Verfuehrt von einem Highlander
Prolog
Burg Campbell
Glen Orchy, Schottland
1675
N un, wir alle wissen doch, dass Tristan den Kampf gewonnen hätte, wenn das nicht passiert wäre. Niemand kann ihn besiegen.« Robert Campbell, der Elfte Earl of Argyll, wandte sich seinem Neffen zu, der neben ihm saß, und zwinkerte ihm zu.
Callum MacGregor, der ihm gegenüber Platz genommen hatte, brummte zustimmend. »Aye, nur deshalb konnte dieser Bastard Fergusson ihn zu Fall bringen und einen Kampf provozieren. Ihm hätte man die Nase brechen müssen, nicht meinem Sohn.«
»Ich habe ihm einen kräftigen Kinnhaken verpasst, Vater«, verteidigte sich Tristan. »Außerdem tut sie gar nicht mehr weh.« Er betastete seine lädierte Nase. Sie schmerzte noch immer höllisch, aber ein MacGregor jammerte nicht über gebrochene Knochen. »Alex Fergussons Stolz wird sich schwerer wiederherstellen lassen.«
»Gut gesprochen«, lobte sein Onkel und klopfte Tristan auf die Schulter. »In deinen Adern fließt Ritterblut. Du wirst zu einem Ehrenmann heranwachsen.«
Tristan glühte vor Stolz.
»Mir gefällt es, wenn der Nasenrücken ein wenig krumm ist.« Kate MacGregor legte ihre Stickarbeit aus der Hand und lächelte ihren Sohn liebevoll an. »Jetzt siehst du deinem Onkel sogar noch ähnlicher. Habe ich recht, Anne?«
Roberts schöne Frau schaute von ihrer Nadelarbeit auf und stimmte zu. »Ja, er ist genauso hübsch. Auch mit blutunterlaufenen Augen.«
Tristan errötete und versetzte seiner Schwester mit der Schulter einen Stups, als sie ihn spöttisch anlachte.
»Ich fürchte, die Nase des Jungen muss noch einige Male mehr gebrochen werden, ehe sie meiner gleicht.« Robert Campbell ergriff die Hand seines Neffen, bog ihm die Finger zur Faust und legte seine Hand darüber. »Denk immer daran, dass die Abwehr genauso wichtig ist wie schnelle Schlagkraft.«
Graham Grant, ein enger Freund der MacGregors und der Campbells of Argyll, saß am Kamin und trank sein Bier. Jetzt stieß er mit der Stiefelspitze gegen den Fuß des Chiefs der MacGregors. »Callum, du wirst Robbie doch nicht erlauben, Tristan in der Kunst des Nahkampfes zu unterweisen, oder?«
»Meine Fähigkeiten anzuzweifeln beweist nur, dass du ein schlechter Lehrer bist, Graham«, erwiderte Robert gelassen.
»Ich gebe zu, dass dein Können sich unter meiner Anleitung im Laufe der Jahre sehr verbessert hat«, entgegnete Graham leichthin. »Aber hätte ich Tristan ausgebildet, würden dem jungen Alex Fergusson jetzt ein paar Zähne fehlen und vielleicht ein oder zwei Gliedmaßen.«
Robert schaute lächelnd auf Tristan, als die Krieger um sie herum alle zustimmten, dass der lästige Fergusson-Junge sich eines Tages aufgespießt von der Klinge eines Widersachers wiederfinden würde – vorzugsweise von der Tristans.
»Denk also daran«, Robert Campbell beugte sich so weit vor, dass nur sein Neffe ihn hören konnte, »dass es im Leben eines Mannes viele Momente gibt, in denen die Entscheidung, die er trifft, sein weiteres Schicksal bestimmt.«
Tristan nickte. Er begriff diese Worte, weil Kriegerblut in seinen Adern floss. Es war nicht immer nötig, dem Gegner den schlimmstmöglichen Schaden zuzufügen – die Tatsache, dass sein Vater nicht immer mit dieser Meinung einverstanden war, ließ Tristan sich manchmal wünschen, der Earl wäre statt des Chiefs sein Vater. Er dachte über seine Entscheidung nach, gegen Alex zu kämpfen, nachdem er sich vom Boden aufgerappelt hatte. Tristan hatte nicht damit gerechnet, dass die Faust des Jungen so schnell sein würde. Alles, woran er sich erinnerte, nachdem Alex Fergusson ihn getroffen hatte, war der Geschmack von Blut in seinem Mund und dass sein und Alex’ Vater sich angeschrien hatten. Danach hatte seine Mutter ihn an den weiteren Wettkämpfen nicht mehr teilnehmen lassen – drei Wettkämpfe, von denen Tristan gewusst hatte, dass er sie gewinnen könnte. Er hatte sein Schicksal insofern gut gelenkt, als dass er lediglich mit einer blutenden Nase nach Hause gekommen war.
Der Lärm, der plötzlich ins Zimmer drang, ließ die Männer aufspringen. Das laute Rufen, das von draußen zu hören war, veranlasste sie, zu ihren Schwertern zu greifen.
»MacGregor!«, brüllte jemand. »Komm raus und stell dich mir, wenn du den Mut dazu hast! Du beleidigst mich und meine Familie nicht noch einmal! Du wirst diese Nacht nicht überleben!«
Tristan hörte kaum, dass sein Vater den Frauen und Kindern befahl, nach oben in den Turm zu gehen. Während ihm die Farbe aus dem
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