelte sich in ein lautes Zischen, als das Wasser unter den wie auf Stelzen stehenden Gebäuden schnell anstieg. Es brodelte, schien zu kochen, brachte Trümmer zerstörter Gebäude mit. Elisabeth sah nicht die Shuttles und Kampfschiffe der Soldaten über der Stadt, hörte nicht die Sirenen und Schreie. Das Wasser beanspruchte ihre ganze Aufmerksamkeit, die Strudel darin, der Schaum, die Trümmerstücke und Kadaver von Tieren, dort eine Leiche… Es erreichte ihre Füße und kletterte weiter, strömte durch die Türen ins Hospital. Als es die Knie der Ärztin berührte, verharrte das Wasser wie unschlüssig, strömte und schwappte, beschloss dann, wieder in Richtung Meer zu fließen.
    Eine Faust löste sich von Elisabeths Herz, und zutiefst erleichtert beobachtete sie, wie der Wasserstand wieder sank.
    Sie hob den Kopf, sah übers Delta und beobachtete, wie die Flutwelle zurückging. Sie senkte den Blick und bemerkte einen Schlammspringer, der neben ihr auf der Veranda zappelte. Vorsichtig schob sie ihn mit dem Fuß über den Rand und ins Wasser.
    »Dem ersten Patienten ist geholfen«, sagte sie, drehte sich um und betrat das Hospital, um anderen zu helfen, menschlichen Patienten. Es wartete viel Arbeit auf sie.
     
    Edwald Emmerson stand auf dem Pelion-Massiv, tausend Meter über dem Meer, und beobachtete, wie das schwarze Etwas aufstieg. In ihm zitterte ein Schatten des Entsetzens, das ihn am Meeresgrund geschüttelt und Raphael umgebracht hatte, und einige Sekunden rang er mit dem eigenen Empfinden und dem, was sich ihm als Realität darbot. Durfte er seinen Augen trauen? Geschah dies wirklich? Vage erinnerte er sich an ein rundes Zimmer und einen runden Tisch mit einer sonderbaren Vorrichtung, an den Autokraten, der völlig erstarrt neben ihm gesessen hatte, an Valdorian… Und dann stand er plötzlich an diesem Ort, hoch oben auf der Felswand, ohne zu wissen, wer oder was ihn hierher gebracht hatte.
    Hohe Wellen entstanden unter dem schwarzen Etwas, und ein Stern erschien, gelb wie… wie das Artefakt, das Emmerson in der Station am Meeresgrund gesehen und berührt hatte. Der Stern folgte dem Dunklen, aber langsamer, und beide verschwanden jenseits der Atmosphäre des Planeten. Emmersons Blick blieb nach oben gerichtet, und er sah ein Flackern und Aufblitzen wie von Explosionen im nahen All.
    Unten rollte eine Flutwelle der Stadt entgegen, erreichte die künstliche Insel des Autokraten, hob sie an, ließ sie zur Seite kippen…
    Stokkarts buntes, kitschiges

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