Kantaki 03 - Der Zeitkrieg
Dutzend und mehr Akuhaschi krabbelten wie humanoide Insekten über die verwinkelten Wände und krochen in eine Wabe, die aus fünfeckigen Zellen bestand. Als die Akuhaschi in ihnen lagen, klappten lukenartige Verschlüsse vor die Zellen, die sich innerhalb weniger Sekunden mit einer hellgrünen gallertartigen Masse füllten, die zu erstarren schien.
»Hibernation«, sagte Diamant.
»Müssen auch wir …«
»Nein. Wir würden im Gel ersticken. Es ist Nährmasse für die Akuhaschi.«
Vom Kantaki kam ein Klicken, und es klang selbst für Valdorians Ohren drängend.
»Vater Jorrn braucht mich.«
Valdorian fühlte sich von Diamant auf eine Sitzfläche gedrückt, an der er irgendwie festzuhaften schien. Die Pilotin eilte fort, und ein dumpfes Summen wies darauf hin, dass die Systeme des Ersten zu energetischem Leben erwachten. Valdorian drehte den Kopf von einer Seite zur anderen und entdeckte über sich schließlich etwas, das wie ein Fenster aussah und vielleicht tatsächlich eines war. Die Überlebenszelle glitt durch eine Wolke aus auseinander treibenden, teilweise glühenden Segmenten: die Reste des Kantaki-Schiffs. Lichter tanzten durch das Durcheinander aus voneinander gelösten und geborstenen Elementen, wie auf der Suche nach etwas, und eines von ihnen näherte sich dem Ersten …
In den Transraum!, dachte Valdorian. Wir müssen in den Transraum fliehen!
Licht gleißte, sogar durch seine gesenkten Lider, und etwas fiel auf ihn herab und hielt ihn fest, als alle Richtungen einen Reigen des Chaos tanzten. Er fühlte sich nicht hin und her gezogen, als die energetische Druckwelle einer enormen Explosion das Erste durchs interplanetare All des Urirr-Systems schleuderte, aber etwas schien bestrebt zu sein, sein Inneres nach außen zu kehren, ihn umzustülpen. Er hörte, wie Diamant etwas rief, er hörte das Klicken von Vater Jorrn, er hörte auch ein Heulen, das offenbar von überlasteten Systemen stammte, und dann hörte er, irgendwie lauter als alles andere zuvor, völlige Stille, die seine Gedanken aufsaugte.
Valdorian kam wieder zu sich, als ihn etwas an der Stirn berührte. Eine Stimme erklang, doch es dauerte einige Sekunden, bis die Worte einen Sinn bekamen.
»Hören Sie mich, Valdorian?«
Er hob mühsam die erstaunlich schweren Lider – und sah direkt vor sich die Leere des Alls. Für ein oder zwei absurde Momente hielt er die Luft an, als könnte ihn das davor bewahren, sofort im kalten Vakuum zu sterben.
Diamant saß neben ihm auf einem schwarzen Buckel. »Wir leben«, sagte sie. »Noch.«
»Aber wie …«, brachte Valdorian hervor und deutete nach vorn.
Auf der einen Seite war das Erste der Länge nach aufgerissen, und die klaffende Öffnung, ein Fenster makabrer Art, gewährte Ausblick auf eine Szene der Vernichtung. Eine erbitterte Schlacht tobte im All, völlig lautlos, geführt von zwei Gegnern, die beide nicht aus diesem Universum stammten, den Temporalen und ihren Feinden vom Widerstand. Die Raumschiffe selbst sah Valdorian nicht, wohl aber die Strahlblitze und vor allem die Explosionen, die wie tödliche Blumen im schwarzen Nichts erblühten.
Er fühlte sich an Kabäa erinnert, an die Flotte der Allianz, die dort auf seine Streitmacht gewartet hatte, an die bittere Niederlage.
»Eine hyperdimensionale Trennwand schützt uns vor dem Vakuum«, sagte Diamant. »Wir sind einfach noch nicht ganz dort.« Sie deutete in den Weltraum hinaus.
»Noch nicht?«, fragte Valdorian, beobachtete das Flackern in der Ferne und begriff plötzlich: All die stillen Lichter bedeuteten, dass Leben ausgelöscht wurde.
»Das Schiff ist zerstört, und jetzt stirbt auch seine Seele. Dadurch wird die Trennwand immer schwächer. Wenn sie verschwindet, wenn die Reste des Ersten ganz in die gewöhnlichen Dimensionen zurückkehren … Dann sterben wir.«
Valdorian blickte in den Teil des Segments, den er für vorn hielt, und sah dort die reglose, in sich zusammengesunkene Gestalt des Kantaki. Es summten keine Servomotoren mehr, und es huschten auch keine Fluoreszenzen über die Gliedmaßen.
»Er ist tot«, sagte Diamant. »Er ist gestorben, ohne im Transraum mit dem Geist eins zu werden. So wie auch die anderen Kantaki dort draußen sterben, ohne ihr Wissen dem Materie gewordenen Geist übermitteln zu können. Für die Kantaki gibt es nichts Schlimmeres.«
»Vielleicht doch«, sagte Valdorian leise, als sein Blick ins All zurückkehrte. Das Segment rotierte langsam, und der Planet, zu dem das Kantaki-Schiff
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