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Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Titel: Kantaki 03 - Der Zeitkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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unterwegs gewesen war, geriet in Sicht: Munghar. Er zeigte sich nicht mehr als matte Sichel wie zuvor in den pseudorealen Fenstern des Pilotendoms, sondern als glühende Kugel. »Ich fürchte, die Temporalen haben einen Planetenfresser oder eine ähnliche Waffe gegen Munghar eingesetzt. Die Ursprungswelt der Kantaki verbrennt.«
    Diamant starrte mit stummem Entsetzen.
    Eine Minute später verschwand der Planet aus ihrem Blickfeld.
    »Wir können doch nicht einfach so sterben!«, sagte Valdorian, als die Stille zu lange andauerte und ihn zu zermalmen drohte.
    Diamant schwieg.
    »Ich meine …« Er fühlte die Absurdität wie einen Strick am Hals. »Es muss … irgendetwas passieren! Einfach so zu sterben …« Plötzlich fiel ihm etwas ein. »Der Transraum! Bringen Sie uns in den Transraum, Lidia!«
    Sie seufzte kaum hörbar.
    »Ich bin Diamant«, sagte sie leise. »Und ich kann uns nicht in den Transraum bringen, jedenfalls nicht ohne Transferenergie. Das ist nicht die primäre Aufgabe des Piloten. Ich verbinde das Schiff im Transraum mit einem Faden und zeige ihm so den Weg.«
    »Aber …«
    »Seit dem Auseinanderbrechen des Schiffes haben wir keine Transferenergie mehr. Und hier geht selbst die Energie für die Notsysteme zur Neige.« Diamant deutete kurz zu den Akuhaschi. »Sie überleben vielleicht im Hibernationsgel.«
    Valdorian fühlte plötzlich herankriechende Kälte. »Aber es muss doch irgendeine Möglichkeit geben … Wir können doch nicht einfach so sterben!«
    »Glauben Sie, das Universum müsste eingreifen, um Sie vor dem Tod zu bewahren?«, fragte Diamant, aber ihre Stimme klang nicht spöttisch bei diesen Worten, sondern fast mitleidig. »Halten Sie sich selbst für so wichtig?«
    In den finsteren Tiefen von Valdorians Selbst regte sich die dunkle Kreatur. Und je kälter es wurde, je näher der Tod rückte, desto lauter wurde jenes Flüstern des Zorns und des Hasses. Du hast alles ihr zu verdanken. Warum rächst du dich nicht? Gibt es eine bessere Gelegenheit? Du wirst sterben, Valdorian. Gleich. In wenigen Minuten. Töte sie jetzt! Leg ihr die Hände um den Hals und drück zu! Erfülle dir diesen Wunsch!
    Valdorian zitterte, und es lag nicht nur an der Kälte.
    Er sah die Frau an, die neben ihm saß, ruhig und gefasst. Selbst das Entsetzen angesichts der Vernichtung von Munghar war aus ihrem Gesicht gewichen.
    Er merkte gar nicht, wie sich seine Hände zu Fäusten ballten.
    »Wie können Sie nur so …«
    »Was erwarten Sie von mir? Dass ich die letzten Minuten meines Lebens damit verbringe, hysterisch zu schreien? Eines der ersten Dinge, die man als Kantaki-Pilotin lernt, ist Demut. Und dass wir alle nicht mehr sind als Staubkörner in der Unendlichkeit.«
    Valdorian zitterte stärker. Du bist kein Staubkorn, flüsterte der andere, zornige Valdorian in ihm. Du bist Rungard Avar Valdorian der Neunzehnte! Sag es ihr!
    »Haben Sie denn … keine Angst vor dem Tod?«, fragte er.
    »Oh, ich würde sehr gern am Leben bleiben, herzlichen Dank«, erwiderte Diamant. »Aber Sie haben den Konflikt Ihrer Welt hierher gebracht. Sie … Nein.« Sie unterbrach sich kurz und schüttelte den Kopf. »Nein, das ist Unsinn. Dieses ganze Universum, meine Welt, ist das Ergebnis des Konflikts.« Sie blickte wieder hinaus ins All. Munghar erschien erneut, ein brennender Planet. »Vielleicht sehe ich sie gleich wieder.«
    »Wen?«
    »Meine Eltern. Roald und Carmellina.«
    »Ich …« Valdorian hatte noch immer die Fäuste geballt. »Wir dürfen uns doch nicht einfach dem Tod fügen. Es muss doch irgendetwas geben, das wir tun können! Wenn wir einen Notruf senden, wenn wir irgendwie auf uns aufmerksam machen …«
    »Wir haben keine Energie mehr.«
    Bring sie um!, heulte es in Valdorian. Bring sie um, jetzt! Oder willst du sterben, ohne Rache zu nehmen?
    »Ich will nicht sterben!«
    »Niemand von uns will das«, sagte Diamant. »Aber schließlich trifft es uns alle. Selbst uns Kantaki-Piloten. Schade. Ich hatte mir ein längeres Leben erhofft.«
    »Wie können Sie so verdammt ruhig sein?«, entfuhr es Valdorian. Selbst die Fäuste zitterten jetzt.
    »Weil ich mit mir selbst im Reinen bin. Glauben Sie an ein Leben nach dem Tod?«
    »Ich glaube an dieses Leben!«
    »Davon müssen Sie jetzt Abschied nehmen. Es ist gleich so weit. Ich spüre, wie sich die Trennwand auflöst.«
    Ein leises Pfeifen erklang, und für ein oder zwei Sekunden gab sich Valdorian der wilden Hoffnung hin, dass es sich um das akustische Signal eines

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