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Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Titel: Kantaki 03 - Der Zeitkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Sakraler Kodex genügte ihnen als Schutz: Wer dagegen verstieß, wer gar Kantaki angriff, wurde mit einem Bann belegt, der interstellare Reisen praktisch ebenso unmöglich machte wie die Kommunikation über Transverbindungen. Die Strafe hieß: Isolation.
    Vater Jorrns vordere Gliedmaßen bewegten sich und bewirkten Veränderungen in der taktischen Darstellung. Bestimmte Bereiche des Urirr-Systems wurden vergrößert. Einmal rückte Munghar näher, und Valdorian sah eine Wolke aus aufsteigenden kleinen Fünfecken, wahrscheinlich die Evakuierungsschiffe der Kantaki. Soweit er es erkennen konnte, stießen die Angreifer nirgends auf Gegenwehr.
    Valdorian wusste sich tief im Inneren eines schwarzen Kolosses, aber trotzdem kam er sich sehr verwundbar vor.
    Plötzlich flackerte es in den pseudorealen Fenstern an den Wänden und auch im großen Projektionsfeld in der Mitte des Raums: Neue Symbole erschienen in der taktischen Darstellung, ein Schwarm aus kleinen Kreisen, kugelförmig angeordnet wie die Nadeln. Aber diese Kugel schrumpfte nicht etwa, mit Munghar im Mittelpunkt, sondern schwoll langsam an.
    Blitze zuckten den Angreifern entgegen. Verteidiger. Jemand kam den Kantaki zu Hilfe. Der »Widerstand«, den Olkin erwähnt hatte?
    Jähes weißes Licht gleißte von den pseudorealen Fenstern, und das Kantaki-Schiff schüttelte sich wieder. Neue Geräusche erklangen: ein Knacken und Knirschen. Diamants Hände zuckten aus den Sensormulden, als wären die dortigen Kontrollen glühend heiß geworden, und sie riss die Augen auf. »Das Schiff ist verletzt!«, sagte sie.
    »Wir müssen uns ins Erste zurückziehen«, klickte Vater Jorrn, und die Akuhaschi waren sofort auf den Beinen. Einer von ihnen betätigte die Kontrollen einer Konsole, und das Knacken und Knirschen wurde lauter.
    Eine Öffnung bildete sich im Boden, ein großes Fünfeck, das in die Tiefe führte. Die Akuhaschi sprangen ohne zu zögern hinein und verschwanden in der Finsternis.
    Diamant stand auf einmal neben Valdorian und zog ihn auf die Beine. »Kommen Sie! Das Schiff ist instabil. Wir müssen uns in Sicherheit bringen.«
    Vater Jorrn, begleitet von flackerndem Fluoreszieren, verschwand ebenfalls in der Öffnung. Weitere Erschütterungen erfassten das Schiff, und es fiel Valdorian schwer, das Gleichgewicht zu wahren, als Diamant ihn zum Loch im Boden zog. Am Rand der Öffnung zögerte er, denn er sah nur Schwärze, keine Leiter, keinen Boden, nichts. Doch ein weiterer Stoß nahm ihm die Entscheidung ab, ließ ihn taumeln und in die Leere fallen.
    Er spürte ein kurzes Prickeln, als ihn ein Kraftfeld erfasste und langsam durch den breiten Schacht nach unten schweben ließ. Diamant befand sich neben ihm. »Was ist das Erste?«
    »Das erste Segment des Schiffes, sein Herz und seine Seele«, antwortete Diamant, als wäre das Kantaki-Schiff eine lebendige Entität. »Alle anderen Elemente sind Erweiterungen. Im Notfall dient es auch als Überlebenszelle.«
    Licht kehrte zurück, und mit ihm kam Substanz. Valdorian sah unter sich ein dunkles Objekt, wie ein schwarzer Kristall, etwa fünfzig Meter lang und zehn Meter dick. Zahlreiche Stangen, Dorne und Elemente, die wie Stege und Brücken aussahen, verbanden es mit den anderen Segmenten. Als Valdorian den Zugang in der Seite des Ersten erreichte, beobachtete er, wie sich die Verbindungsstellen lösten.
    Es donnerte in der Ferne, und das Geräusch schwoll an, bis das ganze Kantaki-Schiff wie eine gewaltige Glocke dröhnte. Valdorian presste die Hände auf die Ohren und kniff aus einem Reflex heraus auch die Augen zu. Er spürte Bewegungen um sich herum – auch er selbst bewegte sich –, und als er die Lider wieder hob, befand er sich im Inneren des Ersten. Auf dem Weg hinein hatte er die Brille verloren, und starke perspektivische Verzerrungen erzeugten Übelkeit in ihm. Vater Jorrn hing vorn – beziehungsweise an einer schrägen Wand – in einem Netz, sah aus wie eine alte Gottesanbeterin, die in einer Spinnwebe gefangen war. Stachelartige Gebilde ragten darüber und darunter aus Decke und Boden, wie dazu bereit, sich in den Kantaki zu bohren. Die Wände schienen die ganze Zeit über ihre Struktur zu verändern, neigten sich nach vorn, kippten …
    »Es sind optische Täuschungen«, sagte Diamant. Sie befand sich direkt neben Valdorian, aber ihr Oberkörper schien wesentlich weiter entfernt zu sein als die Beine, und ihre Stimme klang seltsam gedämpft. »Hier verändert sich nichts; alles ist stabil.«
    Ein

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